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Engelstation

Engelstation

Titel: Engelstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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verkehren.
    Das Lob der Geliebten trug kaum dazu bei, die Verzweiflung zu lindern, die Zwölfs Knochen verdrehte. Er würde von der Geliebten getrennt werden und unter räuberische Eindringlinge fallen, würde dem unabhängigen Intelligenzwesen Ubu auf Gnade und Ungnade ausgeliefert und pausenlos verderblichen Gedanken sowie der unheiligen Trennung der gesamten menschlichen Spezies ausgesetzt sein.
    Was ist, wenn sie feindlich gesinnt sind, Geliebte?
    Dann wirst du sterben, wie es sich für einen Meiner Diener gebührt.
    Lob und Ehre, Lob und Ehre. Er intonierte die Worte sowohl im Geist als auch mit lauter Stimme, während er sich zu beruhigen versuchte. Panik kreischte und zitterte in seinen Adern. Er wollte sich zu einer fetalen Kugel zusammenrollen und den drohenden Wahnsinn kommen lassen.
    Du wirst versuchen, den Umfang des Handelsunternehmens der Runaway herauszufinden. Ich nehme ihnen nicht ab, daß sie Teil eines größeren Ganzen sind.
    Ja, Geliebte.
    Du wirst die Arbeitsweise der Runaway, ihrer Besatzung und ihrer künstlichen Intelligenzen beobachten.
    Ja, Geliebte.
    Du wirst herausfinden, ob es noch andere Menschen außer jenen an Bord der Runaway gibt, mit denen Ich in Zukunft Geschäfte machen könnte.
    Ja, Geliebte.
    Du wirst diese Beobachtungen machen und Mir die Ergebnisse mitteilen.
    Lob und Ehre, Lob und Ehre.
    In seinem Innern tobte immer noch das Entsetzen. Er wußte, daß er bei seiner Rückkehr so gründlich von der Menschheit infiziert sein konnte, daß die Geliebte seine Auflösung befehlen würde, um die Heimat zu schützen.
    Er war das Instrument der Geliebten, rief er sich ins Gedächtnis. Wenn sie die Absicht hatte, ihn aufzulösen, dann war seine Auflösung gerechtfertigt.
    Bei diesem Gedanken flutete Freude durch seine Sinne. Die Geliebte belohnte ihn für die Richtigkeit seines unvergifteten Denkens.
    Aber obgleich seine Nerven in galvanischer Lust vibrierten, hämmerte immer noch die Panik in seinem Inneren, ein gedämpftes Entsetzen, das sich wie ein rhythmisches Motiv der Geliebten in ihm festfraß, ein unaufhörliches, quälendes Wispern subduraler Furcht. Und hinter dem ekstatischen Nebel künstlicher Lust spürte Zwölf das Mißvergnügen der Geliebten über seine Furcht; und er nahm wahr, wie ihr Verstand arbeitete, während sie mit kalter, geduldiger und unbarmherziger Berechnung die Konsequenzen seiner Furcht erwog – und über sein Schicksal beschloß.

    »Abgemacht. Achthundertdreißig pro Stück für alle übrigen.«
    »Die nächste Ladung wird aus leistungsfähigeren KIs bestehen.«
    »Einverstanden.«
    Die Worte rollten durch das Blickfeld Marias, die sie kaum wahrnahm. Sie steckte seit mehr als drei Stunden in ihrem Raumanzug, und mittlerweile war das Nirwana für sie nur noch die Fähigkeit, sich an ein paar Stellen gründlich kratzen zu können: in der rechten Kniekehle, neben ihrer linken Brust, zwischen den Schulterblättern …
    »Die Geliebte wird einen Navigator in diese Umgebung bringen und die geeigneten Zusatzgeräte zwischen eurem Computer und den Schiffssystemen züchten«, verkündete Zwölf. »Ihr werdet den Navigator in der Bedienung der KI unterweisen.«
    »Einverstanden.« Das bedeutete Stunden in der Enge eines Raumanzugs, dachte Maria, während man mittels der für luftleeren Raum und behandschuhte Finger konstruierten Hochleistungstastaturen aus legiertem Stahl das Computersystem erläuterte … Bei dieser Erkenntnis begann das Jucken zwischen ihren Schulterblättern transzendente Heftigkeit anzunehmen.
    Weitere Buchstaben marschierten durch ihr Blickfeld. »Dies-Individuum hofft, die Effektivität unserer Kommunikation verbessern zu können.«
    Maria leckte sich die Lippen. Das Jucken machte sie noch wahnsinnig. »Das wäre schon sehr vorteilhaft«, sagte sie.
    »Menschen benutzen hörbare Sprache für persönliche Kommunikation. Die Diener der Geliebten tun das ebenfalls.«
    Ein Anflug von Interesse durchdrang den Schleier von Marias Qualen. Das war ihr neu. »Ich habe dich noch nie reden hören.«
    Zwölfs kleine Innenfinger tippten geschäftig auf seine Tasten ein. »Es hat keine Notwendigkeit dazu bestanden.«
    »Um Software zu entwickeln, die Melange übersetzen könnte, wäre sehr komplizierte Programmierarbeit erforderlich«, sagte Maria. »An Bord der Runaway ist das nicht machbar. Jedenfalls nicht sofort.«
    Zwölf stand in bezug zu Maria leicht seitlich, so daß er sie mit drei seiner Augen beobachten konnte. Marias Augen schmerzten, als

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