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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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als seine russischen Kompagnons in Taipalsaari Ferienwohnungen kauften. Und bald darauf hatten wir festgestellt, dass ich einige Mietwohnungen besaß, in denen Frolow seine Mädchen unterbringen konnte.
    Die verschlafene Frau hatte sich nur ein wenig gewundert, als ich erneut geklingelt hatte. Sie hatte ein paar Tanzschrittegemacht, den Gürtel ihres Morgenmantels um ihr Handgelenk kreisen lassen und mich mit heiserer Stimme hereingebeten.
    Ich hatte ihr befohlen, mit dem Tanzen aufzuhören, sich an den Tisch zu setzen und zu reden.
    Die Frau war zuerst erschrocken, hatte dann aber gesagt, sie heiße Zinaida, und auf meine weiteren Fragen mit wachsendem Mut geantwortet. Viel wusste sie allerdings auch nicht. Einmal hatte sie beobachtet, wie Drogen angeliefert wurden. In einem weißen Kleinbus, mit finnischem Kennzeichen, glaubte sie. Der Wagen hatte auf dem Bürgersteig gehalten, und zwei junge Männer hatten die Lieferung in Kartons ins Haus getragen, als handle es sich um Computer. Zinaida glaubte, die beiden Männer später noch einmal gesehen zu haben. Da waren sie in einem grauen BMW gekommen, auf dem Nummernschild hatte Zinaida lateinische Buchstaben gesehen und am Kofferraum einen ovalen Aufkleber mit der Aufschrift EST .
    Ich hatte zweifelnd die Stirn gerunzelt, aber Zinaida hatte erklärt, es mache ihr Spaß, zu beobachten, was sich auf der Straße tat, und außerdem habe sie ein gutes Gedächtnis, über das schon viele gestaunt hätten.
    »Und wer holt bei euch das Geld ab und verkauft den Stoff ?«, hatte ich ihr weiter zugesetzt.
    Ich hatte damit gerechnet, dass sie verstummte und die Hände vor den Mund schlug wie ein erschrockenes Schulmädchen. Aber Zinaida hatte nur die Achseln gezuckt und erklärt, über den Drogenhandel wisse sie nichts, sie kenne sich nur mit ihrer eigenen Arbeit aus. Sie hatte erklärt, die Freier kämen zu festgesetzten Zeiten, und das Geld werde einmal in der Woche abgeholt. Es werde 70/30 geteilt. Dabei hatte sie den Mund verzogen und gemeint, das sei gar nicht mal so schlecht.
    Zinaida und ihre Kollegin Jelena hatten eine Telefonnummer;dort sollten sie anrufen, wenn es Probleme gab. Ansonsten war Jelena nur Frolow und zwei anderen Männern begegnet, die sie für Frolows engste Kompagnons hielt. Der eine hieß Vadim und war nett, und dann war da Imran, ein schweigsamer dunkler Mann.
    »Was meinst du damit, ist er Afrikaner?«, hatte ich sie unterbrochen.
    Das hatte Zinaida verneint. Imran komme aus Zentralasien oder vom Kaukasus, jedenfalls sei er Muslim. Nein, sie habe nicht mit diesen Männern geschlafen, Jelena auch nicht.
    »Und mit Frolow schon gar nicht! Mit diesem Zhurawl !«, hatte Zinaida ihren Boss kichernd zum Kranich erklärt und an ihrem Ohrring gespielt, der vielleicht sogar ganz elegant ausgesehen hätte, wenn der falsche Edelstein etwas kleiner und das Kettchen, an dem er baumelte, ein wenig kürzer gewesen wäre.
    Ich hatte mich bei der jungen Frau bedankt und gesagt, ich würde ihre Hilfsbereitschaft nicht vergessen. Sie hatte sich spöttisch geräuspert und dann eilfertig erklärt, sie wolle mich nicht beleidigen, aber man habe ihr schon viel versprochen, und sie sei allzu oft enttäuscht worden.
    Dann hatte Zinaida mich zur Tür begleitet. Ihre letzten Worte, weich geflüstert, waren mir in das leere Treppenhaus gefolgt.
    »Das sind böse Männer. Sie verkaufen Menschen.«
    Ich hatte darüber nachgedacht, dass es viel schlimmer ist, andere zu verschachern, als sich selbst zu verkaufen.
     
    Seufzend saß ich an meinem alten Büroschreibtisch. Bei den Namen Vadim und Imran klingelte es leise, aber ich konnte das Glöckchen nicht genauer lokalisieren. Offenbar hatte ichvon den beiden schon einmal gehört, kannte sie aber nicht näher. Überhaupt hatte ich bei dem Verhör des verschlafenen Freudenmädchens nicht viel Neues über Frolow erfahren. Und wahrscheinlich hatte Zinaida, obwohl sie geschworen hatte, den Mund zu halten, Frolow inzwischen schon berichtet, dass ich die Drogen gesehen und sie ausgefragt hatte.
    Ein Blick durch die Tür gab mir die Gewissheit, dass Oksana noch nicht auf dem Rückweg war. Ich kannte die Nummer auswendig, obwohl ich es nach Möglichkeit vermied, sie zu wählen.
    »Russische Botschaft«, meldete sich ein Mann. Mit seiner tiefen Stimme hätte er sich ohne weiteres beim Chor des Klosters Nowospasskij bewerben können.
    »Ich möchte bitte Arkadi Malkin von der Abteilung Wissenschaft und Kultur sprechen. Mein Name ist

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