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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Mühe gegeben und es nicht geschafft. Wir wußten nicht, wie wir ihm helfen konnten. Er ist gestorben.« Sie zuckte die Achseln. »Ich kann an nichts anderes denken.«
    War er ein guter Vater? Die Frage lag Ubu auf der Zunge. Er hat uns aus gefrorenen Spermien und Eizellen gemacht, die er irgendwo gekauft und in einem gebrauchten Spleißer vom Schrott zusammengepfriemelt hat. Wir haben keine gemeinsamen Gene, weder untereinander noch mit Pasco, wir sind in Wahrheit nicht Bruder, Schwester und Vater, sondern bloß Leute, die zusammenleben. Er hat uns Fähigkeiten gegeben, die wir nicht so recht einzusetzen wissen, hat unsere Entwicklung mit Hormonverstärkern und Schnellkurskassetten beschleunigt, eine maschinelle Reife, die mit vorzeitig gereiften Erwachsenenkörpern einhergeht. Er dachte, wir könnten ihm etwas geben, etwas, wonach er sich verzweifelt sehnte. Wir haben Antworten von ihm erwartet, und dabei war es Pasco, der die ganze Zeit Antworten von uns haben wollte.
    Ubu schaute auf den Monitor, auf den massigen Körper in dem verschlossenen Plastiksack. Guter Vater oder nicht, jetzt war er ein totes Ding.
    Ubu hatte Pasco in eine Luftschleuse gelegt, nicht in den Abfallauswurfschacht, weil er wollte, daß er als Mensch und nicht als ein Stück Müll ging. Er berührte die Kontrolltafel des Schiffssystems und gab einen Befehl ein. Die fest verdrahteten Sicherheitscodes lösten Alarm aus, rote Lichter. Ubu überbrückte sie. Die Schleusentür flog auf, und einen verschwommenen Augenblick später war Pasco verschwunden, ein Projektil in einer Plastikhülse, das in einer langen, kalten Kurve zum galaktischen Zentrum stürzte. Ein scharfer, metallischer Alarm war sein letztes Totengeläut. Ubu schloß die Schleuse, und der Alarm verklang. Die roten Lichter wurden grün. Tränen liefen der schönen Maria über die Wangen. Sie stand auf und wandte sich ab.
    »Ich will uns durch den nächsten Schuß bringen«, sagte sie. Ubu konnte ihre leise Stimme kaum hören. »Okay?«
    »Wenn du willst.«
    »Ich geb ihn in den Computer ein. Wenn’s soweit ist, sag ich dir Bescheid.« Sie ging davon. Sie war nackt, so wie sie oft im Schiff herumliefen, und Ubu beobachtete, wie sich ihre langen Haare an ihren sanft geschwungenen Rücken schmiegten, ein schwarzer Strom, der mit der warmen, milchweißen Haut kontrastierte. Wärme wallte in seinen Nerven und seinem Magen auf.
    Warum macht mir das mehr zu schaffen als die Sache mit Pasco? fragte er sich. Hat es etwas zu bedeuten, daß mir sein Tod nicht mehr ausmacht?
    Ubu schaute noch einen Moment auf den Monitor, auf das graue, flimmernde Bild der leeren Luftschleuse. Er stand auf, verließ den Kommandokäfig und zog die Tür eines Wartungsschranks auf.
    Zeit, sich mit Kitten zu befassen.

    Zwei Monate nachdem sie den Schürfengel-Vertrag an Land gezogen hatten, kam die Runaway ein paar tausend Kilometer vom optimalen Punkt und eine Woche von der Angelica-Station – auch Engelstation oder kurz »Engel« genannt – entfernt durchs weiße Loch aus dem Jetzt. Als ihr Funkspruch die Station erreicht hatte und beantwortet worden war, stellte Ubu fest, daß sie in Schwierigkeiten waren.
    Er richtete sich kerzengerade auf und sah sich das Nachrichtenfax an, das gerade hereinkam. Maxim sprang ganz aufgeschreckt von seinem Schoß. »Schürfengel ist weg vom Fenster«, sagte er. »Long Reach ist pleite.«
    »Wir hatten einen Vertrag.« Die Stimme der schönen Maria war von den Nachwirkungen des Singularitätsschusses und vom Impuls des Jetzt aufgerauht. Ihr verträumter Klang schickte eine blaßblaue Farbe in Ubus Kopf, die in Kontrast zu seiner Frustration stand.
    Ubu biß die Zähne zusammen. Zorn wallte in seinem Rückgrat hoch. Das war alles seine Schuld. Er hatte darauf bestanden, den Vertrag abzuschließen.
    Er warf einen raschen Blick auf die schöne Maria. Sie sah ihn nicht an, wollte es nicht aussprechen: Ich hab’s dir ja gesagt.
    »Wir werden am Ende einer langen Liste von Gläubigern stehen«, sagte Ubu. »Unser Geld werden wir frühestens in ein paar Jahren sehen.«
    »Ein anderer Abnehmer?«
    »In diesem System gibt’s keine anderen kleinen Firmen. Wir sind ganz weit draußen an der Grenze – es gibt nur eine große Stadt auf dem Planeten, der Rest ist Bergbau in den Asteroiden. Wir werden an einen Spekulanten verkaufen müssen. Vielleicht an den Repräsentanten einer anderen Bergwerksgesellschaft in einem anderen System, falls wir einen finden.« Ubu starrte das

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