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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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an und versuchte in ihrem zerschlagenen Mund Worte zu formen. »Sie wollen … der Bankhalterin das Geld nicht zurückgeben?«
    »Wem, Colette? Kaum. Wenn man die Bank kauft, besteht immer die Gefahr, daß man sie verliert. Es ist eine sichere Form des Spielens, aber es ist trotzdem ein Spiel. Sie kannte die Risiken.«
    Der Scanner tastete jetzt Maria ab. Der Mann, der ihn bediente, las die Anzeige ab, runzelte die Stirn, sah Jamison an und schüttelte den Kopf.
    Jamison beugte sich vor. »Sag es uns!« bohrte sie. »Wenn es ein gutes System ist, dürft ihr vielleicht alles behalten, was ihr gewonnen habt.« Sie zuckte die Achseln. Ihre Ohren drehten sich verächtlich nach unten. »Für uns ist das Klimpergeld. An einem guten Abend holen wir das in zwanzig Minuten wieder rein.« Sie drückte ihre Zigarette aus, zerbrach sie dann in zwei Teile und warf die Hälften auf den Schreibtisch. Sie machten ein klapperndes Geräusch. »Natürlich wird man euch nie wieder in einen Spielsalon lassen«, sagte sie. »Weder hier noch in der Randzone, was mehr euer Stil ist, wie ich vermute. Eure Daten werden überallhin weitergegeben.«
    Maria warf einen Blick auf Ubu. Er bewegte sich schwach am Boden, und sein Gesicht war blutig. Schmerz pochte in Marias Brust. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
    Sie sah Jamison an. »Die Wahrheit ist«, sagte sie, »daß ich eine Hexe bin.«
    Jamison lehnte sich in ihren Stuhl zurück und seufzte. »Die Antwort befriedigt mich nicht.«
    Der Mann schlug Maria erneut, diesmal hart. Tränen quollen ihr aus den Augen. »Es ist wahr! « heulte sie.
    Der nächste Schlag warf sie vom Stuhl und auf die Knie. Rote und blaue Pillen ergossen sich aus ihren Taschen. Blut tropfte scharlachrot zwischen die verstreuten Farben.
    »Fangt mit Nummer zwei an«, sagte Jamison. »Wenn sie nicht antworten, könnt ihr mit Nummer drei weitermachen.«

3. KAPITEL

    Ubu versuchte sich zu bewegen und bekam sofort Krämpfe im Bauch und im Rücken. Er hatte das Gefühl, von den Schmerzen in Stücke gerissen zu werden, brachte jedoch nicht die Kraft auf, um Hilfe zu rufen.
    Er hatte sich bereits die Lunge aus dem Hals geschrien. Nachdem die Prügel nicht das gewünschte Resultat erbracht hatten, waren die Sicherheitsleute dazu übergegangen, Elektrostäbe einzusetzen. Ubu konnte immer noch sein verbranntes Fleisch riechen.
    Er wartete, bis die Krämpfe aufhörten, holte dann rauh und zittrig Luft und bemühte sich, nichts von dem Blut, das sich in seinem Mund angesammelt hatte, in die Luftröhre zu bekommen. Seine Lippen, die sie ihm immer wieder gegen die Zähne geschlagen hatten, waren übel zugerichtet.
    Die Stelle, auf der er lag, war hart. Eine kühle Brise trocknete das Blut auf seiner Haut. Seine Augen waren zugeschwollen. Er konnte nichts sehen.
    Ubu versuchte erneut, sich zu bewegen. Der Schmerz riß wie mit Krallen an seinem Bauch. Diesmal wurde er bewußtlos.
    Als er wieder zu sich kam, fühlte er die Haare der schönen Maria wie Daunen auf seinem Gesicht. Ubu schaffte es, ein Auge zu öffnen, und sah, daß Maria über ihm hockte. Getrocknetes Blut verschmierte ihr bis zur Unkenntlichkeit entstelltes Gesicht. Bei diesem Anblick erfüllte ein sanfterer Schmerz Ubus Herz. Er wollte sein Auge zumachen und weinen.
    »Kannst du aufstehen?« fragte Maria. Ubu war nicht imstande, zu antworten. Er neigte den Kopf, damit ihm das gerinnende Blut aus dem Mund lief, und versuchte sich dann auf Hände und Knie hochzustemmen. Marias kühle Hände halfen ihm. Die Sicherheitsleute hatten ihm mehr als einmal ihre Stiefel zu schmecken gegeben, und Ubus Hoden kreischten in Erinnerung an den Schmerz auf. Irgendwie schaffte er es, von den Krämpfen nicht wieder ohnmächtig zu werden.
    Ubu blinzelte durch sein eines Auge. Er sah einen waffelförmig gemusterten Metallboden, grelles Neonlicht und farbig gekennzeichnete Rohre, die sich an die Wände und die Decke schmiegten. Das Monte Carlo hatte keinen Wert darauf gelegt, seinen Haupteingang zu besudeln, indem es zwei blutende Spieler auf die Straße warf. Statt dessen waren Ubu und Maria in einem der Versorgungstunnels abgeladen worden, die den äußeren Kranz der Engelstation durchzogen. Ubu wurde schwindlig, als er sich ins Gedächtnis zu rufen versuchte, ob er in Drehrichtung oder genau entgegengesetzt gehen mußte, um zur Runaway zu gelangen, aber Maria hatte sich bereits für eine Richtung entschieden.
    Zuerst kroch Ubu auf allen vieren dahin. Marias Hand lag an einem Arm, um ihn

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