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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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meinen Atemgeruch undden warmen Schweiß auf meiner Haut roch, die Kälte in meinen Augen sah. Helminens Lächeln gefror, seine Mundwinkel zuckten, er wich meinem Blick aus.
    »Du bist ein kleiner Mann und wirst nicht mehr größer«, sagte ich leise. »Kleine Männer bekommen kleine Honorare, weil große ihnen den Kopf verdrehen würden. Und kleine Männer haben kleine Schwänze und kleine Autos und kleine Familien. Aber sie können trotzdem glücklich sein. Weil sie auch kleine Sorgen haben.«
    Helminen blinzelte mit den Augen. Auf seiner Nase erschienen Schweißtropfen, als ob sich ein Druckventil geöffnet hätte und die Poren das leckende Wasser durchließen.
    »Und ich helfe dir, glücklich zu sein, genau in deiner Größenordnung«, fuhr ich in gleichmütigem Ton fort. »Du hast ein Zuhause und eine Frau und Kinder. Ich brauche bloß deinen Namen oder deine Telefonnummer bei Fonecta Finder einzugeben, und schon klärt sich vieles. Erinnerst du dich an Gennadij aus meiner Firma, an den Burschen, dem man vor Jahren in Leningrad alle Zähne mit Metall überkront hat? Dieses Krokodil namens Genja könnte auf dem Schulhof deinem Söhnchen oder deiner Tochter über den Weg laufen oder deiner Frau am Arbeitsplatz seine Aufwartung machen. Und dann kannst du zu Hause erklären, der Onkel hätte nur Spaß gemacht. Aber deine Gören machen nachts ins Bett oder fangen an zu stottern, und deine Frau glaubt dir auch nicht, sondern erinnert sich plötzlich, dass sie sich über die komischen Einzahlungen auf deinem Konto gewundert hat und über das Geld für die Yacht, und nun fragt sie, hör mal, Esko, was geht hier vor?«
    Der Klingelton war irgendeine Marschmelodie. Ich erinnerte mich, dass im Text von Grabhügeln die Rede war, unter denen die Väter lagen und ihre Söhne beobachteten.
    »Helminen«, hauchte der Bauaufseher. »Du, im Moment ist es schlecht, bin in einer Besprechung … ich rufe dich zurück«, sagte er hastig, unterbrach die Verbindung und steckte das Handy ein.
    Ich sah ihm immer noch in die Augen. Helminen hob die Aktentasche wie einen Schild vor die Brust und klackte das Schloss auf und zu. Ich zog mich ein paar Zentimeter zurück, ließ ihm Platz zum Atmen.
    »Ist zwischen uns alles klar? Dann will ich dich nicht länger aufhalten.«
    »Ja. Du kannst mit den Arbeiten anfangen, aufgrund meiner mündlichen Erlaubnis. Frag in zwei Wochen nach den Papieren.« Helminen räusperte sich. »Verdammte Scheiße, das hat man davon, wenn man mit den Iwans Geschäfte macht.«
    Damit drehte er sich um und eilte zu seinem Wagen.
    Matti Kiuru trat zu mir. »Eine komplette Memme ist er aber nicht, sonst hätte er sich nicht getraut, so zu reden.«
    »Nein. Außerdem hat er leider nicht unrecht.«
    Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl. Auf das, was ich als Nächstes zu erledigen hatte, passte Helminens Ausspruch nur allzu gut.
    »Matti, du machst dich jetzt auf die Suche nach dem Bauunternehmer Veikko Luoma. Das heißt, mittlerweile betreibt der wohl eine Leiharbeiterfirma. Ich besuche inzwischen Maxim Frolow.«
    »Allein?«, fragte Matti halb besorgt, halb warnend.
    »Allein«, bestätigte ich.
     
    Ich brauchte keine Karte, um Frolows Haus zu finden. Die letzte Straße am hintersten Ende von Kulosaari endete in einer Sackgasse, was die stumpfsinnige Zurückgezogenheit und Wohlsituiertheit,die die selbstbewusst aufragenden Häuser ausstrahlten, noch zu betonen schien.
    Ich kam mir vor wie der Hase im Märchen, der gleich beim Wolf anklopfen wird. Um mich aufzumuntern, malte ich mir aus, ich würde das Fenster herunterdrehen und laut rufen, passt auf eure Sachen auf, Herrschaften, sonst nehme ich sie mit. Daraufhin hätten sich vielleicht ein paar Leute blicken lassen, die Blinklichter der Autos wären aufgeflackert, weil die Alarmanlagen sicherheitshalber noch einmal eingeschaltet wurden, und die teuersten Mountainbikes wären ins Haus geholt worden, hinter feste Türen mit drei Schlössern. Doch ich fuhr schweigend weiter, bugsierte den Mercedes durch das Tor und hielt direkt hinter der Stoßstange von Frolows Chrysler. In der schmalen Einfahrt stand auch der dunkelblaue Cityjeep, den ich bereits kannte.
    Der Junge öffnete mir die Tür. Ich überlegte, ob ich ihn als Gehilfen oder als Gespielen bezeichnen sollte, erinnerte mich dann jedoch, dass Matti Kiuru seinen Namen genannt hatte: Anton. Statt der Baseballkappe trug der Junge nun eine Wollmütze. Wenn ich ihn besser gekannt hätte, wäre mir sicher eine

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