Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
dabei ein viel besseres Gewissen haben können.
    Die Tür zu einem seitlich gelegenen Büro öffnete sich vor dem Croupier. Er gab das Körbchen einem Mann in dem Raum und trat beiseite, damit Ubu und Maria hineingehen konnten. Die Türblende schloß sich hinter ihnen.
    Der Raum war klein und schlicht möbliert: gerade Metallstühle mit minimaler Polsterung, ein Schreibtisch, ein Monitor, ein Computer. Eine pummelige Frau saß hinter dem Schreibtisch und zog an einer Zigarette. Maria gab sich Mühe, ihren Abscheu vor dieser scheußlichen Mudville-Sucht nicht zu zeigen. Die dunklen Haare der Frau waren kurzgeschnitten, und sie trug ein graues Jackett. Ihre Lippen waren in leuchtendem Orange angemalt. Zwei Männer standen links und rechts neben ihr. Sie waren beide groß und hatten dunkle Sachen an. Die Frau ließ ein knappes Lächeln sehen, als sie den Korb voller Chips auf ihrem Schreibtisch betrachtete.
    »Wir haben hier nicht jeden Tag Leute, die so viel gewinnen. Setzen Sie sich. Mein Name ist Jamison.«
    »Wir gewinnen auch nicht jeden Tag so viel«, sagte Ubu. Er setzte sich und legte seine unteren Hände auf die Armlehnen seines Stuhls.
    Maria schaute auf ihren Stuhl hinunter. Rot Neun winselte in ihrem Körper, und sie wollte sich nicht setzen.
    Maria zwang sich, Platz zu nehmen. Sie langte in ihre Tasche, um etwas Blau Sieben herauszuholen, und steckte die Pille in den Mund. »Könnte ich ein Glas Wasser bekommen?« fragte sie.
    »Nein«, sagte Jamison kurz. »Kannst du nicht.« Der Schlag warf Maria auf ihrem Stuhl zur Seite. Die Pille flog ihr aus dem Mund, traf eine Wand und fiel auf den dunkelgrünen Teppich. Rot Neun krümmte Marias Finger zu Krallen und ließ sie fauchend auf den Mann losgehen, der sie geschlagen hatte, ohne daß sie auch nur darüber nachdachte; aber er gab ihr zwei weitere Ohrfeigen und stieß sie auf den Stuhl zurück. Maria hörte einen dumpfen Laut, als sich die Faust des anderen Mannes in Ubus Solarplexus grub, daß er zusammenklappte.
    Die schöne Maria schaute zu Jamison hoch. Sie spürte, wie sich ihr Gesicht an den Stellen rötete, wo sie geschlagen worden war. Ubus keuchender Atem klang ihr laut in den Ohren. Jamison sah Maria aufmerksam an. Ihre orangeroten Lippen waren geschürzt.
    »Erzähl uns, wie ihr das gemacht habt«, sagte Jamison. Der Ton ihrer Stimme war ganz normal, als ob sie sich nach der Uhrzeit erkundigen würde und nicht gerade zwei Gewaltakte gesehen hätte. Maria starrte sie nur an. Der Mann neben ihrem Stuhl gab ihr eine weitere Ohrfeige, diesmal nicht so fest. Der Schock war der gleiche.
    »Antworte!« sagte er.
    Maria schmeckte Blut im Mund. Rot Neun loderte in ihren Nerven. Ein roter Film lag über allem, was sie sah.
    »Wie habt ihr das gemacht?« fragte Jamison. »Unsere Tische sind so gebaut, daß sie alle Eingriffe verhindern. Ihr habt jeden Alarm im Haus ausgelöst, also seid ihr offenbar irgendwie an unseren Schutzvorrichtungen vorbeigekommen. Wie habt ihr das angestellt?«
    »Ich …«, begann Maria, aber Ubu sprang von seinem Stuhl hoch und ging mit gesenktem Kopf auf den Mann vor ihm los. Der Angriff kam so überraschend, daß es ihm gelang, den Sicherheitsmann gegen die Wand zurückzutreiben. Er packte die Arme des Mannes mit seinen unteren Händen und schlug mit den oberen wild zu, wobei er den Kopf immer noch gesenkt hielt. Der Mann schaffte es, den wilden Schwingern auszuweichen; er brachte ein Knie nach oben in Ubus Gesicht und streckte ihn dann mit einem bösartigen Hieb ins Genick zu Boden. Marias Nerven machten einen Satz, als sie hörte, wie schrecklich hart Ubus Körper auf dem Teppich aufschlug. Sie merkte, daß ihr eine Flüssigkeit aus dem Mundwinkel rann, und wischte sie weg. Ihr Handrücken war rot.
    In den kleineren Läden der Randzone hatten ihre Eingriffe in die Systeme funktioniert, dachte sie. Aber vielleicht konnten diese sich die Schutzvorrichtungen der größeren Kasinos nicht leisten. Daran hatten Ubu und sie nicht gedacht.
    Der Mann, der Ubu niedergeschlagen hatte, nahm einen Scanner von seinem Gürtel und fuhr damit über Ubus Körper. »Was ist es?« fragte Jamison. Ihr Ton hatte sich nicht geändert; ihre Stimme klang immer noch völlig normal. Sie zog an ihrer Zigarette. »Irgendein implantiertes Induktionsgerät? Wer von euch hat es? Wie groß ist die Reichweite?« Ihre Stimme änderte sich und wurde suggestiv. »Wenn ihr uns das Gerät gebt, dürft ihr vielleicht einen Teil von dem Geld behalten.«
    Maria sah sie

Weitere Kostenlose Bücher