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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Kleintransporter, die heulend irgendwelche Fracht beförderten. Die Luke schwang vollends auf und gab den Blick auf einen Jungen frei, der draußen stand. Sein weiches, ungemontes Gesicht sah überrascht aus, vielleicht weil sich die Luke unerwartet geöffnet hatte, vielleicht auch wegen des Anblicks von Ubus zerschlagenem Gesicht. Der Junge trug Haftschuhe, eine pastellgrüne Bluse mit goldenen Metallfäden – echte Näharbeit, kein Imitat – und eine Hose mit einem Haufen Taschen. Die Suarez-Züge waren unverkennbar. Ubu unterdrückte eine Aufwallung von Ärger. »Schiffsführer«, sagte der Junge. »Shooter.« Die beste aller Möglichkeiten. »Ich bin …«
    »Christopher de Suarez. Ich weiß.« Der Junge sah ihn neugierig an. »Sind wir uns schon mal begegnet?«
    »Ist Jahre her. Auf einer Shooter-Versammlung, die einberufen worden war, um gegen die Konsolidierungspolitik zu protestieren.« Eine von vielen. Keine hatte etwas gebracht.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern«, sagte der de Suarez.
    »War auch nicht sonderlich denkwürdig.« Ubus Lippen verzogen sich zu einem wissenden Lächeln, dann fuhr mit einiger Verspätung ein stechender Schmerz durch seine Lippen, seinen Unterkiefer und seinen Hals. Er zuckte zusammen. »Was willst du, Shooter?«
    »Ich möchte zur schönen Maria.« Ubu wußte es bereits; der Junge hatte Botschaften für Maria überall im Computer der Runaway hinterlassen. Mit dem Knaben, dachte er, war Maria also im Bett gewesen?
    »Der geht’s nicht gut«, sagte Ubu. Er wollte keinen de Suarez an Bord lassen, damit dieser Marco dann über den schlechten Zustand des Schiffes Bericht erstatten konnte, über die übel zugerichtete Besatzung und die leeren Frachträume.
    »Oh.« Der Junge trat nervös von einem Bein aufs andere. »Ist es was Ernstes?«
    »Kommt drauf an, was du ernst nennst.«
    »Ich würde sie gern sehen.«
    Der de Suarez schien auf stur zu schalten. Ubu drückte auf den Knopf, der ihm die Schleuse vor der Nase zuschlagen würde. »Ich rufe sie an«, sagte er durch den sich schließenden Spalt. »Warte hier.«
    Er erwog, Maria gar nicht anzurufen, sondern dem de Suarez einfach zu erzählen, sie könne ihn nicht empfangen, aber er war irritiert – nicht so sehr vom Gedanken an eine Lüge, als vielmehr von der Sinnlosigkeit einer Lüge bei einer solchen Belanglosigkeit. Er drückte auf die Interkom-Taste.
    »Hier ist ein Christopher de Suarez, der zu dir will«, sagte er. Es blieb einen Augenblick still, bevor Maria antwortete. Ihre Stimme klang nicht mehr ganz so erschöpft.
    »Kit. Ich kenne ihn. Du kannst ihn reinlassen.«
    Ärger sprühte Funken in Ubus Nerven. Er unterdrückte ihn. »Bist du sicher, daß du einen de Suarez in unser Schiff lassen willst? Ich möchte nicht, daß Marco irgendwas erfährt.«
    »Kit haßt Marco. Er würde ihm nichts sagen.«
    Ubu war unschlüssig. »Okay«, sagte er. »Ist dein Schuß.« Kit, dachte er. Was für ein bescheuerter Name.

    Er öffnete die Schleuse wieder und ging hinaus, wobei er den de Suarez zwang, beiseite zu treten. »Die Zentrifuge ist abgeschaltet«, sagte er. »Du brauchst nicht bis zur Nabe des Schiffes hochzuklettern. Mach einfach die Doppelschleuse auf und geh rein. Maria ist im Mannschaftsraum, zweite Tür rechts nach dem Kommandokäfig.«
    Der de Suarez ließ ein zögerndes Lächeln sehen. »Danke, Schiffsführer.«
    »Gern geschehen, Kit.« Mit einem unverschämten Grinsen.
    Kit, dachte Ubu erneut, während er davonhüpfte. Was für ein bescheuerter Name.
    Die schöne Maria saß auf der rissigen alten Couch im Salon, lehnte ihren bloßen Rücken an Kits warme Schulter und nahm seine Hand in ihre. So von ihm abgewandt, mußte sie nicht die anhaltende Verstörung in seinen Augen sehen, wenn er ihr entstelltes Gesicht betrachtete. Die Katze sprang vom Sizer-Keyboard auf ihren Schoß und räkelte sich dann auf ihren Schenkeln. Eine leise Woge Blau Drei strudelte durch sie hindurch. Sie gab ihm die abgesprochene Erklärung, daß Ubu und sie im Monte Carlo richtig abgeräumt hätten und dann von einer Schlägerbande von unten zusammengeschlagen und ausgeraubt worden seien. »Habt ihr mit den Bullen gesprochen?« fragte er. »Klar.« Die Lüge kam ihr leicht über die Lippen. »Die haben seitdem noch nichts von sich hören lassen.«
    »Die Grundläuse haben sie wahrscheinlich geschmiert. So läuft das auf der Engelstation. Solange keiner dem Personal von Biagra-Exeter Scherereien macht, ist es ihnen völlig egal, was

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