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Entfesselt

Entfesselt

Titel: Entfesselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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Gestalten auszumachen, die es umringten - ein paar waren auf der Veranda und versuchten immer noch, die verzauberte Haustür in Stücke zu hacken, während andere grobe Befehle brüllten.
      »Hey.« Roberto berührte meine Schulter und ich zuckte zusammen. »Alles okay?«
      Ich blinzelte und wisperte zurück: »Klar, Nur, dass selbst nach vierhundert Jahren mein Dorf noch angegriffen wird.« Er nickte verständnisvoll. »Ewig ziehen Männer in den Krieg, aus allen möglichen Gründen oder auch keinem.« Es klang wie ein Zitat.
      Daisuke zeigte nach rechts. Ich schaute hin, sah aber nichts. Neben mir nickte Roberto, also starrte ich noch einmal zwischen die Bäume. Immer noch nichts. Doch - der Hauch eines
      Schattens, der sich von einem Baum zum nächsten bewegte. Reyn. Er kam von der Scheune und schlich aufs Haus zu. Joshua und Amy würden dasselbe vom Parkplatz aus tun. Daisuke sah uns an und hob die Brauen. Roberto nickte ernst.
      »Diese Leute haben deinem Freund so sehr das Gehirn vernebelt, dass er dich töten wollte«, sagte Daisuke. »Sie haben
      mindestens zwanzig Unsterbliche auf der ganzen Welt getötet. Sie üben dunkle Magie aus und hinterlassen Bösartigkeit und Zerstörung, wo immer sie hingehen. Und jetzt sind sie hier, um dich zu töten und River's Edge zu vernichten. Wenn sie es schaffen, werden sie dich umbringen und jeden anderen von uns auch.« Er sah mich mit seinen mandelförmigen Augen an. »Nastasja, diese Leute haben dir Incys Kopf mit der Post geschickt.« Mein Blut verwandelte sich in flüssigen Stickstoff und mir stockte der Atem. Alles, was ich noch sehen konnte, waren Daisukes dunkle Augen.
      Ich atmete aus und nickte. »Schlagen wir ihnen die Köpfe ab.«

31
 
      Ich würde jetzt zu gern behaupten, dass ich zur Walküre wurde, lautlos durch den Wald schlich und mit den Schatten der Nacht verschmolz. Dass ich furchtlos und mit erhobenem Schwert vorstürmte, um das Böse zu vernichten und das Gute zu verteidigen.
      Das könnte ich locker tun. Niemand würde das Gegenteil behaupten können. Wie auch? Schließlich würde in der Tageszeitung nie ein Artikel zum Thema »Mysteriöse Kampfhandlungen in Kleinstadt« erscheinen, komplett mit Augenzeugenberichten und Interviews mit Einheimischen.
      Aber ich bleibe lieber bei der Wahrheit: Es war nicht glorreich und ich fühlte mich nicht im Recht. Es war grauenvoll und entsetzlich, und wenn ich damit durchgekommen wäre, hätte ich mich sofort verdrückt.
      Daisuke bewegte sich tatsächlich wie ein Schatten durch die Nacht - beinahe wie ein Geist. Ich folgte ihm und passte meine Schritte seinen längeren an, um nur dorthin zu treten, wo auch er hingetreten war, denn nur so konnte ich den Wald ebenso geräuschlos durchqueren wie er.
      Ich konnte Roberto hinter mir nicht hören, aber als ich einen Blick nach hinten riskierte, war er da. Sein hübsches Gesicht wirkte im matten Schein der schmalen Mondsichel reglos und kalt. Ich musste total verkniffen und panisch ausgesehen haben, denn plötzlich grinste er und hauchte: »Wie wär's - wenn alles vorbei ist, schnappen wir uns eine Flasche Champagner, legen Jefferson Airplane auf und tauchen ins goldene Hippie-Zeitalter ein?«
      Meine Augen verengten sich zu Schlitzen und ich war auf einmal bereit, ein paar Morde zu begehen. Roberto lachte lautlos. Daisuke berührte meinen Arm und ich folgte ihm.
      »Brennt alles nieder!«
      Die kehlige Stimme ließ mich zusammenzucken. Direkt vor uns trennte sich die Horde der Angreifer unerwartet. Ein paar schnappten sich Äste und steckten sie am Feuer des Hauses in Brand. Zwei von ihnen rannten auf den Hühnerstall zu, kaum drei Meter von uns entfernt. Aus der Nähe betrachtet waren ihre Gesichter im Feuerschein deutlich zu erkennen, doch ich hatte sie noch nie gesehen. Sie kamen nicht aus meiner Vergangenheit, was eine Erleichterung war.
      Daisuke sprang wortlos vor und schnappte sich einen der beiden. Bevor der Mann schreien konnte, schlug Daisuke mit aller Kraft mit seinem Säbel zu. Der Kopf des Kerls fiel zu Boden wie eine Bowlingkugel und das Blut spritzte auf das frische Frühlingsgras. Ich presste mir die Hand auf den Mund, um nicht loszukreischen, und sprang aus dem Weg, damit mich das aus seinem Hals spritzende Blut nicht traf. Der Geruch von Kupfer mischte sich in der kalten Abendluft widerlich und unnatürlich mit den frischen Düften des Waldes.
      Oh Gott, ich kann das nicht tun, ich kann das einfach nicht -
     

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