Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
die Option hab ich bei meinem Dad nicht. Wo auch immer er jetzt ist – Nyx’ Anderwelt halte ich für eher unwahrscheinlich.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, bemerkte Thanatos.
Erschüttert sah Aphrodite auf. »Was, haben Sie seinen Geist etwa dort eintreten sehen?«
»Nein. Ich war weder bei seinem Tod zugegen, noch blieb seine Seele so lange, dass ich mit ihr hätte Kontakt aufnehmen können. Aber ich versichere dir, dass an dem Ort, wo er starb, großer Friede herrschte. Ich hoffe, es wird dir guttun zu hören, dass ein solcher Friede vor allem dann zu spüren ist, wenn der Tod für eine Seele eine Erlösung war – wenn ihr Leben mühsam, verworren oder trist war. Ich glaube, dein Vater war froh, aus diesem Leben zu scheiden, und ich nehme an, er wird in ein anderes, glücklicheres Leben wiedergeboren werden.«
Aphrodite musste ein paarmal heftig blinzeln, damit ihr nicht die Tränen in die Augen traten. Sie brauchte lange, um sich wieder zu fassen, aber ihre Freunde warteten geduldig. Als sie antwortete, schwankte ihre Stimme ein bisschen. »D-danke. Das tut schon irgendwie gut, Thanatos. Ganz ehrlich, ich kann mich nicht erinnern, dass ich meinen Dad je richtig glücklich erlebt hätte. Ich hoffe –«, sie musste unterbrechen, um sich zu räuspern, »ich hoffe, er hat’s beim nächsten Mal besser.«
»Darum werde ich Nyx im Gebet bitten«, sagte Thanatos.
»Ich auch.« »Auf jeden Fall.« »Ganz bestimmt«, echoten die anderen.
Zoeys nächste Frage schnitt durch den Raum wie ein schartiges Messer. »Müssen wir Erins Leiche jetzt die nächsten Tage beobachten?«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Thanatos.
Zoey tat, als bemerkte sie nicht, dass alle anderen sie fassungslos anstarrten. »Na ja, ich weiß, es ist nicht gerade pietätvoll, aber jemand muss es ansprechen.«
Aphrodite unterdrückte ein überraschtes Grinsen.
Wow, Z fängt ja an, wie eine echte gnadenlose Hohepriesterin zu klingen
.
»Hier stehen zwei Vampyre«, fuhr Zoey mit einem Nicken in Richtung Stark und Stevie Rae fort, »die sich als Jungvampyre körperlich gegen die Wandlung wehrten und ›starben‹«, sie setzte das Wort in pantomimische Anführungszeichen. »Genau wie Erin heute Nacht. Und beide sind nach ein paar Tagen wieder ›entstorben‹« – auch das setzte sie in Anführungszeichen – »und als rote Jungvampyre zurückgekommen. Also sollten wir doch –«
Ziemlich unbehaglich unterbrach Stevie Rae sie. »Nee, Z. Erin kommt nich zurück.«
»Ich weiß, es ist kein schönes Thema, aber wir müssen uns wirklich damit auseinandersetzen«, machte Zoey unbarmherzig weiter. »Wer würde sich bereiterklären –«
»Niemand muss Erin bewachen«, schnitt Thanatos ihr das Wort ab. »Sie ist wahrhaft tot.«
»Thanatos hat gesehen, wie sie in die Anderwelt eintrat«, sagte Shaunee leise. »Und Nyx hat sie willkommen geheißen.«
»Und glaub mir, von uns hat Nyx keinen willkommen geheißen, als wir gestorben waren«, fügte Stevie Rae hinzu.
»Definitiv nein«, stimmte Stark zu.
»Erin ist tot. Richtig tot«, sagte Damien.
»Okay, ich wollte nur … also, ich wollte nicht gefühllos oder so klingen«, erklärte Zoey zögernd. »Ich dachte nur, wir sollten sichergehen.«
»Wir sind sicher«, sagte Thanatos.
»Also, was das Auseinandersetzen angeht, bin ich voll und ganz Zs Meinung, und es gibt da noch was anderes, das ich gern klären würde.« Aphrodite suchte Thanatos’ weisen Blick. »Als dieses halbfertige Neferet-Ding aus dem Kreis geworfen wurde und flüchtete, sauste es erst mal durch Erin hindurch, dann zischte es in genau die Richtung davon, wo Dad gefunden wurde. Ich würde gern herausfinden, ob es beide umgebracht hat – Erin
und
Dad.«
Thanatos’ Schultern sanken nach vorn. »Ich fürchte, das wird sich nicht mit Sicherheit feststellen lassen, aber für deine Vermutung, dass Neferet für beide Tode verantwortlich sein könnte, spricht einiges. Nur kurz bevor Zoey mich anrief, um mich über die Spinnen zu informieren, begann ich die Nähe des Todes zu spüren. Das kann daran gelegen haben, dass Erins Körper sich der Wandlung widersetzte, es kann aber auch dadurch verursacht worden sein, dass Neferet versuchte, vom Tode zurückzukehren.« Fragend sah sie in die Runde. »Hat jemand von euch bemerkt, ob Erin schon vor heute Abend Anzeichen von Krankheit zeigte? Hat jemand gehört, wie sie hustete oder zum Beispiel sagte, sie fühle sich müde?«
»Warum fragen Sie nicht jemanden, der
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