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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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der Geliebten, Schiffsführer.«
    »Das ist nicht zu ihrem Vorteil.«
    »Ich bin das unwürdige Sprachrohr der Geliebten, Schiffsführer Ubu Roy.«
    Ubu starrte Zwölf an. Wut brannte in seinem Innern. Marco hatte ihm seinen eigenen Lieferplan garantiert und sich dann hinter seinem Rücken mit der Geliebten zusammengetan, um dafür zu sorgen, daß die Runaway nichts mehr zu melden hatte.
    »Na schön, Willensfrei Zwölf«, sagte Ubu. »Ich baue darauf, daß du der Geliebten meine Meinung übermittelst.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein, Schiffsführer.«
    Ubu stieß sich vom Eingang zur Schleuse nach hinten und ließ die Innentür herabgleiten. Das rote Licht über der Schleuse spiegelte sich auf seinen Händen und färbte sie rot wie Blut. Blau Achtzehn, dachte er.
    Wahnsinn.

    Die Zentrifuge, die langsam auf ein G beschleunigte, erzitterte. Eine der Naturlicht-Leuchtstofflampen an der Decke ging aus. Ubu warf einen verärgerten Blick nach oben.
    Marco sah ihn mit tiefliegenden Augen an, ein holographischer Totenkopf. »Wir wissen, daß ihr Besuch von einem Angehörigen des Schimmernden Clans hattet. Ich finde, das ist nicht gut für das Geschäft.«
    Ubu schaute in die tiefliegenden Augen und grinste.
    »Und ich weiß, daß ihr eure Lieferungen an den Schimmernden Clan in einem anderen System abwickeln wollt, damit ihr die Kontrolle über den Lieferplan behaltet. Ich bin Bestandteil dieses Plans, Marco. Ich will ihn sehen. Was glaubst du, wer ich bin, meine dämliche Schwester?«
    »Du wirst den Plan zu sehen bekommen, wenn er fertig ist.«
    »Dann spreche ich mit den Leuten vom Schimmernden Clan, wann ich will.«
    Marcos unrasiertes Kinn ruckte verächtlich. »Ich glaube, du nimmst dieses Geschäft nicht ernst genug, Ubu Roy.«
    »Ich nehme es so ernst, wie es mein Anteil von einem Sechstel erfordert, Marco de Suarez.«
    Marco schaute finster drein. Der Gesichtsausdruck reizte Ubu nur zum Lachen.
    Die Abrazo brach die Verbindung ohne ein weiteres Wort ab.
    Ubus kalte Belustigung versiegte ein paar Minuten später, als er einen Funkspruch der Abrazo an die Geliebte las, in dem diese den Schimmernden Clan bat, einen persönlichen Vertreter zu schicken, um die letzten Einzelheiten des Vertrags zu regeln.
    Wut erfüllte ihn. Er verließ den Kommandokäfig, marschierte zornig durch die Zentrifuge und grub seine nackten Fersen in den abgenutzten grünen Teppich, als er an der Werkstatt, dem Lagerbereich für die Nahrungsmittel und den ganzen leeren Kabinen vorbeikam, in denen früher einmal Pascos Familie gewohnt hatte. Schließlich landete er wieder beim Kommandokäfig. Die blinkenden Lichter an der Kommunikationstafel zeigten, daß immer noch abgefangene Funksprüche eingingen. Er wollte sie nicht sehen und stieg rasch die Leiter hinauf. Essensdüfte wehten ihm entgegen, und er betrat die Kombüse.
    Maria schaute zu ihm auf. Sie machte gerade Mehlklöße. Es drehte Ubu den Magen um, als er die aufgeplatzte Lippe sah, das violette Veilchen am Auge. Er ballte die Fäuste.
    »Marco bittet um ein privates Rendezvous mit Zwölf«, sagte er.
    »Scheiße.«
    »Wir sind aus dem Rennen, wenn wir nicht irgendwas unternehmen.«
    Wilder Zorn brannte in ihm. Sein dröhnender Herzschlag war das Kriegslied der Geliebten.
    Ubu schlug Maria noch zweimal. Ihm wurde übel von der Art, wie es ihren Kopf bei jedem Schlag herumriß, wie sie dastand und die Schläge einsteckte, die Hände an den Seiten.
    Er brachte es nicht mehr über sich, sie anzusehen. Er merkte, wie er auf die Arbeitsplatte mit dem halb fertigen Abendessen starrte, auf den Teig, der so bleich war wie Marcos Haut, auf die Spuren von Marias Fingernägeln am verschlossenen Rand jedes fertigen Mehlkloßes.
    Heiße Galle stieg in seiner Kehle hoch. Er drehte sich um und floh in die Zentrifuge hinaus. Dort konnte er nur noch im Kreis laufen.

20. Kapitel

    Jüngerer Bruder.« Der Klang von Ridges Stimme, die aus den verborgenen Lautsprechern hinter ihm kam, ließ Kit zusammenzucken. Ständig schlich sein Neffe sich an ihn an, selbst wenn er gar nicht körperlich anwesend war.
    »Der Schiffsführer will dich sehen. In seinem Büro. Capisce?«
    Kit schaute über den Messetisch hinweg zu Juan und zuckte die Achseln. Juan gab dem Polarisator des Spieltischs eine Drehung, und Kit ließ den Blick auf die ebenholzschwarze Fläche sinken. Eine Phalanx dreidimensionaler Schiffe füllte die Schwärze. Plasma strömte aus ihren Triebwerken. Drei auf sechs. »Kleines Geschwader«,

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