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Entflammte Herzen

Entflammte Herzen

Titel: Entflammte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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hat sie mir einfach weggenommen. Behauptete, ich hätte sie aus seiner Herde gestohlen, dieser verlogene Mistkerl. Dabei hatte seine Frau mir die Tiere selbst gegeben. Das hab ich ihm auch ein paar Tage nach ihrer Beerdigung gesagt, und trotzdem wollte er sie mir nicht wiedergeben. Stinkbesoffen war er da und ließ mich einfach vor die Tür setzen.«
    Kade versteifte sich innerlich. Er entsann sich des Vorfalls nur zu gut, nachdem er ihm nun wieder in Erinnerung gerufen worden war. Angus war damals außer sich gewesen vor Kummer und nicht bereit, auch nur irgendjemanden anzuhören, geschweige denn einen verrückten alten Mann, der drei Stück Vieh für sich zu beanspruchen versuchte. Tatsache war jedoch, dass Georgia McKettrick die zwei Färsen persönlich von der Herde getrennt und sie Kincaid übergeben hatte, mit der Aufforderung, mit ihr zur Ranch zurückzukommen, um sich dort auch noch einen der Stiere zu holen. Kade hatte den ganzen Austausch mitbekommen, ihn dann aber im Sturm des Elends und der Trauer, der nach dem Tod seiner Mutter über die Triple M hereingebrochen war, schnell wieder vergessen.
    »Sie werden Ihr Vieh bekommen«, versprach Kade ihm. Aus den Augenwinkeln sah er Avery aus dem Kieferndickicht an der Baumgrenze zu ihnen herüberschleichen. Er war zu Fuß und schien auch unbewaffnet zu sein.
    Pa starrte Kade mit zusammengekniffenen Augen an. »Meinen Sie das wirklich ernst, Mister? Sie wollen die Sache nach all der Zeit in Ordnung bringen?«
    »Ja, Sir, Sie können sich darauf verlassen«, versprach Kade. »Avery wird doch hoffentlich nicht vorhaben, eine Dummheit zu begehen?«
    »Das kann man bei dem nie wissen«, war Pa Kincaids weise Antwort.
    Avery versteckte sich hinter dem Hühnerstall, und Kade wendete sein Pferd und begann langsam auf ihn zuzureiten. »Ich suche Ihren Bruder, Avery.«
    Davys jüngerer Bruder war dünn und glatzköpfig wie sein Vater, obwohl er kaum älter sein konnte als zwanzig. Er hatte stark hervorstehende Augen, was ihn ein bisschen wie ein riesiges Insekt aussehen ließ. »Haben Sie noch was von dem Tabak?«
    Kade lächelte. Anscheinend war Avery doch nicht so verrückt, wie die Leute dachten; zumindest erinnerte er sich noch gut an jene eisige, verschneite Nacht in der Hütte, trotz all der Zeit, die seither vergangen war, und obwohl er Kade bestohlen hatte, während er schlief.
    Avery blickte sich um, als wollte er sichergehen, dass niemand nahe genug herangeschlichen war, um zuzuhören. »Könnte sein, dass er bei dieser rothaarigen Frau in der Stadt ist, bei der mit all den Kindern.«
    Kade schüttelte den Kopf. »Nein, dort ist er nicht. Ihr Bruder steckt in argen Schwierigkeiten, Avery. Wo versteckt Davy sich gewöhnlich, wenn er eine Zeit lang untertauchen muss?« Kade nahm ein halbes Dutzend Zigarillos aus der Innentasche seines Bocks und hielt sie hoch, um sie Avery zu zeigen.
    Der junge Mann schluckte sichtlich. »Ich darf niemandem was erzählen. Davy hat's mir verboten. Er sagte, er bricht mir alle Zehen — einen nach dem anderen -, wenn ich's jemandem verrate.«
    Kade setzte eine bedauernde Miene auf und tat, als wollte er die Zigarillos wieder einstecken.
    »Warten Sie!«, rief Avery rasch. »Er hat mir verboten, was zu verraten, aber er hat nicht gesagt, dass ich niemanden dorthin führen darf.«
    Kade warf dem jungen Burschen einen der Zigarillos und ein Streichholz zu, die er beide sehr geschickt auffing.
    »Halt die Klappe, Junge!«, befahl Pa, als er, die Arme in die Seiten stemmend, in ihre R ichtung blickte. »Davy macht Hackfleisch aus dir, wenn du was verrätst.«
    Avery riss das Streichholz an der Wand des Hühnerstalls an, hielt es an den Zigarillo und sog genüsslich den Rauch ein, ohne seinem Vater auch nur einen Blick zu gönnen. »Kriege ich auch noch die anderen Zigarren, wenn ich Sie zu Davys Unterschlupf führe?«
    »Ich werde dafür sorgen, dass du genug für ein ganzes Jahr bekommst«, versicherte Kade ihm.
    »Avery!«, brüllte Pa in vergeblichem Protest.
    Wieder würdigte Ave r y seinen Vater keines Blickes, sondern drehte sich um und begann entschiedenen Schrittes über die Lichtung und auf die Bäume zuzugehen. Kade, Holt und die zwei anderen R eiter folgten ihm in sicherer Entfernung, und Pa, aufgeregt und gackernd wie eine Henne, die ein Ei aus ihrem Nest vermisst, versuchte noch eine Zeit lang, mit ihnen Schritt zu halten. Erst als er völlig außer Atem war von der wilden Jagd, gab der Alte auf und ging müden Schrittes

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