Entfernte Verwandte: Kriminalroman
wiedersehen willst. Ich wiederhole: Ich verkaufe keine Drogen. Ich behalte sie vorläufig als Sicherheit, als Pfand, als Garantiefonds. Bis wir alles geklärt haben und bis du die ausstehende Miete gezahlt und meine Wohnungen geräumt hast.«
Ich stand auf und bedankte mich für den Saft, für nichts anderes.
»Und vergiss nicht, Maxja, nur ich allein weiß, wo die Ware liegt. Es bringt dir gar nichts, anderen zuzusetzen. Aber sollte mir oder irgendwem aus meinem Umfeld etwas zustoßen, wird man dich und deine Verwandten ausfindig machen. Den Auftrag habe ich schon vergeben«, drohte ich. An sich hatte ich damit gerechnet, ähnliche Drohungen von Frolow zu hören. Ich sah zu Korsakow und Gelajew hinüber. Die Schaukel hielt an, doch dann setzte Korsakow sie wieder in Bewegung.
Frolow stand auf und streckte Gelenk für Gelenk seine langen Glieder.
»Viktor, Viktor … Du solltest besser an meiner Seite bleiben. Wir haben hier viel in Gang gebracht. Große Sachen. So groß, dass ich nicht darüber reden darf, und wenn ich es doch täte, würdest du mir nicht glauben.«
Frolow kam näher, legte den Kopf in den Nacken, obwohl ergrößer war als ich und beim Sprechen merkwürdig schief nach unten gucken musste.
»Denk doch mal nach. Nehmen wir zum Beispiel die Renovierung einer Tankstellenkette. Dutzende von Tankstellen. Und wir haben Geld im Rücken. Es lohnt sich, mitzumachen. Sommerwohnungen. Feriendörfer. Geschäftsstellen großer Firmen. Gasrohre. Stromleitungen. Und jedes Mal wird ein zuverlässiger Bauunternehmer gebraucht.«
»Ich muss los, hab noch einiges zu erledigen, kleinere Sachen. Und ich will dir und Anton nicht länger den Abend verderben«, sagte ich höflich.
»Lass das«, erwiderte Frolow. »Ich wiederhole, es lohnt sich, zu mir zu halten. Und es gibt keine Alternative. Es ist sinnlos, mir zu drohen. Gegen mich kommst du nicht an. Und niemand wird dir helfen. Wenn du mir Ärger machst, töte ich dich«, sagte er kühl, ohne jede Regung.
Ich wandte ihm den Rücken zu und ging durch das Haus zu meinem Wagen. Als ich auf die Straße zurücksetzte, dachte ich, dass ich vermutlich dankbar sein musste, weil ich das Haus lebend und aus eigener Kraft verlassen konnte. Ich überlegte, wen Frolow eigentlich repräsentierte. Wen meinte er, wenn er von ›uns‹ sprach?
Am Abend las ich meine Mails. Frolow hatte mir eine Nachricht geschickt.
Viktor, die Probe, die du geliefert hast, ist erstklassig. Mein Freund sagt, er nimmt so viel, wie du importieren kannst. Er bietet dasselbe wie für die vorige Lieferung. Ich übermittle dir diese Nachricht, weil er mich darum gebeten hat. Maxja.
Frolow war schlau. Die Nachricht war auf seinem Computer und in der Mailbox auf dem Server seines Providers gespeichert.Die Zeilen brachten mich mit dem Drogenvorrat in Verbindung und ließen mich obendrein als Haupttäter erscheinen, als Schmuggler und Großhändler. Auch unter Frolows Telekommunikationsdaten würden sich genügend Verbindungen zu mir finden, ganz zu schweigen von dem Mietverhältnis und dem sonstigen Geldverkehr, trotz aller Decknamen.
Es lag auch in meinem Interesse, dass Frolow am Leben und auf freiem Fuß blieb und die Polizei keinen Grund hatte, seinen Computer zu untersuchen.
26
Träskmossa, Sipoo
Was für eine Bruchbude, schimpfte Pawel Wadajew und kratzte an den Mückenstichen am Arm. Die verdammten Biester kommen durch irgendeinen Spalt herein und sirren pausenlos, sodass man nicht schlafen kann. Na, wenigstens friert man nicht, die Nächte sind noch warm, murmelte er dann. Der Mensch darf nicht zu anspruchsvoll sein und über alles meckern, das Häuschen ist doch gut genug für mich …
Aber gleich morgen oder übermorgen frage ich nach, wann der Lohn gezahlt wird und ob ich ein Handy kriegen kann. Wir sind hier doch nicht im Arbeitslager, und ich will ja nur zu Hause anrufen, versuchte Pawel sich in Wut zu reden und spürte doch nur Heimweh.
Er wusste, dass er nicht den Mut haben würde, entschiedene Forderungen zu stellen. Und wen sollte er überhaupt ansprechen? Andrej Gawrilow, der die Fahrt nach Finnland organisiert hatte, war gleich nach der Ankunft verschwunden, und Chefs und Baustellen wechselten ständig. Man hatte kaum Zeit, den Namen seines Nebenmannes zu lernen.
Von den Renovierungsarbeiten in der Schule war Pawel mit zwei Esten auf eine andere Baustelle geschickt worden, wo sie helfen sollten, das Fundament einer Industriehalle zu legen. Er wusste nicht genau, wo die
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