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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Metall und ein Gummischlauch zum Abbinden des Oberarms.
    Ich ging in die Diele, holte dünne Installateurhandschuhe aus dem Seitenfach meines Werkzeugkastens und streifte sie über. Zwischen großen und kleinen Zangen kramte ich einen Putzlappen hervor, der früher einmal die Vorderseite eines T-Shirts gewesen war. Auf dem Stoff stand in verblichenen Buchstaben »Reebok«.
    Mit dem Lappen putzte ich die Klinke an der Innenseite der Tür und das Schloss auf beiden Seiten. Zwar war es eineLeichtigkeit, mich als den Besitzer der Wohnung zu identifizieren, doch meine Fingerabdrücke wollte ich auf keinen Fall hinterlassen.
    Dann kehrte ich ins Schlafzimmer zurück. In den Wandschränken lagen nur einige Decken und Kissen, eine Tube Gleitcreme und ein paar Rollen Küchenkrepp. Ich guckte unter das Bett. Nur Staub.
    Ich fand das Zeug schließlich im unteren Teil des Kühl- und Gefrierschranks. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, den Stoff hinter eingefrorenen Beeren oder Tiefkühlgemüse zu verstecken. In den Drahtkörben lagen Plastikbeutel, angefüllt mit flachen Päckchen in Aluminiumfolie.
    Ich zog einen Korb nach dem anderen hervor. Sie waren nicht vollgestopft, und doch enthielten sie kiloweise Stoff. Die Mehltüten brauchte ich nicht zu öffnen, ich wusste auch so, dass es kein Hirschhornsalz war, was man hineingefüllt hatte. Die flachen Päckchen hatten nur äußerlich Ähnlichkeit mit Schokoladentafeln, und die Pillen halfen vielleicht gegen irgendwas, aber mit Sicherheit nicht gegen Vitaminmangel.
    Ich knallte die Tür des Gefrierschranks zu und ließ mich auf den nächsten Stuhl fallen. Auf dem Tisch stand schmutziges Geschirr, der Dreck hatte eine kittartige Konsistenz. Der Spültisch dagegen glänzte noch vor Sauberkeit. Auf der Edelstahlplatte standen zwei Waagen, die eine mit rundem Ziffernblatt, die andere mit Digitalanzeige, auf Grammbruchteile genau.
    »Das hatte mein Traum also zu bedeuten«, seufzte ich, wie meine Mutter es früher getan hatte. Ein Fluch wäre zu naheliegend gewesen, irgendwie blutarm und kraftlos.
    In einer Wohnung, die mir gehörte, wurde kiloweise Heroin gehortet, dazu massenhaft Haschisch und diverse Drogen in Pillenform, genug, um eine kleine Apotheke zu füllen. Und vermutlichhandelte es sich nicht nur um ein Lager, sondern das Zeug wurde hier verkauft. Ich malte mir aus, dass zig Junkies den Nummernkode kannten, mit dem die Haustür zu öffnen war, und dass bald zitternde Käufer im Treppenhaus herumirren würden.
    Ich kannte Frolows gruppa nicht genau. Vielleicht gehörten ihr einige fähige Leute an, aber der verantwortliche Verkäufer in der Punavuorenkatu, der sich eine Vollnarkose verpasst hatte, war nicht unbedingt eine Spitzenkraft.
    Eine Sorge mehr. Die Wohnung würde bald auffliegen. Und dann würde sich auch Kärppä die Finger verbrennen.
    Ich mochte Maxim Frolow noch weniger als zuvor.
    Ich musste ihn loswerden.

8
    Ich stellte den Wagen vor meinem Büro in Hakaniemi ab, auf dem Pflaster zwischen den mickrigen Bäumen. Ich wollte nicht lange bleiben und hatte keine Lust, das Auto wegen der paar Minuten in die enge Parklücke auf dem Hof zu rangieren. Die Tür war nicht abgeschlossen. Die Türfeder gab das übliche Maunzen und Knarren von sich.
    »Bist du es, Vitjuscha?«, turtelte meine Teilzeitsekretärin Oksana Pelkonen.
    Mir lag eine spöttische Antwort auf der Zunge, doch ich verkniff sie mir. Oksanas ständiges Getue ging mir gelegentlich auf die Nerven, aber sie meinte es nicht böse. Ich wünschte ihr einen guten Tag, stichelte dann freundlich, sie könne mich wohl nicht mit einem Kunden verwechseln, da wir ja praktisch keine mehr hätten.
    »So ist es«, stimmte Oksana zu und schüttelte den Kopf, als trüge sie persönlich die Schuld für die schlechte Geschäftslage. »Man muss unangenehm sagen … also, sagen wir so, dass … ich sage bedauernd«, tastete sie sich vor, betrachtete es als Ehrensache, den korrekten Ausdruck zu finden. »Es gibt eine große unangenehme Sache. Der Postillon bringt Rechnungen. Der Postillon bringt kein Geld. Die Bank ist leer, füiii …« Sie spitzte den Mund und pustete, winkte graziös mit ihrer molligen Hand, versuchte wohl einen kalten Windstoß nachzuahmen.
    Oksana Pelkonens ökonomische Analyse traf ins Schwarze,dabei hatte sie ihre kaufmännische Ausbildung auf dem praktischen Markt erworben, allerdings nicht etwa als Aushilfe beim Schlussverkauf. Oksana war als Prostituierte nach Finnland gekommen, hatte sich aber

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