Entflammte Herzen
in einer anderen Welt, in einer, zu der sie niemals Zutritt finden würde und die sie nie wirklich verstehen würde.
Mandy trat ganz dicht vor Kade und nahm ihren ganzen Mut zusammen, der immerhin zu ihrem Handwerkszeug und festen Repertoire gehörte. »Ich wusste nichts von dem Mord an den Soldaten, bis Emmeline heute Morgen davon sprach! Wollen Sie jetzt weiter hier herumstehen und mich anschreien, oder werden Sie sich auf die Suche nach ihm machen, bevor noch mehr passiert?«
»Sie haben verdammt Recht damit, dass ich ihn suchen werde«, erwiderte Kade scharf. »Aber erst, wenn ich mit Ihnen fertig bin. Sie wussten vielleicht tatsächlich nichts vom gewaltsamen Tod dieser Männer, aber Sie wussten verdammt noch mal, was Sam und Sarah Fee passiert war, und Sie wussten auch, dass man den McKettricks die Schuld an diesem Feuer gab! Und deshalb frage ich mich, Schwester Mandy, auf wessen Seite Sie eigentlich stehen!«
Mandy schreckte etwas zurück, als heftige Schuldgefühle sie durchfluteten, und strich mit zitternden Händen ihren verhassten Habit glatt. Was gäbe sie jetzt für eine Männerhose, ein Hemd und ein Paar Stiefel! Was Kades kritische Bemerkung anging, so würdigte Mandy sie keiner Antwort; sie stand, wenn überhaupt, auf ihrer eigenen Seite, und wenn er nicht von allein daraufkam, würde sie ihn ganz bestimmt nicht mit der Nase darauf stoßen. »Wahrscheinlich dachte ich einfach nur, die Aufregung über die Geschichte mit dem Feuer würde sich schon wieder legen«, gestand sie, immer noch ein bisschen ungehalten.
»Legen?«, schnarrte Kade. »Es sind schon geringfügigerer Dinge wegen Weidekriege ausgebrochen! Bei Gott, ich glaube, wenn Sie nicht wie eine Nonne gekleidet wären, würde ich Sie jetzt auf der Stelle übers Knie legen!«
»Wenn Sie sich keinen blutigen Stumpf einhandeln wollen, Kade McKettrick, sollten Sie nicht mal versuchen, Hand an mich zu legen!«
Kade riss sich den Hut vom Kopf, knallte ihn gegen die Wand der Cattlemans Bank und stülpte ihn sich wieder auf den Kopf. Ein schmutziger Sonnenstrahl fing sich in seinem Marshal-Stern. »Eines Tages, Mandy...«
»Unterstehen Sie sich, mir zu drohen!«
Und ausgerechnet in diesem Augenblick erinnerte er sich plötzlich wieder an ihre Begegnung vor fünf Jahren in Cave Creek. Mandy musste erleben, was sie schon die ganze Zeit befürchtet hatte: Sie sah, wie seine Augen sich zuerst weiteten und sich dann verengten, und wie seine Lippen sich zu einem schmalen Strich verzogen. Ein Muskel zuckte an seinem Kinn, und er knirschte mit den Zähnen. »Ich will verdammt sein, wenn Sie nicht die kleine Diebin sind, die mir damals die Brieftasche geklaut hat und mich dann mit ihrem Süßholzgeraspel davon abgebracht hat, sie übers Knie zu legen. Ich hätte es durchziehen sollen, als ich noch Gelegenheit dazu hatte!«
Mandy biss sich auf die Lippe. »Aber Sie haben es nicht getan«, erwiderte sie ruhig. Sie war erst fünfzehn gewesen, als sie Kade das erste Mal begegnet war, und hatte gestohlen, um sich, Cree und ihre Mutter am Leben zu erhalten und zu vermeiden, dass Gig sie halb zu Tode prügelte, wenn sie mit leeren Händen nach Hause kamen.
»Amanda Rose«, sagte Kade, nicht mehr ganz so wütend wie zuvor, doch mit einem gefährlichen Unterton in seiner Stimme, und drohte ihr mit dem Finger. »Es gibt da so einiges, worüber Sie und ich uns unterhalten müssen. Ich habe jetzt nicht die Zeit, das alles durchzukauen, aber Sie können Ihren Rosenkranz darauf verwetten, dass Sie mir Rede und Antwort stehen werden, und das schon sehr, sehr bald!«
Sie seufzte. »Ja, ich denke schon«, erwiderte sie ergeben. Jetzt, da Kade wusste, wer und was sie war, hatte sie absolut keine Chance mehr bei ihm. Aber andererseits hatte sie ja sowieso nie eine gehabt, oder? Und seit wann wollte sie überhaupt eine Chance bei ihm? Es war alles überaus verwirrend.
»Sollten Sie noch irgendetwas anderes über diesen Curry wissen oder auch nur den Schimmer einer Ahnung haben, wo ich ihn und die Mistkerle, die mit ihm reiten, finden könnte, dann sollten Sie es mir jetzt erzählen!«
»Ich schwöre, ich habe keine Ahnung«, antwortete sie, während sie ihre Schultern straffte und sich zwang, Kades aufgebrachten Blick zu erwidern.
»Ist es das, was Emmeline mit mir oder John besprechen wollte?«
Mandy nickte mit gequälter Miene. »Er erschien neulich auf der Triple M - Gig Curry, meine ich. Er ... er drohte mir.«
»Was wollte er von Ihnen ?«, hakte Kade in
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