Entfessle mich! (German Edition)
suchten den Hintereingang und verschwanden darin. Die Fotografen mussten draußen bleiben. Hinter der metallenen Tür standen zwei Typen vom Sicherheitsdienst, schwarz gekleidet, groß und muskulös, wie Türsteher einer Diskothek. Sie ließen sich die Ausweise zeigen.
„A sinistra prego.“ Der Security deutete mit der Hand an, dass Gina und Sascha sich links halten sollten. Sie schritten den langen Gang entlang, bis sie vor einer anderen Tür sta n den, auf der Camerino stand.
„Das heißt Umkleideraum, soviel ich verstehen kann“ , sagte Sascha.
„Aber wir sind doch schon umgezogen.“
„Wahrscheinlich ist das der einzige Zugang zu den Hallen.“ Er klopfte, drückte die Klinke herunter und nahm Gina an der Hand. Sie durchquerten die leeren Räumlichkeiten, die zum Umziehen gedacht waren und traten auf der anderen Seite in den nächsten Seitengang, der in die Hallen führte. Wieder standen Securities an der letzten Tür und überwachten, wer dort ein - und ausging. Stimmengewirr von den Zuschauern war zu hören und machte Gina nervös . Sie hatte nie an einer vergleichbaren Veranstaltung teilgenommen, geschweige denn, dass sie Vorzeigemodel sein durfte. Sie zitterte leicht und ihre Hände wurden feucht.
„Bist du aufgeregt?“ , fragte Sascha.
„Natürlich, was denkst du denn?“
„Da haben wir was gemeinsam, ich bin es nämlich auch.“ Ihre Hände umschlossen sich wie verschweißter Stahl, als sie den Gang hinaufgingen, der an den Rand der Bühne führte. Gina sah sich staunend um. Es war eine große Halle, mit ries i gen Bildschirmen. Hunderte von Leuten waren davor ve r sammelt. Jeder dieser Zuschauer hatte ein Thema herausg e sucht, das ihn interessierte. Es ging zu, wie an der Börse . Wie Gina bald in Erfahrung brachte, bestand der gesamte Trakt aus acht großen Hallen, in denen sich die Themen des Fot o wettbewerbs gliederten. Historical Pics war eins von vielen anderen. Auf großen Leuchttafeln standen Wegweiser, damit die Menschen sich orientieren konnten. Gina uns Sascha suc h ten ihren Platz.
„Wir müssen in Halle sechs“ , meinte er .
„Die Zahl sechs ist ein gutes Omen.“ Gina lächelte ihn an, weil sie selbstverständlich an Sex dachte. Dann bahnten sie sich den Weg durch die Menschenmassen. An manchen Ste l len wurde es eng, dass Sascha seine Ellenbogen benutzen musste, damit sie weiterkamen.
Endlich kamen sie in Halle sechs an und mischten unter das am Rand der Bühne stehende Publikum. Gina beobachtete die vielen Gesichter, die fast alle ihren Kopf erhoben hatten, um zu sehen, was auf den Riesenbildschirmen abging. Sie selbst sah ebenfalls nach oben. Auf dem Monitor über der Bühne liefen im Minutentakt Bilder. Einige waren von echten Fil m szenen nicht zu unterscheiden. Ein Historical P ic zeigte James Dean, wie er sein Gewehr über beiden Schultern trug und lässig da stand, während er mit verwegenem Blick in die K a mera sah. Ein anderes zeigte Marilyn Monroe in berühmter Pose, als sie auf dem Abluftgitter stand und ihr Kleid in die Höhe geblasen wurde. Es folgte eine Szene aus Dr. Schiwago, in der in beeindruckender Weise das Paar Omar Sharif und Julie Christie in russischer Pelzkleidung aneinandergeschmiegt standen. Die Sehnsucht im Blick der Frau war kaum zu imiti e ren, dieses Foto war wirklich gelungen. Gina zweifelte daran, dass das Foto der Gina Lollobrigida einen Platz ergattern könnte.
„Wie hoch ist es dotiert? Ich meine, was bekommt der G e winner?“ , fragte sie.
„Einen Haufen Geld. Der E rste erhält 20.000 Euro. Die N ächsten entsprechend weniger. Das Spannende ist, dass jeder gewinnen möchte, es aber nur einen Sieger in jeder K a tegorie geben kann.“
„Und der Gewinner ist hoch angesehen, unter den Fotogr a fen und wird berühmt, wenn ich das richtig verstehe.“
„Genauso ist es. Wie ich das sehe, wird das ein harter Kampf. Sieh mal da, eine Szene aus Vom Winde verweht. Saubere Bildtechnik, die Darsteller sind echte Könner. Hast du diese Scarlett gesehen? Wow, das Kleid und erst der Ausdruck in ihrem Gesicht! Ob wir da mit unserem Bild bestehen kö n nen?“
„Diese Zweifel hatte ich auch. Hast du gesehen? Das Bild eben, aus dem Film Cleopatra. Ich glaube, so wie sich die El i sabeth Taylor-Darstellerin gibt, ist es fast nicht zu toppen. Hast du ihre sich behauptende Stellung gesehen? Der Au s druck in ihren Augen und erst mal diesen pompösen Phara o nenkopfschmuck! Das ist wie das Original.“
„Ich sehe schon, dass es ziemlich
Weitere Kostenlose Bücher