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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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sagte Juan.
    Kit drehte den Knopf seines Polarisators und ließ Juan seine Aufstellung sehen. Sonnen leuchteten in den Tiefen des Tischs, umgeben von Planeten, die sich auf ihren Kreisbahnen bewegten. »Cluster«, sagte Kit.
    »Mist.«
    »Du hättest nicht verdoppeln sollen, älterer Bruder. Du weißt, daß ich in der letzten Runde achtzehn gesetzt habe.«
    »Scheiße. Chinga tu madre .«
    Kit berührte ein Symbol auf der Anzeige, das Juans Verluste seinem Konto gutschrieb, stand dann auf und verließ den Shootersalon. Die Schirmtür schnappte automatisch hinter ihm zu.
    Das Schloß war jetzt auf seinen Abdruck eingestellt. Auf dem Weg nach Santos 448 hatte er seinen ersten Schuß durchgeführt. Es war nicht der beste Schuß der Reise gewesen, aber auch nicht der schlechteste. Er war stolz darauf.
    Marco redete Kit jetzt sogar mit seinem Namen an.
    Die Tür zu Marcos Büro war geschlossen, was ungewöhnlich war. Normalerweise ließ Marco sie offen, damit er hören konnte, was im Schiff vorging.
    Kit kratzte an der Tür. »Ich bin’s, Schiffsführer.«
    »Komm rein, Shooter!«
    Er stieß die Schirmtür auf und trat ein. Sein Herz setzte für einen Schlag aus. »Hi«, sagte er. Der Gruß war ein reiner Reflex.
    Die schöne Maria schaute zu ihm hoch. Sie saß auf der Kante des Sessels vor Marcos Workstation, und ihre langen Beine hingen über den Rand. Ihr Gesicht war von blauen Flecken übersät. »Ich bin abgehauen«, sagte sie.

    Kit klappte einen Stuhl von der Wand und setzte sich. Marcos lippenloses Lächeln wurde breiter. Sein Blick wanderte zwischen Kit und Maria hin und her. »Sie will bei uns bleiben«, sagte er. »Was hältst du davon?«
    »Ich will bei dir bleiben«, platzte Maria heraus. Ihre dunklen Augen starrten Kit an, und Kits Nerven wurden warm.
    Ein Schweigen entstand, das kurz vom Zischen von Marcos Espressoballon unterbrochen wurde. Der Schiffsführer saß auf der Kante seines Schreibtischs. Seine knotigen Füße baumelten herab. Er hatte nur ein Kruzifix um und eine blaue Hose an. Sein Blick heftete sich auf Kit.
    »Was meinst du dazu, Kit?« fragte er.
    Kit fand seine Stimme wieder. Wut und Entsetzen brodelten in seinem Bauch, als er Marias Gesicht betrachtete. »Was ist passiert?« fragte er.
    »Ubu gibt mir die Schuld daran, wie … alles gelaufen ist. Er hat mich verprügelt. Ich konnt’s nicht mehr aushalten.«
    »Und nun willst du dich also dem Suarez-Clan anschließen«, sagte Marco. »Dem netten, liebenswerten Suarez-Clan. Der bei der gesamten Menschheit für sein Mitgefühl bekannt ist.«
    Der Blick der schönen Maria zuckte zu Marco. Kit sah einen Muskel an ihrer Wange zucken. »Ich kann mir meinen Lebensunterhalt verdienen«, erwiderte sie. »Ich bin Shooterin. Eine sehr gute Shooterin. Und ich kann mit den Aliens umgehen, wahrscheinlich sogar besser als jeder andere. Und ihr werdet ohnehin expandieren, stimmt’s? Wenn ihr mehr Schiffe habt, braucht ihr auch mehr Shooter.«
    »Hast dir alles gut überlegt, was, Mädchen?«
    »Ganz recht. Sonst gab’s ja nicht viel zu überlegen.«
    »Wohl nicht.« Es gab eine neue Pause. Marco sah wieder Kit an. »Du hast noch gar nichts gesagt, Shooter. Willst du die Frau oder nicht?«
    Kits Blick war nicht von Maria gewichen. Sein Blut brodelte erst heiß, dann kalt durch seine Adern. Er hatte ein sonderbar unwirkliches Gefühl, als ob das ein unwahrscheinlicher Wachtraum oder ein grotesker Scherz wäre. Sowas gab’s doch im wirklichen Leben gar nicht.
    »Ja«, sagte er.
    Farbe erblühte hoch oben auf Marias Wangen und tönte die Stellen zwischen den blauen Flecken. Sie senkte den Blick auf ihren Schoß.
    »Danke«, sagte sie.
    Eine trunkene Seligkeit reifte in Kit. Er war einen Handel mit seinem persönlichen Dämon Marco eingegangen, Maria zu opfern, um Shooter zu werden und die Abrazo verlassen zu können – und jetzt würde er Maria zurückbekommen, gerade so, als ob er sie nie benutzt, nie aufgegeben hätte.
    »Der Shooter sagt ja«, meinte Marco. »Aber der Schiffsführer hat sich noch gar nicht geäußert.«
    Kit blickte in jäher Wut zu Marco auf. »Ich kann’s mir aussuchen«, sagte er. »Ich kann mir aussuchen, wen …«
    Marco sah ihn an. Sein Mund zuckte. »Halt, verdammt noch mal, die Schnauze, Kit!«
    Kits Wut gefror. Die Worte blieben ihm im Hals stecken.
    »Gut.« Marco wandte sich wieder an die schöne Maria. »Ich will wissen, was Ubu vorhat, Shooterin«, sagte er. »Was in seinem Kopf vorgeht.«
    Maria hob die Schultern.

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