EngelsZorn - Im Blutrausch
Augen soeben wahrgenommen hatten. Jean war von Maries Anblick derart überwältigt, dass er unbewusst zwei Schritte auf sie zuging. Sie sah aus wie ein Engel. ‚... das kann unmöglich eine Hure sein! Das kann unmöglich wahr sein. Ist es am Ende gar ein Irrtum!...‘, dachte er, während er sie anstarrte.
Sie hatte ein schmales, sehr ebenmäßiges Gesicht. Ihren Kopf hatte sie in diesem Augenblick leicht nach unten gesenkt, so dass die blonden Strähnen ihres Mittelscheitels die Wangen bedeckten, als sie ihr ins Gesicht fielen. Marie hatte wunderschönes Haar, dessen zahlreiche Nuancen durch den sanften Lichtschein betont und hervorgehoben wurden. Sie sah abermals zu ihm auf. Sie hatte umwerfend blaue Augen. ‚... oh Gott, ich habe noch nie solche Augen gesehen!...‘, dachte Jean und ging einen weiteren Schritt auf Marie zu. In dem sanften Licht der Wandleuchten funkelte das Blau ihrer Augen. ‚... dieses Blau... es sieht aus wie das Meer an der Côte d’Azur... das gibt’s doch gar nicht... und ihre langen Wimpern... ich glaub‘ das gar nicht... sie stoßen fast an ihren Augenbrauen an, wenn sie die Augen öffnet... solche langen Wimpern habe ich noch nie gesehen!... oh Gott, da sitzt ein wahrer Engel vor mir...‘, seine Gedanken überschlugen sich. Sie schlug ihre Lider nieder und öffnete sie wieder. Maries blonde Augenbrauen zierten ihre Augen und untermalten ihr wunderschönes Gesicht. Sie hatte eine zierliche, schmale Nase. ‚... und ihr Mund... oh Gott, ihr Mund... was für traumhaft schöne, volle Lippen sie hat... dieses Rot in diesem schönen weißen Gesicht... und diese wunderbaren blauen Augen...‘, Jean ging zwei weitere Schritte auf sie zu, blieb abrupt stehen, atmete tief durch und schritt dann langsam weiter. Er fühlte sich wie in Trance. Um ihren zarten Hals hing eine dünne, enganliegende Weißgoldschnur, die mit einem einzigen Brillantstein besetzt war. ‚... der kann nicht echt sein. Bei der Größe würde er ein halbes Vermögen kosten... der kann unmöglich echt sein!...‘, dachte er, als er den Brillanten sah. Seine Mutter hatte erst kürzlich für einen solchen Stein fast sieben Millionen Francs bezahlt. Sein Vater hatte ihn ihr zum Geburtstag geschenkt. Natürlich war er vo n Cartier . Seine Mutter hätte sich nichts anderes um den Hals
gehängt. ‚... die ist doch nicht älter als achtzehn. Wahrscheinlich sogar noch jünger... oh Gott, ich habe so etwas Schönes noch niemals in meinem Leben gesehen... wie kann es sein, dass das eine Hure sein soll?... das glaube ich einfach nicht... das kann nicht sein!...‘ Jean stand inzwischen vor ihr. Er brachte immer noch keinen Ton über seine Lippen.
Sie faszinierte ihn. Ein besonderer Zauber ging von ihr aus. Es war wie Magie. Er bemerkte nicht, dass er sie anstarrte.
„Was soll ich tun?“, fragte sie ihn leise. Sie schien nervös zu sein.
Ihre sanfte Stimme verzauberte seine Sinne auf einen Schlag. Jean war zutiefst überwältigt. Er brachte immer noch kein Wort über seine Lippen.
„Was soll ich tun?“, wiederholte sie ihre Frage.
Und dann fiel es ihm sofort auf. Es waren nicht nur die schönsten Augen, die er jemals gesehen hatte, sondern auch die traurigsten.
„Ich bin Marie.“, sagte sie leise und lächelte ihn verlegen an.
‚... ihre Lippen, wie sie sie bewegt, wenn sie spricht...‘ Jean bekam Herzklopfen. Das zweite Mal in seinem Leben schlug sein Herz schneller, nachdem er eine Frau angesehen hatte. Das erste Mal war es bei Lilli, seiner großen Jugendliebe, gewesen. Damals hatte sie jedoch Nestor bekommen. Zu verdanken hatte er es seinem genialen Schachzug , wie es von ihm bezeichnet worden war. Ein Jahr später waren ihre Eltern von Paris fortgezogen. Ihr Vater war Botschafter gewesen und nach Australien versetzt worden. Nestor hatte sie gleich vergessen und sich mit einem anderen Mädchen getröstet. Doch bei Jean hatte es Jahre gedauert, bis er nicht mehr an Lilli gedacht hatte. Jean war völlig aufgewühlt. Er stand vor Marie und starrte sie an. Ihr Lächeln benebelte seine Sinne. Sie hatte ein zauberhaftes Lächeln. Es versprühte Magie im Raum. Sie verzauberte ihn, verzauberte ihn mit diesem fabelhaften Lächeln. Plötzlich empfand er den starken inneren Drang, sie zu berühren. Die Begierde nach ihr war mit einem Mal in ihm erwacht. Sie verzauberte nicht nur seine Sinne, sondern sie verzauberte auf einen Schlag seine Welt. Es war seit Langem wieder das erste Mal, dass er nicht mehr an seine Bücher
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