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Enigma

Enigma

Titel: Enigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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hatte, kurz bevor er nach Cambridge zurückgeschickt wurde, um wieder zu Verstand zu kommen.
    »Natürlich weiß er es, alter Junge. Ich mußte zuerst sein Einverständnis einholen.«
    »Und er hatte nichts dagegen?«
    »Nein. Der Mann ist verzweifelt. Er würde alles tun, um Shark wieder in den Griff zu bekommen.« Logie setzte schnell hinzu: »Entschuldigung, ich habe nicht gemeint… ich wollte nicht sagen, daß es ein Akt der Verzweiflung war, daß wir Sie zurückgeholt haben. Nur, nun ja, Sie wissen schon…« Er ließ sich schwer auf seinen Stuhl sinken, betrachtete abermals die Nachricht und klopfte dabei mit der Pfeife gegen seine abgenutzten gelben Zähne. »Verdammt, verdammt noch mal…«
    Während Jericho ihn beobachtete, kam ihm der Gedanke, daß er fast nichts über Logie wußte. Sie arbeiteten seit zwei Jahren zusammen, hielten sich für Freunde, und dennoch hatten sie sich nie richtig unterhalten. Er wußte nicht, ob Logie verheiratet war oder eine Freundin hatte…
    »Ich glaube, ich sollte gleich zu ihm gehen. Entschuldigen Sie mich, mein Lieber.«
    Logie zwängte sich an seinem Schreibtisch vorbei und rief den Korridor hinunter: »Puck!« Jericho konnte hören, wie der Ruf von jemandem am hinteren Ende der Baracke aufgegriffen wurde. »Puck!« Und dann wieder von einer anderen Stimme: »Puck! Puck!«
    Er steckte den Kopf wieder in sein Büro. »In jeder Schicht koordiniert ein Analytiker die Attacke gegen Shark. In dieser Schicht ist es Puck, in der nächsten Baxter, danach Pettifer.« Sein Kopf verschwand wieder. »Ah, da ist er. Kommen Sie, alter Junge. Machen Sie ein fröhliches Gesicht. Ich habe eine Überraschung für Sie. Sehen Sie mal, wer hier drinnen ist…«
    »Hier stecken Sie also, Guy«, kam eine vertraute Stimme vom Korridor. »Niemand wußte, wo Sie zu finden waren…«
    Adam Pukowski schob seinen geschmeidigen Körper an Logie vorbei, sah Jericho und blieb wie angewurzelt stehen. Es war ein echter Schock für ihn. Jericho konnte fast sehen, wie sein Verstand sich bemühte, seine Miene wieder unter Kontrolle zu bringen, sein berühmtes Lächeln wieder auf sein Gesicht zu zwingen. Endlich gelang es ihm. Er legte sogar die Arme um Jericho und drückte ihn an sich. »Tom, das ist… Ich hatte schon gedacht, Sie kämen nie zurück… Es ist… wunderbar.«
    »Es ist schön, Sie wiederzusehen, Puck.« Jericho schlug ihm höflich auf den Rücken.
    Puck war ihr Maskottchen, ihr Bindeglied zu den Abenteuern des Krieges. Er war in der ersten Woche angekommen, um sie mit der polnischen Bombe vertraut zu machen, dann war er nach Polen zurückgekehrt, und als Polen fiel, war er nach Frankreich geflohen, und als Frankreich zusammenbrach, war er über die Pyrenäen entkommen. Um ihn rankten sich romantische Geschichten: daß er sich in der Hütte eines Ziegenhirten vor den Deutschen versteckt hätte, daß er sich an Bord eines portugiesischen Dampfers geschlichen und den Kapitän mit vorgehaltener Pistole gezwungen hätte, ihn nach England zu bringen. Als er im Winter 1940 wieder in Bletchley aufgetaucht war, hatte Pinker, der Shakespeareforscher, seinen Namen zu Puck (»dieser frohgemute Schwärmer durch die Nacht«) abgekürzt. Seine Mutter war Engländerin, was sein fast makelloses Englisch erklärte, auffallend nur deshalb, weil er es so sorgfältig aussprach.
    »Sie sind also gekommen, um uns zu helfen?«
    »So sieht es aus.« Er löste sich verlegen aus Pucks Umarmung. »Ich werde es zumindest versuchen.«
    »Prächtig, prächtig.« Logie musterte sie einen Moment lang beifällig, dann begann er, in dem Chaos auf seinem Schreibtisch herumzuwühlen. »Wo steckt dieses Ding? Heute morgen war es noch hier…«
    Puck nickte hinter Logics Rücken und flüsterte: »Sehen Sie, Tom? Ordentlich wie immer…«
    »Also, Puck, das habe ich gehört. Lassen Sie mich sehen. Ist es das? Nein. Ja. Ja!«
    Er drehte sich um und händigte Jericho ein mit der Maschine geschriebenes Dokument aus, amtlich abgestempelt und mit der Überschrift »Auf Befehl des Heeresministeriums«. Es war eine Benachrichtigung zur Einquartierung, gerichtet an eine Mrs. Ethel Armstrong, durch die Jericho berechtigt war, im Gästehaus in der Albion Street in Bletchley zu wohnen.
    »Ich weiß leider nicht, wie es dort aussieht, alter Junge. Es war das Beste, was ich für Sie tun konnte.«
    »Es ist bestimmt gut.« Jericho faltete das Blatt zusammen und steckte es in die Tasche. In Wirklichkeit war er ziemlich sicher, daß es nicht gut

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