Entfernte Verwandte: Kriminalroman
dir von Paloheinä an gefolgt bin. Ich bin hinter dir hergezockelt und hab gesehen, wie Geheimagent 69 an seinen Fingern schnuppert, ob sie noch nach Fotze riechen. Wirklich rührend, so ein romantischer Mann.«
»Ich wusste gar nicht, dass man dich zur Sitte versetzt hat«, versuchte ich meinen Ärger zu verbergen.
Korhonen hatte mich bis zu Marjattas Haus und anschließend zu meiner Firma verfolgt, und ich hatte nichts gemerkt.
»Der Kärppä und sein Schwänzchen, die sind gar nicht faul«, trällerte Korhonen zur Melodie eines Kinderliedes. »Weißt du übrigens, was eine Frau nach dem vierten Orgasmus sagt? Na, weißt du’s?«
»Was denn?«
»Ich weiß es!«, frohlockte er.
»Du brauchst deinem Vater nicht beizubringen, wie man fickt«, versuchte ich im gleichen Ton zurückzugeben.
»Na, war bloß ein Witz«, lachte Korhonen zufrieden. »Und mit so unmoralischen Dingen sollte ein Familienvater weder Spaß treiben noch prahlen. Ich bin kein Kantor, aber ein Kirchenlied kann ich immerhin singen, wenn ich das Gesangbuch an der richtigen Stelle aufschlage.«
»Was quasselst du da?«
»Religiöser Wortschatz, oder eher kirchlicher. Zum Selbststudium empfehle ich dir das Bibellexikon von Aapeli Saarisalo und den schönen Bildband Kirchen und Pfarrhöfe Finnlands in Farbe , mit Sammelkarte zum Aufkleben von Bildchen aus dem Bibelkreis. Dazu gratis die Schallplatte Unsere schönsten Kirchenlieder gepfiffen «, redete Korhonen sich in Fahrt.
»Danke«, sagte ich und machte Anstalten, hineinzugehen.
»Stopp, stopp«, bremste Korhonen mich und setzte eine ernste Miene auf. »Ich muss wirklich mit dir reden.«
Ich starrte ihm in die Augen.
»Ehrlich. Und im Gedenken an einen alten Freund«, sagte Korhonen und wunderte sich gleich darauf über seine Formulierung. »Das klingt ja direkt nach einem Spruch für die Schleife am Kranz.«
»Worum geht es?«, drängte ich.
Korhonen steckte sich in aller Ruhe eine Zigarette an und schob sich die Sonnenbrille auf die Stirn. Er wolle eine gleichmäßige Bräunung, erklärte er, keine weißen Ringe um die Augen wie ein Waschbär. Und er meine jetzt nicht die Waschmaschine von Upo, quasselte er weiter, die Firma hätte nämlich mal ein Modell gebaut, das Waschbär hieß, aber heutzutage würden ja alle Haushaltsgeräte in der Türkei oder in Ungarn hergestellt.
Ich versuchte ihn mit der Bemerkung zu unterbrechen, die Geschichte der finnischen Industrie sei mir vertraut und unter den Unmengen von gebrauchten Waschmaschinen, die ich nach Karelien verfrachtet hatte, seien alle bekannten und auch einige unbekannte Marken vertreten gewesen.
Korhonen verbreitete sich aus reiner Bosheit noch über die Globalisierung und den Klimawandel und die merkwürdige Hitzewelle in diesem Jahr.
»Ich habe mir Parjanne vom Hals geschafft. Ich habe ihm gesagt, ich observiere eure Sippe, aber dafür reicht ein Kriminalhauptmeister völlig, die Chefs werden für wichtigere Aufgaben gebraucht«, erklärte er schließlich. »Der gute Parjanne ist Feuer und Flamme. Und seiner Sache sicher. Er sagt, jetzt ziehen wir dem Kornostajew die Hammelbeine lang.«
»Ich heiße Kärppä.«
»Klar, aber er meint ja auch deinen Bruder, den Businessmann Alexej.«
15
Alexei Cornostayev JR , schrie das Schild am Dach der Halle. Mich irritierte es, aber Alexej meinte, Lichtreklame sei modern. Sie locke Kunden an und gebe ihnen die Gewissheit, dass hier Qualitätsware zu günstigen Preisen verkauft werde.
Ich stürmte geradewegs in Alexejs Büro. Mein Bruder hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und aß eine mit Kebab gefüllte Pita, stocherte mit der Plastikgabel in der knittrigen Folienverpackung herum.
»Schick die beiden raus«, sagte ich auf Russisch und wartete. Auf dem Sofa hockten zwei dunkelhaarige junge Männer. Sie sahen Alexej fragend an. Als er nickte, gingen sie hinaus und versuchten den Anschein zu erwecken, sie hätten ohnehin auf dem Hof etwas zu erledigen.
»Die sprechen Russisch. Oder verstehen es jedenfalls. Polen.«
Alexej vertilgte den Rest seiner Mahlzeit, knüllte die Aluminiumfolie zusammen und warf sie in den Papierkorb. Dann wischte er sich mit Küchenkrepp den Mund und die Finger ab und erzielte auch mit der Papierkugel einen Volltreffer.
»Setz dich doch, Bruderherz. Brauchst du neue Reifen für deinen Mercedes? Ich habe gerade eine preiswerte Partie im Lager, mit winzigen Oberflächenfehlern, aber die sind allerhöchstens eine kosmetische
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