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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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bereits über Aktiva, die ein Mehrfaches des Vermögens von Marco betrugen. Wenn sie ihre Beziehung zur Geliebten richtig nutzten, konnten sie in ein paar Jahren reicher als jeder andere lebende Mensch sein.
    Dann waren sie gänzlich von all dem hier abgeschnitten, dachte Maria. Von allem, was sie kannten.
    Vielleicht würde die Shooterkultur bis dahin untergegangen sein, vom Druck der Konsolidierung und der Hiliner zermalmt wie ein Mutanto von hohen ge-Werten. All diese Leute würden dann vielleicht auf der Straße sitzen oder für die Unternehmen arbeiten, die ihre Lebensweise zerstört hatten.
    Mutantos schwebten im rosaroten Licht um sie herum. Ihr Genmaterial war so spezialisiert wie das vieler Diener der Geliebten, aber ihr Geist war frei von den chemischen Kontrollen der Geliebten und von ihrer Indoktrination.
    Der Saft brannte Maria auf der Zunge. Sie wollte das nicht verlieren.
    Vielleicht, dachte sie, vielleicht war es auch gar nicht nötig.

    Sie hatten gewonnen. Das Geschäft mit der Geliebten war perfekt. Die schöne Maria konnte es schlicht und einfach an der kalten, triumphierenden Intensität in Ubus Augen erkennen, die wie Eissplitter waren. Er schwebte als holographische Miniaturausgabe in Marias Hotelzimmer, alle vier Arme ausgebreitet wie ein Hindugott. Die Runaway war acht Tage entfernt; sie hatte soeben ihren Schuß ins Angelica-System hinter sich gebracht.
    Musik pulsierte durch die holographische Verbindung. Der dröhnende Rhythmus der Geliebten mischte sich mit einer Abfolge sprunghafter, unheimlicher Akkorde. Bei den Klängen streifte eine kalte Hand Marias Nacken.
    »Hört Marco mit?« Ubus erste Frage.
    »Die Abrazo und die Familia sind vor vier Wochen von der Station abgeflogen. In Angelica sind keine Suarez-Leute, die ich kenne, aber die Verbindung ist nicht absolut sicher. Das weißt du.« Sie hatten auf Bezel eine hochentwickelte Verwürflungsausrüstung erstanden, aber Maria hatte es nicht gewagt, etwas davon auf Marcos Schiff mitzunehmen.
    Während der Sekunden, die es dauerte, bis Marias Antwort bei ihm eintraf, rotierte Ubu langsam. Das Getrommel der Geliebten dröhnte verzerrt aus den unzulänglichen Hotellautsprechern, und Ubus darübergeschichtete Akkorde wiederholten sich in einer komplexen mathematischen Folge. Ubu wartete auf die Antwort und nickte dann.
    »Alles ist so gelaufen, wie wir’s uns vorgestellt haben. Nimm Kontakt mit den Portfire-Vertretern auf und finde raus, ob sie unsere nächsten paar Frachten haben wollen.«
    »Mach ich.«
    »Geht’s dir gut? Ist auf der Abrazo … alles glattgegangen?« Die Frage kam gleich nach Ubus ersten Sätzen, ohne daß er Marias Antwort abgewartet hätte. Auf seinem Gesicht erschien auf einmal ein gequälter Ausdruck.
    Maria dachte an all die Wochen in dem kleinen Raum, an die Elektronenwelt in ihrem Geist. An Zwölf, der im Korridor herumgetaumelt war, als die Abrazo mit hoher Beschleunigung imaginären Asteroiden auswich. An Kits Gesicht, und daran, wie sich seine Miene verändert hatte, als er sich beibrachte, nichts zu fühlen. Adieu, Maria .
    »Die Lage war …« – sie zögerte – »manchmal ganz schön gespannt. Aber sie haben mich ordentlich behandelt.«
    Die Anspannung schien aus Ubus Gesicht zu weichen. »Gut«, sagte er leise.
    »Wir müssen miteinander reden.«
    »In acht Tagen. Von Angesicht zu Angesicht. Sobald ich angedockt habe.«
    »Gut.« Die Zeitverzögerung machte sich in der Unterhaltung immer noch deutlich bemerkbar. »Ich wollte bloß wissen, wie’s dir geht.« Er leckte sich die Lippen. In seinen leicht zusammengekniffenen Augen und der Haltung der verschatteten Muskelstränge seines Halses lauerte immer noch ein Hauch von Anspannung. »Wir müssen uns überlegen, wie’s weitergeht.«
    »Hab ich schon getan.« Maria lächelte zaghaft. »Ich glaube, ich habe einen Plan.«
    »Ich auch.«
    Einen langen Moment sahen sie einander nur an. »Wir müssen über vieles reden«, sagte Ubu.
    »Bis zum nächsten Jetzt, Shooter.«
    »Bis zum nächsten Jetzt.«
    Das Bild erlosch. Marias Geist tanzte, flatterte, flog Pirouetten drehend in die Zukunft.

    Zu dem Zeitpunkt, als die Runaway ins Angelica-System sprang, war die schöne Maria bereits seit vier Wochen auf der Station und schmiedete Pläne. Nach ein paar Tagen in weitgehender Schwerelosigkeit war sie in den Kranz des Rades umgezogen, in eine Zwei-Zimmer-Suite in einem Randzonenhotel, und hatte die Hälfte jedes Tages unter den Alpha-Elektroden verbracht, wo ihr

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