Engelstation
zu stützen und zu ermutigen. Die Schmerzen in seinem Unterleib bewirkten, daß es ihm hochkam, aber er schluckte das Zeug wieder hinunter. Als er mehr Vertrauen dazu hatte, daß sein Körper tun würde, was er von ihm verlangte, rappelte er sich schwankend auf die Füße. Die Schmerzen überwältigten ihn, und er krümmte sich von quälendem Husten geschüttelt zusammen.
Maria nahm ihn an der Hand und zog ihn weiter. Ihre graue Jacke war weg; einer ihrer Füße war nackt, und auf ihrem zerrissenen Hemd waren Brandmale und Blutflecken. Sein Plan war der Grund, warum man ihr das angetan hatte, erkannte Ubu. Schuldgefühle würgten ihn. Er holte schluchzend Luft und taumelte weiter. Dumpfe Schmerzen strömten durch seinen Körper und loderten auf, als ein Hammer seine Nieren traf. Er unterdrückte einen Schrei.
Ein Hitzeschwall kam durch das gemusterte Metallgitter herauf. Tief unter Ubus Füßen dröhnte ein Kompressor.
»Es tut mir leid«, sagte Ubu. Die schöne Maria gab nicht zu erkennen, daß sie es gehört hatte.
Das leise Zischen einer Druckschleuse ertönte, und sie krochen unter einem niedrigen Türsturz hindurch ins Zwielicht. Von ferne war leise Musik zu hören. Sie waren daheim in der Randzone.
Sie sahen wie zwei Mudville-Touristen aus, die von Einheimischen durch die Mangel gedreht worden waren, und Gekicher folgte ihnen bis zum Transportband. In der abnehmenden Schwerkraft ließen Ubus Schmerzen nach. Er umklammerte Marias Hand und ging voraus, als sie durch den Niedrig-ge-Bereich zur Zugangsluke der Runaway stolperten.
Sobald sie im Schiff waren, begaben sie sich auf direktem Wege zur Krankenstation. Sie war sehr gut ausgestattet, und sowohl Ubu als auch Maria hatten einen Schnellkurs in Erster Hilfe absolviert. Ubu nahm einen Becher aus dem Kasten und riß die hygienische Schutzhülle aus Plastik ab. Er spülte seinen blutigen Mund aus, schluckte Endorphin-Analogpräparate, eine Pille, um die Schwellungen zu reduzieren, und Blauen Himmel. Maxim stand unglücklich in der Tür, ließ den Schwanz hin und her zucken und miaute kläglich.
Die schöne Maria nahm einen Becher in ihre zitternden Hände und wollte eine Pille schlucken, aber sie kam ihr wieder hoch. Sie hielt sich am Waschbecken fest. Ubu versuchte unbeholfen, ihre verfilzten Haare zu streicheln. Maria sank schluchzend auf die Knie. Er merkte, daß sie total fertig war. Sie hatte ihn mit dem letzten Rest von ihrem Rot Neun hergeschafft, und jetzt war sie am Ende. Er nahm ein steriles Tuch aus dem Erste Hilfe-Kasten, kniete sich neben sie und wusch ihr das blutige Gesicht. Sie ließ es geschehen, wobei sie vor Schmerz die Zähne zusammenbiß.
Ubu redete ihr so lange gut zu, bis sie wieder aufstand, und begann sie auszuziehen. Er knirschte vor Wut mit den Zähnen. Der Atem entwich mit einem kalten Zischen aus seinen Lungen. Der Scheißkerl mit dem Elektrostab hatte ihren Brüsten besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Tränen rannen über Marias verschwollenes Gesicht. Ubu stellte die Dusche auf warm und half Maria in die Kabine. Beim stechenden Aufprall des Wassers öffnete sich ihr Mund in einem stummen Schrei. Ubu drehte den Seifenspender auf, und Schaum brodelte weiß über ihre Schultern. Er stieg zu ihr in die große Kabine, ohne sich die Mühe zu machen, seine Sachen auszuziehen.
Er wusch sie sorgfältig, reinigte die Schnittwunden, ließ seine eigenen Kleider dann auf den Boden der Kabine fallen und wusch sich selbst. Seifenwasser sammelte sich um ihre Knöchel, weil Ubus Kleider den Abfluß verstopften. Ubu drehte den Seifenspender zu und spülte Maria und sich selbst mit klarem Wasser ab. Aus ihrer Kehle kamen leise Schluchzlaute.
Ubu wünschte, er könnte das alles vergessen, die Schläge, die Schreie, Marias geschundenen Körper und ihre unaufhörlichen Tränen. Die Erinnerungen anderer Leute verblaßten mit der Zeit, aber die von Ubu nicht: Pasco hatte ihn mit einem dauerhaften Gedächtnis ausgestattet, und er erinnerte sich an alles, an jeden Anblick und jedes Geräusch; sein Leben war unauslöschlich in seinem Gehirn codiert, um aus der Vergangenheit wieder aufzuerstehen, so wie Pascos Hologramm, das durch die Korridore seines Schiffes geisterte.
Er untersuchte Maria sorgfältig. Sie konnte stehen. und gehen, also hatte sie weder ein Bein noch einen Beckenknochen gebrochen. »Was ist mit deinen Rippen?« fragte er. Dann sah er, daß sie ihre Hand sehr vorsichtig hielt. »Laß mich mal sehen.« Er nahm ihre Hand. »Hier? Diese
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