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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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flapsige Bemerkung entschlüpft, irgendetwas über Gehirnverkühlung, die besonders in der Sommerhitze droht und zu rheumatischen Beschwerden führen kann, vielleicht hätte ich ihm auch vorgeschlagen, sich bei einer der Reality-Shows zu bewerben, deren Existenz mich mit unendlicher Verwunderung erfüllte. Doch bevor ich auch nur einen Gruß herausbrachte, winkte der Junge mich herein, trat stumm zur Seite und wies mir mit ausgestrecktem Arm den Weg zu dem hell erleuchteten Wohnzimmer am Ende des dämmerigen Flurs. Er selbst flitzte die Treppe hoch und verschwand in der oberen Etage.
    »Viktor Nikolajewitsch, wie nett, dass du dir die Zeit nimmst, mich zu besuchen«, begrüßte mich Frolow, schüttelte mir die Hand und bat mich gleich weiter in den Garten. Auf dem Gartentisch standen eine Kanne Saft und zwei Gläser bereit. Wadim Korsakow und Imran Gelajew saßen in der Hollywood-Schaukel. Korsakow hob grüßend sein Glas und lächelte freundlich, während Gelajews schwarze Augen mich finster anstarrten.
    »Natürlich komme ich, wenn du mich rufst«, wies ich die höfliche Floskel zurück.
    »Vitjuscha, Vitjuscha! Ich habe dich doch nicht herzitiert. Ich habe dich gebeten, zu kommen«, stellte Frolow richtig.
    Seine Stimme klang wie das Krächzen eines großen Vogels. Sie kam knarrend unter seiner Hakennase hervor und würde wohl auch dann nicht wärmer klingen, wenn Frolow angetrunken und in sentimentaler Stimmung wäre und mit einem Kleinkind plapperte, das eine Mütze mit Tierohren trug.
    »Lass mich offen mit dir reden, ohne Umschweife, wie es unter alten Geschäftsfreunden üblich ist«, begann Frolow.
    Ich sagte nichts, ermutigte ihn nicht, machte keine Einwände, trank nur einen Schluck von dem Moosbeerensaft und lutschte am Eiswürfel.
    »Du hast offenbar aus der Wohnung in Punavuori … etwas mitgenommen, was dem Mieter gehört …«, wand sich Frolow, obwohl er gerade erst erklärt hatte, offen reden zu wollen.
    »Ja.«
    »Ich weiß, dass du vorher schon einmal in der Wohnung warst. Und dass dir nicht gefallen hat, was du dort gesehen hast. Slawa Bursow ist verschwunden. Man sagt, du hast ihn … entfernt.«
    »Es wird so viel geredet, und das meiste ist dummes Zeug.Ein kluger Mensch überlegt genau, was er hören will und was nicht«, wandelte ich alte russische Volksweisheiten ab und sah zum Himmel auf, als hätte ich meinen rückfällig gewordenen Putzmann tatsächlich umgebracht. Ich fühlte mich äußerst unbehaglich in Frolows Haus, obwohl ich mir meine Taktik genau zurechtgelegt hatte. Beim Auswärtsspiel musste man auf Nummer sicher gehen, und auf feindlichem Boden war es ratsam, sich zu verstecken, so lautete das Motto im Sport und in der Kriegskunst.
    Oder man musste den Gegner überraschen, ihn mit einem skrupellosen Angriff überrempeln.
    Ich wusste, dass Angst mich dazu brachte, kalt, selbstsicher und aggressiv zu handeln. Kornostajew, Sie fürchten sich vor Feigheit, hatte man mir nach den psychologischen Tests bei der Spezialausbildung gesagt. Die Vorstellung, vor Furcht wie gelähmt zu sein, ist Ihnen unerträglich, Sie wollen um jeden Preis handlungsfähig bleiben und die Kontrolle behalten. Der Wissenschaftler, ein Kahlkopf mit dicker Brille, war über seine Schlussfolgerung geradezu begeistert gewesen und hatte mich von allen Seiten gemustert, als wäre ich ein exotischer Schmetterling, den er mit einer Pinzette vorsichtig hin und her wendete.
    Ich massierte mir das Gesicht, versuchte mich auf die Hartholzplatten in Frolows Garten zurückzuholen, hinaus aus den grauen Ziegelgebäuden der zweiten separaten Speznaz-Brigade der 7. Armee des Leningrader Militärbezirks. Mein Gesicht würde mich nicht verraten, das wusste ich, aber ich durfte nicht zu viel erklären. Am wirksamsten war das, was ungesagt blieb.
    »Ich handle nicht mit Drogen, aber irgendeine Sammelstelle für Giftmüll wird das Zeug schon annehmen. Wozu hat man Bekannte bei der Müllabfuhr.«
    »Halt, halt«, rief Maxim Frolow besorgt. »Wir sind Geschäftsleute. Wir finden einen Kompromiss. Und ich darf dich daran erinnern, dass die Ware mir gehört. Auf die Frauen soll es mir nicht ankommen, für die finde ich schon Ersatz. Wenn du die Mädchen für dich laufen lassen willst, handeln wir einen Prozentsatz aus. Aber ich hoffe, du weißt es zu schätzen, dass ich gesprächsbereit bin.«
    »Mein lieber Maxja, brav zu sein ist das Klügste, was du tun kannst«, gab ich zurück. »Wenn du auch nur ein Gramm von deinem Stoff

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