EngelsZorn - Im Blutrausch
eisigen Klang angenommen. Nestor war sich ziemlich sicher, dass Marie sein Angebot am nächsten Tag nicht ablehnen würde . ‚... sie wird es nicht wagen...‘, hatte er gedacht. In seinen Augen hatte sie keine andere Wahl. Er hatte seinen Besitz, sein Eigentum betrachtet, das ihm aus seiner Sicht heute schon uneingeschränkt gehörte. Anschließend hatte er nochmals die Flasche an seine Lippen angesetzt und einen großen Schluck daraus getrunken. Daraufhin hatte er sich erhoben und begonnen, sich langsam zu entkleiden. Marie hingegen war wortlos ins Bett gestiegen und hatte dort auf allen Vieren darauf gewartet, dass sie Nestor von hinten besteigen würde. Ihre stillen Tränen hatte er während des Vögelns nicht bemerkt.
Marie sah erneut auf die Uhr. ‚... oh Gott, was soll ich nur tun?...‘, dachte sie verzweifelt. Sie wollte nicht mit Nestor mitgehen. Es wäre die reine Hölle. Das ahnte sie. Aber wie sollte sie es ihm nur sagen? Sagen, ohne dass er dabei zornig geworden wäre? Sie hatte große Angst, Angst vor ihm und seinen Wutausbrüchen. ‚... oh Gott, wie ich ihn hasse...‘
Sie wusste, dass sie nicht auf ewig hier i m Cécil e bleiben würde. Schließlich könne sie Cécile nicht für immer in ihrem Zimmer einsperren. Eines Tages müsse sie sie herauslassen. Nachts, wenn sie mal wieder alleine in ihrem Bett gelegen war, hatte sie oft Fluchtpläne geschmiedet. Aber wenn sie nun mit Nestor mitgehen würde, entkäme sie ihm nie, das ahnte sie. Sie war sich sicher, er würde sie eher totschlagen als sie gehen lassen.
Jemand klopfte an ihrer Tür. Marie blieb das Herz für eine Sekunde lang still stehen. Sie lauschte.
Die Tür öffnete sich einen Spalt. „Besuch für dich, Marie!“
Sie erkannte Céciles Stimme. ‚... oh Gott, er ist schon hier! Was mache ich jetzt nur?...‘ Maries Herz begann heftig in ihrer Brust zu schlagen. Sie saß mit dem Rücken zur Tür und wagte es nicht, sich umzudrehen. Instinktiv schloss sie ihre Augen. Sie hatte panische Angst.
Jean blieb regungslos an der Tür stehen, nachdem sie Cécile hinter ihm geschlossen hatte. Sein Herz trommelte in seiner Brust. Er wurde sichtlich nervöser. ‚... beruhige dich, Jean, es ist ja bloß eine Hure...‘, dachte er sich. ‚... ich werde sie am besten gleich bezahlen, damit sie Nestor morgen diese Lügen über mich erzählt...‘
Er ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen. Es war nicht sehr groß. Die kompletten Wände und der ganze Fußboden waren mit rotem Samt verkleidet. Schräg gegenüber von der Tür befand sich ein großes Bett aus silberfarbenem Metallgestell, dessen Gitterstäbe am Kopfende doppelt so hoch waren wie die am Fußende des Bettes. Mehrere rote Kissen waren darauf nebeneinander angereiht. Links und rechts vom Bett befand sich je ein hoher Standspiegel. Beide Spiegel waren auf das Bett ausgerichtet. Rechts vom Bett befand sich eine dunkelbraune, große Kommode aus massivem Holz. Darauf stand ein alter Plattenspieler und links daneben befanden sich einige angebrochene Whiskyflaschen, die die beiden nebeneinander stehenden kleinen Lautsprecherboxen verdeckten. Rechts neben der Kommode auf dem Boden lehnte ein Stapel Platten an der Wand. Über dem Metallbett war ein silberfarbener, großer Ventilator an der Decke befestigt, dessen Flügel durch die Drehung ein leises Brummen verursachten. Zwei Wandleuchten brannten, dessen Lichtschein sich in den Spiegeln reflektierte und aufs Bett fiel. Es gab nur ein Fenster in diesem Zimmer. Davor waren Gitterstäbe angebracht, die leicht durch die Gardinen durchschimmerten. Auf dem rechten Rand des Bettes saß eine Frau. Sie kehrte ihm den Rücken zu und bewegte sich nicht, seit er das Zimmer betreten hatte. Bewegungslos saß sie darauf wie eine Statue aus Stein. Sie hatte sich vom Spiegel abgewandt, so dass man ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Ihr blondes, gewelltes Haar fiel ihr über die Schultern, bedeckte ihren Rücken und reichte ihr bis zu den Hüften hinunter. Bekleidet war sie lediglich mit einem kurzen Kleid aus weißer Spitze, soweit er das erkennen konnte.
Jean stand immer noch auf derselben Stelle. Er blieb wie angewurzelt vor der Tür stehen. Er bewegte sich ebenfalls nicht.
Plötzlich drehte sie sich zu ihm um und sah ihn verwundert an. ‚... oh Gott, mei n goldener Reiter ! ...‘, dachte Marie und ihr Herz begann sofort, höher zu schlagen.
Jeans Herz begann zu rasen, während sie ihn ansah. Er konnte nicht fassen, was seine
Weitere Kostenlose Bücher