Entflammte Herzen
sich und faltete die Hände.
Nach einigem Geraschel und Gemurmel wurde der Gottesdienst dann schließlich wieder aufgenommen, und Becky, die sich immer noch ganz leer und hohl fühlte vor Kummer, lauschte aufmerksam.
Kapitel 45
W ie sich herausstellte, war Davy Kincaids Unterschlupf eine von Buschwerk und Gestrüpp fast vollständig verborgene Höhle. Kade schwang sich aus dem Sattel und zog seinen R evolver. Avery stand hinter dem Stamm einer Eiche und beobachtete ihn, und seine vorstehenden Augen huschten nervös von einer Seite zur anderen.
Es war nirgendwo ein Pferd zu sehen, doch rings um die Höhle gab es eine Menge frischer Spuren, und in der Höhle selbst fand Kade ein erloschenes Feuer, einige herumliegende Blechgeschirre, ein halbes Dutzend zusammengerollte Decken und ein paar leere Konservendosen.
»Sie kommen nicht zurück«, sagte Holt vom Eingang aus.
Kade ärgerte sich über seine Worte, wenn auch wahrscheinlich nur, weil ihm bewusst war, dass sie stimmten. Wie ein wildes Tier würde Davy sofort merken, dass jemand in seine Höhle eingedrungen war, und sich ihr in Zukunft nicht mehr nähern. Von dem geraubten Geld der Triple M war natürlich nirgendwo etwas zu sehen, aber sie fanden immerhin einen Uniformknopf mit den Insignien der Kavallerie auf dem fest gestampften Lehmboden der Höhle. Bei näherer Betrachtung, nachdem Kade Holt ins Tageslicht hinausgeschoben hatte, sah er die Blutflecken, die den Glanz des Messingknopfes trübten, und schloss ganz fest die Hand um diesen winzigen Beweis.
»Zumindest wissen wir jetzt, wen wir jagen-müssen«, stellte Holt ruhig fest.
Avery schlich mit ausgestreckter Hand zu ihnen herüber, und Kade gab ihm die versprochenen anderen Zigarillos und ein Goldstück. »Dann wollen wir doch mal sehen, wohin die Spuren führen«, meinte er zu seinem Bruder.
Holt grinste matt und klopfte ihm auf die Schulter. »Dein Wunsch sei mir Befehl... Marshal .«
Flink wie ein Kaninchen flitzte Avery durchs Unterholz, und Kade ließ den Knopf in seine Jackentasche fallen, schob die 45er in ihr Halfter zurück und steuerte auf sein Pferd zu. Ein anstrengender Bitt lag vor ihnen und zweifelsohne auch ein harter Kampf, wenn sie ihr Ziel erreichten, weswegen Kade es für das Beste hielt, sich so schnell wie möglich auf den Weg zu machen.
»Wer weiß, ob er jetzt nicht dem Alten und diesem armen Irren was antut«, bemerkte Holt, nachdem sie aufgesessen waren. »Vielleicht sollten wir besser meine Männer zurückschicken, um die beiden sicherheitshalber abzuholen und zur Circle C zu bringen.«
Kade nickte nur, und Holt erteilte seinen Männern den entsprechenden Befehl. Die beiden Cowboys wendeten unverzüglich ihre Pferde, und einer von ihnen packte den paffenden, zappelnden und jammernden Avery einfach am Kragen und hob ihn vor sich auf sein Pferd, als sie an ihm vorbeiritten.
»Ich habe da drinnen sechs Decken gezählt«, bemerkte Holt versonnen, nachdem sie, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, schon eine ganze Weile geritten waren. »Das muss aber nicht heißen, dass sie nur zu sechst sind, und wer weiß, ob sie sich nicht irgendwo treffen und beschließen, etwas gegen uns zu unternehmen.«
Kade nickte wieder. »Wenn du Angst hast«, erwiderte er trocken, »dann reite nach Hause, zieh die Stiefel aus und setz dich an dein Feuer. Ich würde es verstehen.«
Holt lachte. »Mist, verdammter!«, fluchte er in seinem breiten texanischen Akzent, um die Worte sogleich noch mal zu wiederholen, nur dass er sie diesmal förmlich in den Himmel schrie, und dann stieß er einen schrillen Kampfschrei aus, als er seinem Pferd die Zügel an die Flanke klatschte. Das Tier machte einen Riesensatz nach vorn, und Kade musste auch seinen Raindance antreiben, um mit seinem Bruder Schritt halten zu können.
Und er fand es weit mehr als nur ein bisschen ärgerlich, dass das gar nicht so einfach war.
Kapitel 46
M andy stand an den Fenstern der Eingangshalle des Hotels, blickte auf die Straße hinaus und wünschte sich mit aller Macht, Kade heimkehren zu sehen, wohlbehalten, schlecht gelaunt, hungrig und mit seiner Angewohnheit, sie auf diese beiläufige Art herumzukommandieren, als hegte er nicht den kleinsten Zweifel, dass sie ihm gehorchen würde. Emmeline trat neben sie, und Mandy dachte, dass sie schrecklich blass und müde aussah; sie musste eine der tapfersten und stärksten Frauen sein, die ihr in ihrem Leben je begegnet waren. Denn trotz Mandys wiederholter Versuche,
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