Entflammte Herzen
und runzelte erneut die Stirn.
Aber Mandy nahm sich nicht einmal die Zeit, die Frage zu beantworten. Sie hatte nur noch eins im Sinn, und das war, Kade McKettrick in diesem Durcheinander aus Männern und Tieren, die Indian Bock besetzt hielten, zu finden. Die Dringlichkeit ihres Bedürfnisses, mit ihm zu sprechen, brachte ihr Blut zum Basen und ließ sie alles andere vergessen.
Nachdem sie diversen falschen Hinweisen gefolgt war, spürte sie ihn schließlich im »Bloody Basin Saloon« auf, und obwohl das Lokal dicht besetzt war mit morgendlichen Zechern, breitete sich ein konsterniertes Schweigen aus, als Mandy die Schwingtüren aufstieß und sich kühn ins Innere des Saloons hineinwagte. Cowboys mit Bierkrügen und Whiskeygläsern in ihren schon halb zum Mund erhobenen Händen verhielten mitten in der Bewegung und starrten sie entgeistert an. Die Kugeln auf dem Billardtisch hörten auf zu rollen, und sogar das vertraute rhythmische Klappern des Bouletterades verstummte jäh.
Der Kellner kam zu ihr herüber und wischte sich die fleischigen Hände an seiner fleckigen Schürze ab, als er vor ihr stehen blieb. »Hören Sie, Schwester«, brach er das unheilvolle Schweigen, »wenn Sie gekommen sind, um das Wort Gottes zu verbreiten ...«
Mandy brachte ihn mit einem einzigen Blick zum Schweigen. »Ich suche den Marshal «, sagte sie klar und deutlich. Kade, der mit Jeb, Angus und zwei blau uniformierten Männern in einer Ecke des Baumes an einem Tisch saß, stand auf und schlenderte zu ihr herüber, mit dem Anflug eines Lächelns um die Lippen, das seine Augen jedoch nicht erreichte.
»Na, so was«, meinte er, als er ein paar Schritte vor ihr stehen blieb. Die Entfernung zwischen ihnen war irgendwie zu klein und gleichzeitig zu groß. »Was kann ich für Sie tun, Schwester?«
»Ich muss mit Ihnen reden«, erwiderte sie so schnell, dass es schon nahezu wie ein Zischen klang. »Jetzt gleich«, verlangte sie und schob das Kinn ein wenig vor, da sie sich der heißen Böte, die von ihrem Nacken in ihre Wangen stieg, bedauerlicherweise nur allzu bewusst war. Ihr Herz raste. »Allein.« Daraufhin kehrten die anderen Gäste widerstrebend zu ihrer Trinkerei zurück, doch Mandy spürte die neugierigen Blicke, die ihr von allen Seiten zugeworfen wurden.
Kade nahm ihren Arm und schob sie auf die Straße hinaus, mit erheblich weniger Zartheit, als ihr lieb gewesen wäre. »Was gibts?«, erkundigte er sich barsch. »Falls es um das Rennen geht, war ich leider etwas zu beschäftigt, um alles Nötige zu veranlassen.«
Mandy errötete erneut, und dieses Mal so heftig, dass ihre Wangen förmlich glühten. »Es ist wegen Gig Curry«, bekannte sie leise, nachdem sie sich rasch vergewissert hatte, dass niemand nahe genug war, um sie hören zu können. Auf der Straße wimmelte es nach wie vor von Vieh und Männern, aber niemand schien auf sie und Kade zu achten. »Er und seine Bande stecken hinter diesen Morden und dem Raub. Ich weiß, dass sie es waren.«
»Wer?«, entgegnete Kade stirnrunzelnd. Er hatte wieder ihren Ellbogen ergriffen und steuerte nun mit ihr auf eine nahe Gasse zu. Der Lärm und der Geruch der Rinder waren hier nicht mehr ganz so deutlich wahrzunehmen, was ein wahrer Segen war.
»Gig Curry«, wiederholte Mandy ungeduldig. »Er war vermutlich auch derjenige, der das Gehöft der Siedler in Brand gesteckt hat. Wenn es Ärger gibt, können Sie Gift darauf nehmen, dass Curry etwas damit zu tun hat!«
Kades Stirnrunzeln vertiefte sich. Die feinen Linien um seine Augen wurden wieder sichtbar, doch diesmal hatten sie nichts zu tun mit Lachen. Er umklammerte Mandys Arm noch fester, und seine Stimme war ganz ungewöhnlich rau. »Und was haben Sie mit ihm zu tun?«
Mandy riss sich los. »Er war der Mann meiner Mutter ... zumindest bis er sie verließ. Er war es, der mich neulich hinter dem Hotel belästigt hat.«
»Und Sie glauben, er war an dem Überfall beteiligt?«
»Ich weiß, dass er es war.«
»Wo ist er jetzt?«
»Irgendwo hier in der Gegend«, antwortete Mandy leise und schwenkte hilflos ihre Arme. »Ich gebe mir die größte Mühe, ihm aus dem Weg zu gehen, sodass wir also so gut wie keinen Umgang miteinander pflegen.«
»Sie haben sich aber ganz schön Zeit damit gelassen, mir davon zu erzählen!« Kade beugte sich zu ihr vor, und wider jegliche Vernunft fühlte sie sich zutiefst verletzt von dem Ausdruck, der in seinen Augen stand. Denn was bedeutete ihr schon dieser Mann? Nichts, rein gar nichts. Er lebte
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