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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Beeinträchtigung.«
    Alexej hatte wieder zugenommen. Sein Business schien gutzu laufen. Ich hatte ihm nach und nach meine eigenen Geschäfte übertragen. Er verfrachtete Elektronik und Autoersatzteile nach Russland und importierte auf dem Rückweg Kriegsschrott, Kiefernholz, Spinnangeln, Anstecknadeln aus der Sowjetzeit oder Kranbeerengelee, kurzum alles, was in Russland billig zu haben und in Finnland gut zu verkaufen war.
    »Du warst auch schon mal schlanker«, sagte ich.
    »Brüderchen, mach dir keine Gedanken über mein Taillenmaß. All diese Bohnenstangen mit ihrem klugen Geschwätz über Grünfutter! Salzgurken, Rote Bete in Essigmarinade, Sauerkraut, Pilze … das ist Gemüse genug. Und dazu reinen, guten Wodka, damit die Kohlenhydrate nicht zu langsam werden.«
    Alexej ließ die Füße auf den Boden knallen. Er wuchtete sich vom Stuhl, zog die Hose hoch und machte ein paar halbe Kniebeugen.
    »Aljoscha, hör auf mit dem Sport«, riet ich ihm. Schon als Kind hatte mein Bruder sich lieber mit Karopapier und einem Rechenschieber beschäftigt als hinter einem Ball herzurennen oder Ski zu laufen. Schach hatte er gespielt, aber das galt in Finnland nicht als richtiger Sport, außer beim Arbeitersportbund.
    Auch über diese Zweiteilung des Sportlebens hatte ich mich durch Bücher informieren müssen, begriff aber immer noch nicht ganz, weshalb die Männer von den Vereinen Pakilan Visa und Pakilan Veto sich beim Skilaufen erbitterte Gefechte lieferten, nur weil der eine aus dem bürgerlichen Lager und der andere aus dem Arbeitersportbund hervorgegangen war.
    »Wo kommen deine Michelins denn her?«
    »Michis sind es nicht, aber trotzdem beste Qualität«, erklärte Aleksej. »Weißt du, Nokia-Reifen hat eine Fabrik in Wsewoloschskeröffnet, und da wird eben manchmal Ausschuss produziert, mit kleinen Fehlern und so weiter. Das heißt, es gibt so viel Ausschuss wie der Kontrolleur zur Seite legt. Na, je höher man die Qualitätsnorm ansetzt, desto mehr zweite Wahl kriegt man. Die Ausschussware kommt in einen offenen Container, wird zermahlen und wieder in die Produktion gegeben. Aber wir recyceln nur einen Teil der Reifen, und der Rest ist in ausgewählten Geschäften erhältlich, poschaluista«, pries Alexej seine Geschäftsidee.
    Ich kannte die Reifenfabrik gut, denn als sie gebaut wurde, hatte ich für einen der Subunternehmer gedolmetscht. Zudem war mir die Gegend vertraut. Wsewoloschsk lag etwa zwanzig Kilometer nördlich von Sankt Petersburg, im selben Bezirk wie Kawgolowo, das nordwestliche Skitrainingszentrum der Sowjetunion, wo ich tausende von Kilometern auf Skiern zurückgelegt hatte.
    »Das ist ja beinahe unsere Heimat.« Alexej schien an meine Gedanken anzuknüpfen. »Vaters Familie kam doch aus Toksova und Rääpyvä. Oder stammte von da. Oder musste da weg.«
    Wir schwiegen eine Weile, nickten bei diesen Erinnerungen.
    »Es ist jetzt schon Jahre her, seit Mutter von uns gegangen ist«, sagte Alexej nach einer Weile. Wieder einmal traf er genau die richtige Stimmung. »Immer hat sie sich Sorgen um uns gemacht. Aber jetzt wäre sie zufrieden, wenn sie uns hier sehen könnte.«
    »Nur würde sie uns das nicht sagen«, ergänzte ich. Die Augen waren mir feucht geworden. »Sie hätte sich umgeschaut und gesagt, aha, so hast du deinen Laden also eingerichtet, na, so kann man es sicher auch machen.«
    Ich betrachtete meinen Bruder und dachte daran, dass wirvom selben Fleisch und Blut waren. Wir hatten beide dasselbe gesehen und gehört, es gab vieles, was der eine dem anderen nicht zu erklären brauchte. Ich wusste aber auch, dass unsere Erinnerungen leicht voneinander abwichen, wir hatten die Ereignisse aus unterschiedlicher Perspektive gesehen, und Aljoscha hatte vielleicht mehr Erinnerungen als ich, weil er der Ältere war. Auch an unseren Vater erinnerte er sich besser als ich, denn vor Vaters Tod war er schon fast zum Mann herangewachsen, hatte ihm auf gleicher Höhe in die Augen sehen können. Ich nicht.
    Plötzlich kamen mir Arkadi Malkins merkwürdige Anspielungen in den Sinn.
    »Ich habe zufällig einen Mitarbeiter der Botschaft getroffen, aus dem Kulturbereich«, sagte ich und zeichnete mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft.
    »Aha«, murmelte Aljoscha gleichgültig. »Die hier ist übrigens eine tolle Sängerin. Maarita Taavitsainen, kennst du sie?« Er nahm eine Zeitung vom Tisch und zeigte auf ein Foto.
    »Die ist bestimmt sehr nett. Hör mal, dieser Botschaftstyp hat angedeutet, dass in

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