Entfessle mich! (German Edition)
eng wird.“ Enttäuschung schwang in Saschas Stimme mit, aber auch Hoffnung. Wah r scheinlich wusste er nicht mehr so recht, was er denken sollte, bei diesem riesigen Angebot an Filmbildkopien. Gina erging es nicht anders, sie zweifelte daran, überhaupt eine Platzierung zu ergattern. Nur die ersten drei bekamen Geldprämien, alle fo l genden mussten sich mit einer guten Platzierung und einem Lob begnügen.
Die achtköpfige Jury betrachtete eingehend die Bilder . Sie saßen vor den riesigen Bildschirmen und diskutierten über Haltung und Ausstrahlung der Darsteller, sowie über die Or i ginalität der Hintergründe und natürlich über die Authentizität der Kostüme.
Gina konnte vom Boden aus erkennen, dass die Jury wegen der Lautstärke im Saal mit den Händen sprach und eine able h nende Geste war sofort klar. Immer, wenn sie sich einig da r über waren, dass eines der gezeigten Kunstwerke nicht dem Standard entsprach, bezeichneten sie es mit einem roten X über das ganze Bild, so dass es für die Zuschauer sichtbar wurde und nahmen es beim nächsten Durchgang aus der Re i he. Die Königin von Saba war eins der letzten , die gezeigt wurden.
„Schau hin Sascha, schnell! Da sind wir!“ Sascha war abg e lenkt, er hatte Djahil in der Menschenmenge ausgemacht. A b rupt drehte er sich zum Bildschirm um.
Eine Minute lang war das Bild zu sehen. Es kam Gina wie zehn Minuten vor. Sie wartete darauf, dass die X-Markierung erschien, was bedeutete, dass es aus dem Rennen war. Aber das X kam nicht.
„Wir sind weiter, Sascha!“ Gina hüpfte auf der Stelle, soweit es ihre Pumps zuließen. Sascha umarmte sie freudig und drückte sie beherzt. Vor Freude gab er ihr einen lauten Schmatzer, einen Freudenknutscher. Nach dem ersten Durc h gang waren gut fünfzig Prozent aus dem Rennen und Die K ö nigin von Saba war noch mit von der Partie.
Plötzlich stand Djahil neben ihnen . Er machte es nicht mit Absicht, aber Gina hatte stets das Gefühl, dass er sich a n schleichen würde. Sie zuckte zusammen, als Djahil sie a n sprach.
„Hi und hallo! Na das wird uns noch zum Sieg führen.“
„Hallo , Djahil.“ begrüßten sie ihn .
„Das glaub ich jetzt weniger“ , meinte Sascha.
„Doch, schließlich war ich mit dabei, das muss gut ausg e hen.“
Eingebildeter Schnösel, dachte Gina.
„Gut siehst du aus“ , sagte Sascha zu ihm. Das hatte er mit Absicht gesagt, Gina grinste. Daraufhin fuhr Djahil mit den Fingern durch sein Haar und hob seinen Kopf arrogant in die Höhe. Gina stupste Sascha an. Wie kann man nur so eitel sein, dachte sie. Anstatt etwas Nettes über ihr Aussehen zu erw i dern, gefiel sich Djahil in seiner eigenen Rolle am besten. T y pisch. Dieser braungebrannte Sunnyboy ließ nur zu gern sich selber vor allen anderen gelten.
Die drei beschlossen, noch zur Bar zu gehen und sich dort einen Drink zu genehmigen. Die erste Runde der Jury dauerte bereits über eine Stunde und bis die restlichen Fotos durchg e laufen wären, dauerte es mit Sicherheit noch mal so lang. Sie drängten sich durch die Menschenmenge und fanden im hint e ren Teil der großen Bar einen Platz . Die Ecke war für die Da r steller reserviert. Sogleich kam der Kellner und fragte in la u tem, alles übertönenden Italienisch .
„Chaio, che bere?“ was so viel hieß wie was wollt ihr tri n ken? Sascha bestellte für alle das gleiche: „Tre Grappa.“
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Björn besuchte „Shoot for the World “ jedes Jahr. Sein Hobby und sein Beruf brachten es mit sich, dass er sich stark für die Fotografien aus der Vogelperspektive interessierte . Helicopter hieß die Kategorie, in der die Luftaufnahmen bewertet wu r den. Björn war einer der ersten Besucher und stand seit läng e rem vor dem großen Bildschirm, der zerklüftete Berglan d schaften zeigte, Großstädte deren Bilder mit Ultraweitwinke l objektiv gemacht wurden und eine starke Wölbung zeigten, sowie kleine Atolle und Inseln, wie sie im pazifischen Ozean zu finden waren.
Ein Bild gefiel ihm besonders gut , eine herzförmige Insel mit weißem Strand und grüner Mitte. Winzige Palmen und ein kaum sichtbares Boot waren zu erkennen. Ringsherum wogte das türkisfarbene Meer. Es war eine Farbenpracht, wie sie kein anderes Foto besaß , und die Herzform erinnerte ihn spontan an Gina. Wie gern würde er mit ihr an solche Orten fliegen und sie ihr zeigen. Dabei wusste er noch nicht einmal, ob sie mit ihrem Fotografen liiert war. War es rein geschäftlich, eine Freundschaft oder waren
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