Entfernung.
Händeringen. Ein Verzweiflungsblick. Dann stieg die blonde Frau auf die Pritschen und öffnete ein Fenster. Ein Windstoß begrüßte sie, und sie schwankte auf dem Fensterbrett. Sie hielt die dunkle Puppenperson an sich gepresst und hielt sich am Fensterrahmen fest. Die alte Frau kam näher. Schnitt. Man sah einen der Berater des Königs sich über das Bild an der Wand beugen. Das Bild genau betrachten. Die blonde Frau stand im Fenster. Sie war nun von außen zu sehen. Sie stand hoch über der Kamera und starrte in den Abgrund vor sich. Schnitt. Der Berater holte eine Lupe aus seinem Burnus. Umständlich suchte er in seinen Taschen. Sein Schnurrbart zitterte ungeduldig. Dann hielt er die Lupe vor das Bild. Schnitt. Die blonde Frau war bereit zu springen. Sie ließ den Fensterrahmen los. Sie stand da. Verzweifelt. Sie trat an den Rand des Fensters. Die zwei Dreiecke in ihrer Hand. Sie hielt die Dreiecke. Dann verschob sie die Dreiecke gegeneinander, bis sie einen Stern bildeten. Sie sah den Stern an. Erstaunt. Die alte Frau hatte das Fenster erreicht. Man konnte ihre Hand nach dem Fuß der blonden Frau greifen sehen. Einen Augenblick hielt die verwitterte Hand der alten Frau den Fuß der blonden Frau. Dann stieg die aus dem Schuh. Sie ließ den Schuh zurück und sprang. Sie verschwand aus dem Bild. Stürzte in die Tiefe davon. Schnitt. Der Berater des Königs schaut durch die Lupe auf das Bild. Im Schlafzimmer des Guten Königs. Der Blick fokussiert sich. Eine steile Felswand. Plötzlich taucht ein winziger roter Fleck auf. Ein Farbklecks. Als hätte der Maler oder die Malerin gerade einen Farbtupfen auf das Bild gemacht. Der Berater fährt zurück. Der Farbklecks spritzt auf die Lupe. Der Berater grunzt. Man hört seine Gewänder rascheln und sein Schnaufen. Schnitt. Die blonde Frau verliert den zweiten roten Schuh. Sie fliegt. Sie hält sich an dem Stern fest und fliegt. Sie fliegt in einen Sternenhimmel hinauf. Sie landet auf einem Strand. Palmen. Weißer Sand. Eine Bar. Hinter der Bar steht der Gute König. Er mixt einen Mojito. Man sieht die Minzblätter zermalt werden. Die blonde Frau kommt an die Bar. Ob er Milch habe, fragt sie ihn. Der Gute König wird zum Kuhhirten. Alle sind auf einer Almwiese und sehen von der Wiese auf die Baracke hinüber, aus deren Fenster die blonde Frau gesprungen war. Die dunkle Frau sitzt neben der hellhäutigen. Der Kuhhirte zieht ein handy heraus und drückt auf die Alarmtaste. Ein Lastenlift fährt vom Tal ab. Die alte Frau sitzt darin. Der Lift steigt langsam den Berg hinauf. Er kommt immer näher. Die beiden nackten Frauen können nicht weglaufen. Sie können ohne Schuhe nicht gehen. Der Lift kommt immer näher. Die Frauen reißen Moos aus und bedecken ihre Brüste mit dem Moos. Sie legen sich Blumen in die Schamhaare. Der Gute König nimmt ein Video davon mit seinem handy auf. Die alte Frau im Lastenlift schaut das Video auf ihrem handy mit an. Die alte Frau kommt näher. Die jungen Frauen haben Angst. Suchen nach einem Ausweg. Stummfilmaugenrollen. Dramatische Gesten. Dann legen die beiden Frauen ihre Dreiecke übereinander. Sie halten sich an den Dreiecken fest. Blitz und Donner. Eine Lawine rollt über den Guten König als Kuhhirten mit handyvideo und reißt den Lastenlift in die Tiefe. Die beiden jungen Frauen sitzen am Fenster eines Coffeeshops. Sie sitzen an einer Theke das Fenster entlang. Sie sind von draußen zu sehen. »Italian Coffee« ist in roten Plastikbuchstaben auf die Scheibe außen geklebt. Die Frauen sind nur ungenau wahrnehmbar. Sie stecken die Köpfe zusammen. Lachen. Sie trinken Kaffee aus roten Tassen. Die Kamera rückt näher. Man sieht eine große Schere blitzen. Die dunkle Frau nimmt der hellen Frau die Schere aus der Hand. Sie zerschneidet einen Film weiter. Sie schneidet ihn genau nach den einzelnen Bildern auseinander. Schiebt die Bilder der anderen Frau zu. Die schneidet die Bilder diagonal durch. Mit einer Nagelschere. Beim Schneiden hört man die realen Laute eines solchen Schnitts. Durch Stein. Durch Holz. Durch Fleisch. Durch Beton. Das Schneiden macht auch Mühe. Die Nagelschere muss immer wieder angesetzt werden. Dann legen die Frauen die Bilder um. Sie legen die mit der Nagelschere geschnittenen Dreiecke irgendwie zusammen. Ihre Köpfe sind über die Tischplatte gebeugt. Die Kamera schaut mit ihnen auf den Tisch und auf die Straße hinaus. Draußen steht der Gute König in Alltagskleidung und sieht sehnsüchtig herein. Die Frauen ordnen
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