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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Roberto hatte sich lautlos und effektiv den zweiten Angreifer vorgenommen und schob jetzt mit dem Fuß Erde über seine Fackel, um die Flamme zu ersticken. Wie ein Zombie machte ich dasselbe mit der zweiten Fackel, während Daisuke das Blut von seinem Säbel wischte. Er und Roberto tauschten einen Blick.
      »Zwei weniger«, sagte Daisuke und es klang sehr traurig. Roberto nickte.
      Bring es hinter dich, Nas! Bring es hinter dich und lass dich nicht umbringen. Es ist sicher schnell vorbei.
      Aber nicht schnell genug.
      Daisuke holte tief Luft, nickte uns zu und stürmte dann hinter dem Hühnerstall hervor. Er hob seinen Säbel und stieß einen grauenvollen, unverständlichen Kampfschrei aus, der sich anhörte, als würde man ein Tier ausweiden -lebendig, versteht sich. Wie durch ein Seil verbunden folgte ich ihm, mein Schwert ebenfalls hoch erhoben. Der einzige Kampfschrei, der mir einfiel, war der, den meine Geschwister und ich immer benutzt hatten, wenn wir mit den Holzschwertern aufeinander losgingen, die der Hauptmann meines Vaters für uns gemacht hatte. Mein Schrei war natürlich auf Isländisch, und als meine Stimme über die freie Fläche getragen wurde, drehten mehrere Männer sofort den Kopf.
      Sie waren überrumpelt und Daisuke köpfte zwei von ihnen, bevor die anderen überhaupt reagieren konnten. Plötzlich waren wir umgeben von Geräuschen des Krieges: dem unerwarteten lauten Krachen von Klingen, die aufeinandertrafen, Kämpfern, die vor Anstrengung grunzten, gebrüllte Flüche. Das scharfe Aufkeuchen von jemandem, den eine Klinge durchbohrt hatte. Hasstiraden aus einem Mund, der schlaff wurde, sobald der Kopf vom Rumpf getrennt war. Das Übelkeit erregende, dumpfe Aufschlagen eines Kopfes auf dem Boden, gefolgt von einem Körper, der in sich zusammenfiel wie ein Sack Kartoffeln. Jemand stürmte schreiend auf mich zu und schwang sein Schwert. Meine Übungsstunden mit Reyn machten sich bezahlt und ich duckte mich weg, sodass die Klinge nur Zentimeter an meinem Ohr vorbeizischte. Ich wirbelte herum, schwang mein Schwert mit beiden Händen und hörte im Geiste Reyns spöttische Sticheleien: »Benutz deine ganze Kraft, du Weichei! Du willst deinen Gegner doch nicht totkitzeln!«
      Ich schlug seitwärts zu, so hart ich konnte, und traf meinen Angreifer in die Schulter - ich hatte mich total verschätzt. Aber zumindest war es eine tiefe Wunde, und da ich ihm fast den Arm abgehackt hatte, ließ er seine Waffe fallen. Ich war plötzlich voller Wut darüber, dass diese Leute gekommen waren, um unser friedliches Leben zu zerstören, dass sie sich einbildeten, sie hätten das Recht, Dinge zu zerstören und sich zu nehmen, was ihnen nicht gehörte. Mit einem Brüllen, das ich selbst nicht verstand, riss ich das Schwert aus seinem Körper, nahm noch einmal Maß und schlug mit aller Kraft zu.
      Und schlug meinen ersten Kopf ab.
      Heiße, bittere Galle stieg in meiner Kehle hoch und ließ mich würgen. Aber ein weiterer Angreifer war schon fast bei mir. Ich hob automatisch mein Schwert und schrie auf, als es so hart von seiner Klinge getroffen wurde, dass der Schmerz bis in meine Schulter hochschoss. Meine Hand fühlte sich taub an und kribbelte, aber ich achtete nicht darauf und holte aus. »Du hast weder Größe noch Kraft auf deiner Seite«, hatte Reyn gesagt. »Es sei denn, du wirst von einem Kind oder einem Gartenzwerg angegriffen.« Ich hatte ihm die Zunge herausgestreckt. »Du musst dich also auf Geschwindigkeit, Genauigkeit und das Überraschungsmoment verlassen. Also beweg dich, versuch, unvorhersehbar zu sein. Stell dich nicht als Zielscheibe vor deinen Angreifer,«
      In einem lächerlichen Versuch, unvorhersehbar zu sein, fuhr ich herum, drehte ihm den Rücken zu und schwang mein Schwert über dem Kopf. Ich landete auch diesmal einen Treffer, und als ich mich blitzschnell umdrehte, sah ich Blut aus seiner Kopfwunde strömen. Wut sprühte aus seinen Augen und er packte meinen Arm, denn ich hatte den Fehler gemacht, ihm zu nahe zu kommen. Ich riss sofort den linken Fuß hoch und trat ihm mit aller Kraft in seine Kronjuwelen, was jeden Mann erst einmal beschäftigte, unsterblich oder nicht. Bevor ich überhaupt mein Schwert heben konnte, sprang Roberto herbei, schlug ihm den Kopf ab und kehrte dann zu seinem eigenen Gegner zurück.
      »Du bist nichts!« Das Zischen einer Frau ließ mich verdutzt herumfahren. Eine große Blonde stürmte auf mich zu und im Bruchteil einer Sekunde erkannte ich

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