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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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PDK gemacht. Er bringt Versorgungsmaterial der Kompanie zu Seven Systems Mining auf Trincheras. Marco ist in einer Null-ge-Bar in der Nabe. Der Laden heißt Bahìa. Da macht er Geschäfte mit ’ner Mutanto-Familie.«
    Na schön, dachte Ubu. Dann muß ich mich wohl ins Unvermeidliche fügen. Long Reach steckte mitten in einer ausgedehnten Selbstzerstörungszeremonie und war in ein chaotisches Durcheinander von Gläubigern, Steuerfahndern, unklaren Verantwortlichkeitsstrukturen innerhalb des Unternehmens, halb erfüllten Verträgen und Übernahmeversuchen verstrickt. Der halbe Aufsichtsrat hatte sich mit unbekanntem Ziel in alle Winde verstreut, die Navy mußte eine Rettungsmission für die hungernden Bürger in einer der neuen Long Reach-Siedlungen in die Wege leiten, und viele Firmenunterlagen fehlten. Zu diesem Zeitpunkt war nur eins klar, nämlich daß niemand Geld sehen würde.
    Auf dem Markt von Angelica gab es keine Käufer. Außer der eingestellten Long Reach-Option war im Angelica-System nur Biagra-Exeter vertreten, und Biagra plante derartige Dinge auf Jahre im voraus; sie waren Selbstversorger, die größere Einkäufe von Bedarfsgütern vollständig intern abwickelten und kein Interesse hatten, Verträge mit Unabhängigen abzuschließen, selbst wenn es Profit bringen würde.
    Ubu verzichtete fürs erste darauf, eine Klage gegen Schürfengel anzustrengen. Damit wären seine Probleme an die Öffentlichkeit gelangt, und jeder auf der Station hätte gewußt, daß die Runaway in Schwierigkeiten war und daß er dringend verkaufen mußte. Also schickte er die schöne Maria los, damit sie in einem Randzonen-Kasino ein bißchen Kredit einspielte, und begab sich seinerseits zur Nabe.
    Er hatte keine Lust, mit Marco zu verhandeln. Lieber wäre er mit einem anderen Shooter ins Geschäft gekommen, auf dessen Mitgefühl er sich verlassen konnte, vielleicht auch mit einem desinteressierten Hiliner-Repräsentanten, der ein hübsches Gehalt bezog, ob er die Konkurrenz nun schröpfte oder nicht. Einem Mann wie Marco, der zwischen beidem stand, vertraute er nicht; Marco war Shooter genug, um Ubus Schwierigkeiten zu verstehen, und Hiliner genug, um Nutzen aus ihnen zu ziehen.
    Aber Marco war sein Mann. De Suarez Expressways Ltd. besaß fünf Schiffe und verfügte höchstwahrscheinlich über das Kapital, ein solches Risiko einzugehen, und wenn nicht, dann hatten sie Zugriff auf das Kapital von PDK. Auf dem Weg zum Bahìa jagte sich Ubu ein paar Neurotransmitter-Multiplikatoren in die Nase, Rot Acht, mehr aus Aberglauben als weil er wirklich glaubte, daß es ihm etwas nützen würde. Wenn man nicht ohnehin gewitzt genug war, um Schiffsführer zu sein, hatte er immer gedacht, dann half es auch nichts, in seiner Hirnchemie herumzupfuschen.
    »Mag sein, daß wir einander nicht so viel helfen können«, gab Ubu zu und schnallte sich gegenüber von dem alten Mann an den Tisch. »Aber wir sollten trotzdem miteinander reden.«
    Marco neigte den Kopf. Auf seinen weißen Haaren schimmerten blaßrosa Glanzlichter auf. »Ich höre dir zu, Ubu Roy.«
    Der Mutanto-Gitarrist hinter ihm, der mit den oberen Armen spielte, während er mit den unteren an einer Griffstange hing, drosch jeden Ton heraus, als ob dieser persönlich für den Untergang seiner Lebensweise verantwortlich sei. Jeder Striffschrei war ein Marschlied; die Frage war, wohin dieser spezielle Marsch führte.
    Ubu starrte in Marcos unergründliche gelbe Augen. »Du hast einen Liefervertrag mit Seven Systems«, sagte er. »Ich habe Ausrüstung von Schürfengel im Laderaum und möchte ein bißchen was von dem reinholen, was die mir schulden. Vielleicht willst du sie mir abnehmen, um sie weiterzuverkaufen.«
    Der alte Mann zog die Nase kraus. Ubu konnte eine glänzende grüne Schleimspur auf Marcos Oberlippe sehen; er hatte den ganzen Tag in seiner Ecke der Bar gesessen, seine Geschäfte gemacht und so viel Neurobooster inhaliert, daß ihm das Zeug schon aus der Nase lief.
    Marco sah Ubu aus seinem Totenschädel heraus an. »Warum bringst du’s nicht raus aus dem System und verkaufst es selber an Seven Systems?«
    »Ich hab einen Vertrag, auf China Light eine volle Ladung pharmazeutischer Präparate an Bord zu nehmen und sie nach Salvador und Ascensión zu liefern. China Light braucht keine Bergbauausrüstung. Ich hab keine Lust, Lagergebühren zu zahlen oder den Vertrag sausen zu lassen, nur um zu Seven Systems zu fliegen – nicht wenn ich an Seven Systems verkaufen kann, indem

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