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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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Frolow? Sind die beiden noch ausgegangen? Kennst du den jungen Mann?«
    »Na ja«, sagte Matti gedehnt.
    Ich wusste, dass es sinnlos war, ihn zu drängen. Ich würde die Geschichte zu hören bekommen, stückweise und in Mattis Tempo. Er flieste die Reihe zu Ende, überprüfte, ob die Fuge gerade war.
    »Schwule, pfui Teufel«, schnaubte er schließlich und zog angewidert die Schultern hoch. »Sie sind spät am Abend in die Stadt gefahren, ins Lost. Das ist eine Kneipe, Lost and found. Da treffen sich … alle möglichen Typen«, fuhr er politisch fast korrekt fort. »Na, ich nichts wie hinterher. Das ist eine ziemliche Höhle.«
    »Und dann? Was ist mit Frolows Begleiter, hast du ihn erkannt?« Nun wurde ich doch ungeduldig.
    »Na ja. Sie sind bis zur Sperrstunde geblieben. Dann sind sie nach Hause gefahren. Zu zweit. In der Kneipe war Hochbetrieb. Es waren auch ein paar Esten und Russen da, die ich kenne. Und Frolows Freund. Toni. Eigentlich Anton. So’n kleiner Hänfling. Den kenne ich. Und er hat mich auch gesehen. Ist das schlimm?«
    »Nein. Es steht doch jedem frei, welche Kneipen er besucht. Und die menschliche Sexualität ist eben so eine Art Kontinuum«, antwortete ich betont sachlich.
    Matti fand das gar nicht lustig.
    »Scheißkontinuum …«, zischte er.
    »Ich habe den Verdacht, dass Frolow am Drogenhandel beteiligt ist, an einem großen Deal«, vertraute ich Matti an, der keine Fragen zu stellen pflegte. »Hast du irgendetwas in der Art gesehen?«
    Matti zuckte die Achseln.
    »Meiner Meinung nach war Frolow nur zum Zeitvertreib da. In solchen Lokalen gibt’s immer Leute, bei denen man was kriegt. Amphetamin oder Ecstasy, selten Heroin. Es waren ein paar da, die Pillen verscherbelt haben. Die Unsrigen.«
    Damit wollte er sagen, dass die Pillenhändler aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion stammten.
    »Bei ein paar Typen bin ich nachdenklich geworden. Sie schienen Frolow gut zu kennen«, fing Matti wieder an, und ich gab mir Mühe, geduldig auf die Fortsetzung zu warten. »Adrette Burschen. Die reißen alte Männer auf. Und manchmal arbeiten sie auch für die Botschaft. Obwohl man nicht immer weiß, was privates Business ist und was ein Auftrag der Botschaft. Oder beides gleichzeitig.«
    Matti bereitete mit einem Rührquirl, den er an die Bohrmaschine angeschlossen hatte, die nächste Portion Mörtel vor.Ich überlegte, ob ihm eigentlich bewusst war, dass ich ihn zu einer Art Assistent ausgebildet hatte, dass er eher ein Ratgeber und Gesprächspartner für mich war als ein bloßer Helfer oder gar ein demütiger Lohnempfänger. Matti war intelligent, auf leicht altmodische Art sogar weise und ausgeglichen, einer, der nachdachte, bevor er etwas tat, und Druck aushielt. Und was das Wichtigste war: Ich vertraute ihm.
    »Bevor die beiden schwofen gegangen sind, waren zwei Männer am Haus«, begann Matti erneut.
    »Wer? Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Du hast doch bloß gefragt, ob Frolow ins Zentrum gefahren ist und ob ich diesen Anton kenne.«
    Matti schmollte eine Weile.
    »Da ist ein alter oranger Mercedes-Kleinbus vorgefahren«, sagte er schließlich. »Zwei Männer sind ausgestiegen. Ein Fettsack und einer aus dem Süden, schwarze Haare und dunkle Haut, ein stämmiger Bursche. Sie haben geklingelt, und Frolow hat mit ihnen gesprochen. Nur kurz. Ich weiß nicht, worum es ging, aber so wie die genickt haben, ist Frolow ihr Boss. Jedenfalls waren die nicht unterwegs, um sackweise Pferdedünger zu verkaufen.«
    Dieselben Männer, die Zinaida in der Punavuorenkatu beschrieben hatte.
    »Hast du die Männer früher schon mal gesehen? Der eine ist Russe, der andere kommt wohl aus Georgien, aus Aserbaidschan oder aus der Ecke.«
    »Nein …«, antwortete Matti gedehnt. »Aber die rostige Karre kam mir bekannt vor. Ich glaube, damit sind mal Männer auf eine Baustelle gebracht worden. Türen auf und eine Kompanie Chinesen raus. Das hab ich irgendwo gesehen.«
    Vadim und Imran, jetzt erinnerte ich mich auch an dieNamen der Männer. Und Frolow hatte ja auch mir Arbeitskräfte angeboten. Mattis Vermutung konnte durchaus richtig sein.
    »Kommst du mal mit?«, fragte ich. »Ich muss Ruuskanen einen Wagen zurückbringen. Du fährst mir nach und bringst mich dann zur Halle oder nach Hause.«
    Matti strich Mörtel an die Wand, zog Furchen hinein und begann eine neue Reihe Fliesen zu verlegen. Ich fragte nicht noch einmal.
    »Fahr schon mal vor. Ich komm gleich. Nach Hyrylä?«, vergewisserte sich

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