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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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ihnen machen, wenn wir ihnen nicht trauen. Also muß ich diesmal hin. Du kannst nächstesmal gehen.«
    Sie sah ihn an. Ihr Gesicht war maskenhaft. »Mir macht das nichts aus. Ich geh schon.«
    Ubu erinnerte sich an den langen Tentakel, der nach ihm gegriffen hatte, an die Widerhaken und die mit Säure benetzten Nadelspitzen. Er stellte sich vor, wie er die schreiende Maria umschlang und durchbohrte, während gleichzeitig gepanzerte Soldaten aus den Korridoren brodelten.
    Ihm wurde klar, daß die Soldaten die ganze Zeit dagewesen waren. Er fragte sich, was sich sonst noch alles im Innern des Schiffes der Geliebten verbergen mochte.
    Er holte tief Luft.
    »Ich gehe«, sagte er.
    Marias Gesicht verlor seine Starre. »Danke«, sagte sie. »Ich hatte nämlich nicht die geringste Lust dazu, ehrlich gesagt.«
    »Geht mir genauso. Aber als Schiffsführer muß man nun mal auch die unangenehmen Seiten in Kauf nehmen.«
    Sie lächelte. »Da hab ich ja noch mal Glück gehabt.«
    »Vielleicht finde ich eine Chemikalie, die sie dazu bringt, uns ewig zu lieben.« Er grinste. Sein Grinsen verschwand, als er sah, wie Marias Gesicht ernst wurde.
    »Meinst du, das wäre möglich?« fragte sie.
    Ubus Nerven summten, als er die Idee erwog. »Mal sehen«, sagte er.

    Ubu holte eine Tastatur aus dem Lager, baute das Speichermodul aus, so daß sie nur als simples Eingabegerät benutzt werden konnte, und schloß sie an einen Sender aus Ersatzteilen an, den er so gebaut hatte, daß er nur auf 1427,4 Megahertz senden würden. Er klebte Tastatur und Sender zusammen und packte noch einen alten Batteriesatz dazu, der vielleicht einen Monat vorhalten würde, bevor er aufgeladen werden mußte.
    Maria fand ein Zehnfingersystemprogramm im Datenspeicher der Runaway , das sie zum Schiff der Geliebten senden würde, sobald Ubu das Kommunikationsgerät abgeliefert hatte.
    Ubu war es leid, daß Zwölf mit seinem Stift immer so lange brauchte, um ihm etwas mitzuteilen.

    Die Stroboskoplichter der Geliebten blitzten vor Ubu auf und erhellten die dunkle Oberfläche des Schiffes. In seinem Innern war eine tiefe Furcht, die wie die langsame Welle eines Unterschallgeräuschs durch seine Eingeweide rollte. Im Raumanzug war es heiß und eng. Es juckte ihn am ganzen Körper, als seine nervösen Zuckungen von der unnachgiebigen Haut des Anzugs gedämpft wurden. Er drehte die Luftkühlung auf und verspürte eine geringfügige Erleichterung.
    Die grellen Stroboskopblitze prägten sich in seine Netzhaut ein, als er in die Luftschleuse schwebte. Er drückte auf die Platte für den Eingang; die Außenluke senkte sich herunter. Tödliche Angst ließ die Haare an seinen Armen kribbeln. Jeder Atemzug war ein verzweifeltes Ringen nach Luft.
    Geräusche wurden wieder hörbar. Die Trommeln der Geliebten bildeten einen Kontrapunkt zu den klopfenden Luftpumpen. Ubu zwinkerte sich Schweiß aus den Augen und stellte sich vor, wie sich die gepanzerten Soldaten der Geliebten in ihrem Eifer, an ihn heranzukommen, in der Lukenöffnung verkeilten; dann der schnelle Akt der Gewalt, der scharlachrote, einsame Tod …
    Die Innenluke glitt rasselnd auf. Im kalten blauen Licht sah Ubu nur Zwölf, der verkehrt herum im Korridor hing und quälend langsam mit seinem Stift tippte.
    »Ich bitte um Verzeihung für die Umstände unseres letzten Zusammentreffens, verehrter Schiffsführer.«
    Ubu leckte sich Salz von den Lippen. »Schon gut«, sagte er. »Kann ja jedem mal passieren.«
    Ich habe die Analyse der neuen Proben abgeschlossen. Die Menschen werden mit den Ergebnissen zufrieden sein.
    Zwölf hing mit Ubus Tastatur vor der Brust an seiner Nabelschnur und hatte Ubus Probenbehälter in einer Hand.
    Die Geliebte ist voll der Herrlichkeit.
    Jetzt mußt du um ihre künstliche Intelligenz verhandeln.
    Lob und Ehre . Zwölfs Fühler flatterten, als die Geliebte seine Lustzentren berührte.
    Wir brauchen nicht nur eine menschliche KI für Uns selbst, sondern noch weitere zum Verkaufen.
    Lob und Ehre , Geliebte.
    Aber Unsere muß besser sein als die anderen.
    Zwölf begann die Strategie der Geliebten zu verstehen, und sie gefiel ihm. Natürlich, Geliebte, pflichtete er ihr bei.
    In der Zwischenzeit, sagte die Geliebte, wirst du tippen üben .

    Zwölf war nicht sonderlich überrascht, als die Runaway bekanntgab, daß zum nächsten Treffen nicht Schiffsführer Ubu, sondern ein anderer Mensch namens »schöne Maria« kommen würde. Sobald die grundlegenden Vereinbarungen getroffen waren, überlegte

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