Entfessle mich! (German Edition)
vermutete, dass das schlurfende Geräusch von den dicken, schweren Sohlen kam.
„Willkommen in meinem bescheidenen Reich.“
Gina trat verunsichert hinter Sascha ein . Am Telefon hatte sich Björn normal angehört, diese Aufmachung und das ganze Flair passten nicht so recht zu ihm. Was würde heute auf sie zukommen? Als sie im Flur standen, schloss er die Tür hinter ihnen. Ein beklemmendes Gefühl befiel Gina. Sie sah keine Fluchtmöglichkeit, im Fall einer Gefahr. Sie hatte nicht wissen können, wie es hier aussah und schon gar nicht, auf was sie sich eingelassen hatte.
Sollte die Einrichtung etwas über den Charakter eines Me n schen aussagen, würde sie Björn zu den undurchsichtigen, altertumsliebenden Perfektionisten zählen, die nichts Gutes im Schilde führten. An den Wänden hingen Flugzeugbilder, das passte zu ihm. Sie waren in einem exakten und millimeterg e nauen Abstand zueinander aufgehängt worden. Die Möbel waren alt, aber sehr gepflegt. Teure Orientteppiche lagen pas s genau im Flur und führten in ein geräumiges Wohnzimmer, das ebenfalls mit antiken Möbeln ausgestattet war. Im hinter s ten Eck mit einer Tür in den Garten , hingen Modellflugzeuge von der Decke. Gina erkannte, dass die Gartentür nicht mit schweren, hölzernen Läden verdunkelt war, sah darin die g e suchte Fluchtmöglichkeit und schöpfte neuen Mut. Vielleicht musste sie sich nur an die neue Situation gewöhnen? Alles wirkte befremdlich auf sie.
„Warum ist es in deiner Wohnung so dunkel, Björn?“ , fragte sie mutig und kam sich vor, als fragte sie die Großmutter, w a rum sie so große Augen habe. Etwas Unheimliches ließ sie an den bösen Wolf denken. Hoffentlich würde sich das noch ändern, sonst konnte sie nicht lange bleiben.
„Die meisten klemmen, weil sie so alt sind. Die hier am Ga r ten bekomme ich gar nicht erst zu“ , antwortete Björn.
„Das könnte man reparieren lassen“ , meinte Sascha .
Björn winkte ab. „Die Auflagen wegen Denkmalschutz la s sen es nicht zu. Ich habe auch schon daran gedacht, neue montieren zu lassen, aber ich habe die Anordnung, sie im Or i ginalzustand zu lassen. Ein Restaurateur könnte sie erneuern , aber der nimmt so viel Geld, dass ich es lieber lasse.“
„Schade, das Äußere des Hauses passt so gar nicht zu deiner sauberen und wertvollen Inneneinrichtung. Das hat Stil, da steckt die Liebe zur Vergangenheit dahinter.“
„Das stimmt, ich mag das Moderne nicht besonders. Die Fassade außen muss ich trotzdem so lassen, wie sie ist.“
„Da haben wir was gemeinsam, ich mag die Historie auch, insbesondere das antike Rom“ , meinte Sascha und sah Gina schmunzelnd an.
„Jaja, die alten Ruinen und so …“ , erwiderte Gina nac h denklich und lächelte, als sie sich an den Quickie im Koloss e um erinnerte. Ihr Unbehagen klang langsam ab, als sie hörte, dass der Grund der Dunkelheit in Björns Wohnung nicht ein bizarrer Charakterzug von ihm war, sondern sich logisch und bautec h nisch begründen ließ. Sie war erleichtert, dass sie sich keine Sorgen um Björns Auftreten machen musste , o bwohl seine Kleidung zum Thema Bondage passte und er einen oberd o minanten Eindruck machte.
Björn hatte alle Utensilien zurechtgelegt. Auf einem großen, marmornen Tisch lagen ordentlich nebeneinander die beiden Spreizstangen, ein dickes Doppelseil, Haken, Ösen und ein schwarzes Tuch. Gina sah sich die Sachen an und geriet ins Schwärmen. Als sie sich zum ersten Mal von Sascha hatte fe s seln lassen, waren es Plüschhandschellen. Wie ein Witz kamen sie ihr vor, denn das , was sie hier sah, war professionelles Werkzeug vom feinsten . Nicht im Traum hätte sie sich ein so meisterhafte s und kunstgerechte s Equipment vorstellen kö n nen. Das Metall blinkte und passte gut zu dem schwarzmatten Seil. Alles sah sehr elegant aus.
„Hast du deine Fotoausrüstung dabei?“ , fragte Björn.
„Natürlich, draußen im Auto. Ich hole sie.“
Sascha verließ den Raum. Gina sah zur Decke, sie hatte schöne verzierte Stuckleisten entdeckt. Verlegen schielte sie zu Björn, der in seinem schwarzen Lederoutfit großen Eindruck auf sie machte. Vieles was er trug, machte sie an, ob es die geschniegelte Pilotenuniform war oder die engen schwarzen Lederklamotten. An ihm sah alles nach Uniform aus. Nach Ordnung, Strenge und Lehrer. Es imponierte ihr .
„Hast du deinen Schmuck mitgebracht?“
„Na klar.“ Gina nestelte in ihrer Tasche und holte die kleine Verpackung mit dem schwarzen
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