Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
an.« Jetzt wurde Thanatos’ Ton vorsichtig.
»Und stimmt auch das, was Neferet über diese neuen Vampyre sagte?«
Stark sah dem Detective in die Augen. »Wenn Sie damit meinen, dass wir gewalttätig und gefährlich sein sollen – nein. Das stimmt nicht.«
Der Detective zögerte. Dann sagte er mit schrecklicher Endgültigkeit: »Hohepriesterin, ich muss leider darauf bestehen, dass kein Jungvampyr oder Vampyr das Schulgelände verlässt, bis wir mit unseren Ermittlungen so weit sind, dass wir eindeutig sagen können, dass der Mörder kein Angehöriger des House of Night war. Wenn Sie eine richterliche Verfügung wünschen, kann ich sicher einen Richter wecken und eine bekommen, aber um ehrlich zu sein, ich glaube, es würde nach außen hin besser wirken, wenn das nicht nötig wäre.«
Ohne sichtbares Zögern sagte Thanatos: »Nein, Sie brauchen keine richterliche Verfügung. Wir werden Ihrer Bitte gern entsprechen. Zoey, sag bitte im Bus Bescheid, dass alle Schüler wieder aussteigen. Bis auf Weiteres werden wir alle auf dem Campus wohnen.«
Drei
Aphrodite
» I ch weiß ja nicht, was schlimmer ist – dass die Bullen uns nicht heim in die Bahnhofstunnel gehen lassen oder dass ich tatsächlich schon anfange, diese verratzten Tunnel als Heim zu betrachten«, knurrte Aphrodite vor sich hin, während sie in ihrer Red-Valentino-Handtasche wühlte. »Wo ist mein Xanax?«
»Lass mich dir helfen, meine Schöne.« Sanft nahm Darius ihr die Tasche ab, zog den Reißverschluss einer kleinen Innentasche auf und holte die Tablettenflasche heraus. Aber er zog sie außer Reichweite ihrer Hand. »Xanax oder Wein, aber nicht beides.«
»Mein Dad ist tot«, sagte sie knapp.
»Ich glaube, die Sache ist, Darius will nicht, dass du auch noch stirbst.« Schwer ließ Zoey sich neben sie auf die Couch in dem kleinen Wartezimmer der Krankenstation sinken. »Mir ist klar, wie’s dir geht, und ich kapier auch, dass du dich jetzt am liebsten bis zum Anschlag zudröhnen würdest, aber wenn einer von deinen Eltern stirbt, kannst du nicht ewig davor flüchten.«
»Auch nicht, wenn’s Scheißeltern waren?«
»Auch dann nicht.« Zoey nickte abgeklärt. »Irgendwann musst du dich damit auseinandersetzen. Und nach meiner Erfahrung fängst du lieber so schnell wie möglich damit an.«
Aphrodite verzog das Gesicht, stellte aber die Flasche Rotwein, aus der sie getrunken hatte, weg. »Na gut. Ich nehme das Xanax.«
»Aber nur eines«, beharrte Darius.
»Ja, von mir aus. Gib’s mir einfach. Semizugedröhnt ist auch schon mal ganz gut.«
Darius ließ die kleine blaue Pille in ihre Hand fallen. Da ließ Shaunees Stimme sie innehalten. Gefolgt von Stevie Rae, Rephaim, Damien und Thanatos betrat diese den Raum.
»Ich würde mich jetzt nicht zudröhnen wollen. Nicht mal semi. Sonst könnte ich mich vielleicht nicht mehr an heute Nacht erinnern. Und das hieße, ich würde die letzte Nacht von Erins Leben vergessen. Erin hat’s aber verdient, dass man sich an ihr Leben erinnert. Und dein Dad hat’s auch verdient, dass man sich an sein Leben erinnert, Aphrodite.«
Aphrodite warf sich die Pille in den Mund und schluckte sie trocken hinunter. »In meiner Erinnerung ist mein Dad ein Schwächling, den meine Mom so lange gequält hat, bis er zu einem miesen kleinen Arschloch wurde. Ich weiß nicht, ob ich mich daran erinnern will. Was willst du denn von Erin im Gedächtnis behalten? Eure glorreiche Gehirnsymbiose oder die ruhmlose zweite Halbzeit als getrennte Gehirnhälften?«
»Hör mal, Aphrodite, tut mir echt total leid, dass dein Daddy heute gestorben ist, aber das ist noch kein Grund, mies zu Shaunee zu sein«, sagte Stevie Rae.
Aphrodite gab sich Mühe, geduldiger zu klingen, als sie sich fühlte. »Jeder hat seine eigene Art, mit dem Tod umzugehen, Stevie Rae. Meine ist es nun mal, die Dinge offen anzusprechen. Tut mir leid, wenn dir das unangenehm ist, aber mies ist das nicht. Nur realistisch. Also, an was davon willst du dich erinnern, Shaunee?«
»An beides«, sagte Shaunee langsam. »Ich will so an sie denken, wie sie war. Nicht nur im Guten oder im Schlechten. Die meisten Leute sind ja weder das eine noch das andere.« Sie sah Zoey an. »Wie denkst du an deine Mom?«
Zoey stieß einen langen, traurigen Seufzer aus. »Ich versuche, an die Vision von ihr zu denken, die ich von Nyx bekam, als sie in die Anderwelt einging. Da hatte sie ihren Frieden mit sich gemacht. Sie so im Gedächtnis zu behalten, finde ich schön.«
»Tja,
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