Entfesselt
Stimme dröhnte durch unser schlichtes Esszimmer. »Und was immer du planst, was immer dein Ziel ist, du wirst es nicht erreichen. Dafür werde ich sorgen.« »Also, das finde ich nicht witzig, Ott«, sagte ich. »Denn mein einziges Ziel ist es, zu lernen und ganz Tähti-mäßig zu werden.« Meine Eltern waren Terávà gewesen - Anhänger der dunklen Magie, bei der man den Dingen um einen herum die Kraft aussaugt, um selbst stärker zu werden. So lange, bis diese starben.
Die Tähti-Magie war vergleichsweise neu. Sie konzentrierte sich auf die in der Erde vorhandene Kraft, sodass dabei niemand zu Schaden kam. Die meisten Unsterblichen sind immer noch Terávà, weil es viel einfacher ist, als ein Tähti zu sein. Incy war ein Terávà. Ich hatte mich dagegen entschieden. »Ottavio«, murmelte River, aber auch diesmal ignorierte ihr Bruder sie.
»Meine Schwester konntest du täuschen«, sagte Ottavio. River richtete sich auf. »Hey!«
»Aber ich durchschaue dich: Du bist eine falsche Schlange, die nur hier ist, um unser Haus zu schwächen, um das Böse hierherzuholen. Diese Vorkommnisse in Boston - sie sind unverzeihlich.«
»Da stimme ich dir zu«, sagte ich ernst und meinte es auch so. »Aber ich war nicht der Auslöser dieser Ereignisse.« »Du bestreitest, dass du bei dieser Entweihung dabei warst?«
»Ich bestreite, dass ich sie verursacht oder dazu beigetragen habe«, sagte ich und verlor den letzten Rest von meinem ohnehin nur mickrigen Vorrat an Geduld. »Also bitte. Ich schaffe es kaum, morgens zusammenpassende Socken anzuziehen, geschweige denn eine riesige Verschwörung anzuzetteln. Ein richtiger Plan? Ich kann mir nicht mal eine Handynummer merken. Ich muss hier sein - weil ich ein besserer Mensch werden will. Aber ich habe es nicht nötig, euer Haus zu schwächen. Ich brauche keine fremde Kraft, ich habe meine eigene.« Ich stand da, verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, ernst und entschlossen auszusehen. Elf Augenpaare folgten uns hin und her wie bei einem Pingpong-Match.
Als ich mir eingestanden hatte, die Tochter meiner Mutter und Erbin meines Vaters zu sein, hatte ich auch die Kraft meiner Vorfahren und meine Position als Alleinerbin des Hauses von Ulfur anerkannt. Das war, als würde ein ausgemergelter Hamster beschließen, Mr Universum zu werden. Zu behaupten, dass ich noch einen weiten Weg vor mir hatte, war eine Untertreibung von galaktischen Ausmaßen. Aber das bedeutete nicht, dass ich mir Otts Beleidigungen gefallen lassen musste. Ottavio lachte verächtlich. »Deine Kräfte sind lächerlich. Natürlich willst du uns unsere rauben.«
»So lächerlich nun auch nicht«, widersprach ich. Ich wurde immer stinkiger und wollte, dass es endlich vorbei war.
»Ottavio«, sagte River streng.
Aber er war voll in Fahrt und richtete sich noch mehr auf, um mir den Rest zu geben.
»Mein Name ist Lilja af Ulfur«, rief ich hastig, obwohl mir dabei beinahe die Nerven durchgingen. Reyn sah mich von der anderen Seite des Tisches unverwandt an. »Ich bin die Tochter von Ulfur, dem Wolf, König des Hauses von Island.«
River lehnte sich zurück und nickte kaum merklich, als wäre sie stolz auf mich. Der Knoten in meinem Magen löste sich. Aber das Beste war Otts Gesicht - der hängende Unterkiefer, das entgeisterte Glotzen und seine plötzliche Blässe. »Das ist unmöglich.« Er funkelte mich eisig an. »Dieses Haus ist 1559 zerstört worden. Die Familie wurde getötet und der Tarak-Sin ging verloren. Wie kannst du es wagen, mir diese edle Abstammung vorzulügen?«
»Oh, Ottavio«, murmelte River und ließ den Kopf in die Hände sinken. Asher tätschelte tröstend ihren Arm.
»Es war 1561«, sagte ich ruhig. »Und es wurden nicht alle getötet. Ich habe überlebt.«
»Ich glaube dir kein Wort!«, fauchte Ottavio.
Allmählich bedauerte ich, dass River ihre Brüder nicht getötet hatte. Oder wenigstens diesen. Ist eine lange Geschichte. Aber dieser Typ war über tausenddreihundert Jahre alt und immer noch total verbohrt. Hielt sich immer noch für was Besseres. Für den Mittelpunkt des Universums. Dabei sollte man doch meinen, dass ihm im Laufe seines langen Lebens dieser Egotrip irgendwann einmal ausgetrieben wurde.
»Es ist wahr«, durchbrach River die Stille.
Ottavio glotzte seine Schwester fassungslos an. Sie lächelte verlegen. »Ich habe versucht, es dir zu sagen.«
»Yeah!«, sagte Brynne lächelnd. »Highfive, du
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