Entflammte Herzen
sagte sie entschieden, als sie ins Nebenzimmer trat. »Es wird Zeit, zum Hotel zurückzugehen. Schließlich hast du es mir versprochen, nicht?«
Becky nickte. »Ich weiß.« Dann beugte sie sich mit geradezu herzzerreißender Gefasstheit vor, küsste zum letzten Mal Johns Stirn und flüsterte ein allerletztes Lebewohl.
Kapitel 47
D ie Sonne versank im Westen schon und tauchte den Horizont in rosarotes, purpur-und orangefarbenes Licht, und obwohl die Spuren der Pferde der Banditen schon lange nicht mehr auszumachen waren, gab es doch immer noch genügend andere Anhaltspunkte, denen sie folgen konnten. Holt bestand schließlich darauf, anzuhalten und ein Lager für die Nacht aufzuschlagen; wenn es nach Kade gegangen wäre, wären sie bis zum Morgen durchgeritten.
Während Holt ein Feuer anzündete, erlegte Kade zwei Kaninchen für das Abendessen und häutete und reinigte sie neben einem schmalen Bach. Nun, da der Tag zu Ende war und er die Zeit dafür hatte, musste er an John Lewis denken, der für immer von ihnen gegangen war. Er fühlte sich seltsam geschwächt durch den Verlust, fast so, als hätte sein Freund einen Teil von ihm mitgenommen. Und dann war da auch noch R afes und Emmelines Baby, das nicht einmal lange genug gelebt hatte, um das Licht der Welt zu sehen. Das letzte Mal, dass er solch herzzerreißenden Kummer bei seinem älteren Bruder gesehen hatte, war an dem Tag gewesen, als ihre Mutter gestorben war.
Und da war auch noch eine andere heikle Angelegenheit: Kade gab sich die Schuld an Georgia McKettricks Tod, oder zumindest doch zu einem Teil, obwohl er das bisher noch keiner Menschenseele anvertraut hatte. Sie war streunenden Bindern hinterhergeritten, als sie plötzlich von ihrem Pferd und in den Bach gestürzt war, wo sie sich die tödliche Erkältung zugezogen hatte, die sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden dahingerafft hatte. Diese umherirrenden Binder zusammenzutreiben, war jedoch eigentlich Kades Aufgabe gewesen, aber er war mal wieder spätabends aus der Stadt zurückgekommen, wo er sich zu einer Partie Poker hatte überreden lassen, und seine Mutter war für ihn eingesprungen, um ihn vor Angus' Zorn zu schützen.
Und nun wusch Kade in dem schmalen Bach die gehäuteten Kaninchen und schrubbte sich danach noch gründlich seine Hände, bevor er zum Lager zurückging. Ein Jammer, dass sich nicht auch seine R eue und sein Bedauern so mühelos wegspülen ließen!
Holt hatte schon ein schönes, warmes Lagerfeuer entfacht, als Kade zurückkam, und er hatte auch bereits einen Spieß über dem Feuer aufgebaut, an dem sie die Kaninchen braten konnten. Kade sehnte sich vergeblich nach frischem, heißem Kaffee und betrachtete den harten Erdboden, auf dem er, nur in seine Decke eingerollt, die Nacht verbringen würde. Es erfüllte ihn mit grimmiger Belustigung, dass er sich plötzlich nach der Pritsche im Gefängnis und ihrer dünnen, klumpigen und nicht allzu sauberen Matratze sehnte. Mandys Bett wäre natürlich noch besser, doch nach der Szene heute Morgen vor seinem Büro konnte er sich nicht vorstellen, dass er dort sehr willkommen wäre.
Er steckte die Kaninchen auf den Spieß und blieb noch eine Weile neben dem Feuer stehen, um sich die Hände darüber aufzuwärmen. Holt saß in der Nähe, ein Bein unter sich gezogen, das andere vor sich ausgestreckt, starrte in die Flammen und schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.
Normalerweise war Kade nicht gerade der Mitteilsamste, doch in jener Nacht - weiser und trauriger, mit der Banch in Gefahr und einem seiner besten Freunde tot - verspürte er das seltene Bedürfnis, sich zu unterhalten. »Erinnerst du dich noch an deine Mutter?«, hörte er sich fragen.
Es war eine sehr persönliche Frage, und niemand hätte es Holt verübeln können, wenn er es vorgezogen hätte, nicht darauf zu antworten. Doch nachdem er noch eine ganze Weile schweigend ins Feuer gestarrt hatte, schüttelte er den Kopf. »Sie starb, als ich noch ein Baby war. Pa machte sich schon kurz danach davon, sodass ich auch an ihn kaum Erinnerungen habe.«
»Wer hat dich aufgezogen?« Kade fröstelte, als von den fernen, schneebedeckten Bergen ein kalter Wind herüberblies. Seine Knochen fühlten sich ganz seltsam schwach und spröde an, und er sehnte sich nach Mandys wunderbarerWärme.
»Verwandte meiner Mutter«, erwiderte Holt flach.
»Die Cavanaghs?«
Holt seufzte und warf Kade einen irritierten Blick zu, aber schließlich schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich
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