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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Glasröhren strömte, die an einer Seite der Decke entlang verliefen. Es wurde offenbar von einer Luftströmung unablässig umhergewirbelt, was eine unregelmäßige Beleuchtung und ein flackerndes orangefarbenes Leuchten hervorrief.
    »Oooh«, sagte Tunstell, und dann, ziemlich unbedacht: »Was ist das?«
    »Ätheromagnetische Strömungen in Suspension mit gasförmigen elektromagnetischen Leuchtkristallpartikeln. Bis vor Kurzem wollte ich noch eine tragbare Version davon entwerfen, aber wenn man das Gas nicht präzise reguliert, neigt es dazu … nun ja, zu explodieren.«
    Tunstell zögerte keinen Augenblick. »Ah, manche Fragen sollte man am besten nicht stellen, nehme ich an.« Er bedachte die Röhren mit einem argwöhnischen Blick und wich zur gegenüberliegenden Seite des Ganges.
    »Vermutlich klug«, pflichtete Professor Lyall ihm bei.
    Halbherzig zuckte Madame Lefoux mit den Schultern. »Sie haben mich schließlich gefragt, oder etwa nicht?« Sie führte sie durch eine Tür am Ende des Ganges und in ihre Erfinderwerkstatt.
    Professor Lyall fiel auf, dass sich irgendetwas an diesem Ort verändert hatte, hätte allerdings nicht zu sagen vermocht, was. Er kannte das Labor von seinen vorangegangenen Besuchen, bei denen er verschiedenste Instrumente, Gerätschaften und Erfindungen für das Rudel, das Bureau für Unnatürliche Registrierung – kurz BUR genannt – und manchmal auch für den privaten Gebrauch erworben hatte. Madame Lefoux galt gemeinhin als eines der begabteren jungen Mitglieder in der Riege verrückter Wissenschaftler. Sie genoss den Ruf, gute Arbeit zu ehrlichen Preisen zu leisten, und ihre einzige nennenswerte Eigentümlichkeit bestand in ihrer Art sich zu kleiden.
    Alle Mitglieder des Ordens des Messing-Oktopus waren für ihre Exzentrizität bekannt, und Madame Lefoux rangierte relativ weit unten auf der entsprechenden Skala. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass sie in letzter Zeit anstößigere Neigungen entwickelt hatte. Es gab da gewisse Gerüchte, doch bisher hatte Lyall keine Veranlassung gesehen, sich zu beklagen. Ihr Labor war all das, was man von einer Erfinderin mit ihrem Charakter und Ruf erwarten konnte – sehr groß, sehr unordentlich und sehr, sehr interessant.
    »Wo ist Ihr Sohn?«, fragte Professor Lyall höflich, während er nach Quesnel Lefoux’ lebhaftem kleinen Gesicht Ausschau hielt.
    »Im Internat.« Die Erfinderin tat ihr Kind mit einem schwachen Kopfschütteln der Enttäuschung ab. »Er wurde allmählich zu einer Belastung, und nach dem Durcheinander mit Angelique letzten Monat war dies die naheliegendste Lösung. Ich rechne allerdings jeden Augenblick damit, dass man ihn von der Schule verweist.«
    Professor Lyall nickte verstehend. Angelique, Quesnels leibliche Mutter und Alexias ehemalige Zofe, hatte verdeckt für ein Vampirhaus spioniert und war zum Schluss aus dem Fenster einer düsteren Burg in Schottland in den Tod gestürzt. Nicht, dass diese Information allgemein bekannt war oder dies jemals werden würde, doch die Vampirhäuser waren sich für Vergeltungsakte nicht zu schade. Angelique hatte ihre Meister enttäuscht und Madame Lefoux sich unnötig in deren Angelegenheiten eingemischt. Vermutlich war es sicherer für Quesnel, aus der Stadt und fernab von der Gesellschaft zu sein, doch Professor Lyall hatte eine Schwäche für den kleinen Burschen entwickelt und würde es vermissen, ihn hier herumhuschen zu sehen.
    »Er muss der ehemaligen Lefoux sehr fehlen.«
    Als sie das vernahm, zeigten sich Madame Lefoux’ Grübchen. »Oh, das bezweifle ich. Meine Tante mochte Kinder noch nie besonders, nicht einmal als sie selbst noch ein Kind war.«
    Das fragliche Gespenst, Madame Lefoux’ tote Tante und Erfinderkollegin, spukte in der Werkstatt und war bis vor Kurzem für Quesnels Erziehung zuständig gewesen – allerdings natürlich nicht tagsüber.
    Floote blieb still stehen, während Professor Lyall und Madame Lefoux ihre Höflichkeiten austauschten. Tunstell hingegen stocherte in dem riesigen Durcheinander herum, hob Behälter auf und schüttelte sie, untersuchte den Inhalt großer Glasphiolen und zog Uhrwerke auf. Da gab es über Hutständer drapierte Kabel und Drahtschlingen, die man erforschen, in Schirmständern steckende Elektronenröhren, die man umwerfen, und große Maschinenteile, an denen man versuchsweise rütteln konnte.
    »Denken Sie, ich sollte ihn warnen? Ein paar Sachen davon sind explosiv.« Nicht besonders beunruhigt verschränkte Madame

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