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Entflammte Herzen

Entflammte Herzen

Titel: Entflammte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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zurück zu seiner Hütte.
    Kade zog seine Pistole, vergewisserte sich noch einmal, dass sie geladen und entsichert war, und folgte einem geistig Zurückgebliebenen zu etwas, was sich durchaus als Hinterhalt entpuppen konnte.

Kapitel 44
     
    Alle drehten sich um, als Becky, mit brennenden Augen und gebrochenem Herzen, an diesem Sonntagmorgen die einzige Kirche von Indian Bock betrat. Es gab nicht einmal einen Priester, der den Gottesdienst abhielt, da die Kirche noch ziemlich neu war, doch vor dem rustikalen Altar stand immerhin ein Si edler mit einer aufgeschlagenen Bibel in seinen schwieligen Händen. Becky sah Mitleid in einigen Gesichtern, in anderen nur eisige Verachtung. Die Nachricht von Johns Tod hatte sich in der kleinen Gemeinde inzwischen sicherlich bereits herumgesprochen, und wahrscheinlich wussten auch schon alle, dass Emmeline und R afe ihr Kind verloren hatten.
    Becky erhob den Blick zu dem schlichten Holzkreuz an der Wand über der Kanzel und begann, nahezu unwiderstehlich davon angezogen, durch den Mittelgang zwischen den grob gezimmerten Bänken nach vorn zu gehen. Sie war schon auf halbem Weg zu ihrem Ziel, als eine große, dünne Frau sich erhob und vor sie trat, um ihr den Weg zu verstellen.
    »Setz dich, Mavis«, flüsterte der Mann, neben dem die Frau gesessen hatte. Sein kahler Schädel schimmerte im Sonnenlicht, das durch die Fenster fiel.
    Ein Gemurmel erhob sich, das wie ferner Donner klang, aber dennoch nur ein bloßes Summen in Beckys Ohren war. Sie trat um die Frau herum und ging weiter, und obwohl sie wusste, dass das Kreuz an der Wand nicht mehr war als zwei übereinander genagelte Bretter, verspürte sie doch das unwiderstehliche Bedürfnis, dieses nackte Holzkreuz zu berühren.
    Sie merkte, wie die Leute sich hinter ihr erhoben, aber sie verhielt nicht ihren Schritt und sah sich auch nicht um. Sie unternahm diese Anstrengung ebenso sehr für John und Emmelines Baby wie auch für sich selbst, obwohl sie nicht so recht wusste, was sie damit zu erreichen hoffte.
    »Schlampe!«, gellte eine weibliche Stimme auf.
    »Lass sie in R uhe!«, erklang eine andere.
    »Hure!«
    Die Worte trafen Becky mit der Wucht von Steinen, die freundlichen nicht weniger heftig als die grausamen, doch schließlich erreichte sie ihr Ziel und legte eine zitternde Hand an das grobe Holz, verblieb so einen Moment und wartete, ob nun ein Blitz auf sie he rn iederfahren würde - was auch tatsächlich geschah. Es verbrannte sie etwas von innen her, etwas so glühend Heißes, dass es sie nahezu in die Knie zwang. Zutiefst betroffen straffte sie die Schultern und wandte sich mit blitzenden Augen zu der Menge um.
    »Sünderin!«, schrie die durch nichts zu besänftigende Mavis, die mit hochrotem Gesicht neben ihrem Mann saß, auf einem Platz direkt neben dem Gang.
    Becky straffte die Schultern noch mehr und schob das Kinn ein wenig vor. »Das ist richtig«, entgegnete sie klar und deutlich. »Ihr werdet in eurem ganzen Leben keiner größeren Sünderin als mir begegnen.« Dann hielt sie wieder inne und maß sie alle mit dem herrisch-arroganten Blick, den sie sich vor langer Zeit schon zulegt hatte. »Ich hörte, dies sei der richtige Ort für Menschen wie mich, aber so wie es aussieht, hatte ich mich wohl geirrt.«
    Nach einer kleinen Ewigkeit erhob sich eine zierliche Frau im Hintergrund, zupfte die Bänder ihrer Haube zurecht und holte tief Luft. Sie schien geradezu über sich selbst hinauszuwachsen, und als ihr Ehemann sie auf die Bank zurückzuziehen versuchte, schüttelte sie seine Hand verärgert ab. »Ich sage, sie hat ein Recht darauf, hier zu sein«, erklärte die Frau.
    Wieder breitete sich ein Unheil verkündendes Schweigen in der Kirche aus, das so drückend war wie die Stille vor dem Sturm und förmlich zu vibrieren schien vor Spannung. Und dann erhob sich eine weitere Frau. »Essie hat Recht!«, rief sie. »Und wenn Mrs. Fairmont gehen muss, dann gehe ich auch. Und wenn ich gehe, Mavis Potter, komme ich nicht wieder. Niemals, hörst du?«
    Eine dritte Frau stand auf und schloss sich ihrer Meinung an. Dann erhob sich auch ein Mann, und nach und nach standen immer mehr Gläubige auf. Zum Schluss blieben nur noch Mavis und die beiden anderen Frauen sitzen. Der Laienpriester stand noch immer mit der aufgeschlagenen Bibel in der Hand vor dem Altar und verfolgte leicht konsterniert die Vorgänge in seiner Kirche.
    »Ich danke Ihnen allen«, sagte Becky. Dann ging sie ruhig weiter zu den vorderen Bänken, setzte

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