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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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wünschen konnte. Hier würde niemand es wagen, sie anzugreifen. Doch obgleich sie im Augenblick ihren ruinierten Ruf vergessen hatte, hatte das leider sonst niemand in London, und mörderische Käferchen waren nicht die einzige Spezies mit bösartigen Neigungen.
    Lady Maccon wurde eingelassen, zu einem Platz geleitet und bedient, doch das Wippen der Hüte und das aufgeregte Schnattern der anwesenden Frauen hörte bei ihrem Anblick abrupt auf. Die Hüte verrenkten sich begierig, und das Schnattern verwandelte sich in Geraune und vielsagende Blicke. Ein oder zwei Matronen, begleitet von beeindruckend jungen Töchtern, standen auf und rauschten mit einer Aura tief verletzter Würde hinaus. Die meisten waren allerdings viel zu neugierig auf Lady Maccon und beinahe außer sich vor Freude, sich in ihrer in Ungnade gefallenen Gegenwart zu befinden. Sie aalten sich in dem köstlichen Entsetzen, dass dieser jüngste und größte Skandal gelassen in ihrer Mitte Tee trank und trockenen Toast aß.
    Natürlich hätte man die betonte Aufmerksamkeit auch der Tatsache zuschreiben können, dass besagte Dame eine tickende, bebende Hutschachtel bei sich trug, die sie sorgfältig auf dem Stuhl neben sich abgestellt und sicherheitshalber mit dem langen Henkel ihres Retiküls an der Stuhllehne festgebunden hatte. Als ob die Hutschachtel versuchen könnte zu fliehen. Daraufhin zeigten alle Mienen deutlich, dass die teeschlürfenden Damen der Meinung waren, Lady Maccon habe neben ihrem guten Ruf auch noch den Verstand verloren.
    Alexia schenkte ihnen keine Beachtung, sondern nahm sich einen Augenblick Zeit, sich wieder zu fassen und ihre käfergebeutelten Nerven durch die dringend notwendige Verabreichung eines heißen Getränks zu beruhigen. Als sie sich wieder besser fühlte, traf sie einige freimütige Entscheidungen, was zur Folge hatte, dass sie von der Wirtin Feder und Papier verlangte.
    Schnell schrieb sie drei kurze Nachrichten, dann lehnte sie sich zurück, um das Ende des gemächlichen Teils des Vormittags abzuwarten. So verstrichen angenehm die Stunden, und nichts störte sie in ihrer Versunkenheit, abgesehen von einem gelegentlichen Ruckeln der Hutschachtel.
    Als Professor Lyall das Chapeau de Poupe betrat, meinte er, dass die Inhaberin ein wenig müde und wesentlich älter als bei ihrem letzten Zusammentreffen aussah. Das war eigenartig, denn jedes Mal, wenn sie sich bisher begegnet waren, hatte die Erfinderin dieses französische Flair der Alterslosigkeit umgeben. Natürlich von der Art, die nicht davon herrührte, tatsächlich alterslos zu sein.
    Sie trug ihre übliche ausgefallene Garderobe – nämlich Männerkleidung. Die meisten hielten dies für schockierend unangemessen, doch es gab auch Leute, die solche Exzentrizitäten von Künstlern, Schriftstellern und nun eben auch Putzmachern erwarteten. Abgesehen davon mochte sich Madame Lefoux zwar als Mann kleiden, doch das hinderte sie keineswegs daran, dies mit Stil zu tun, indem sie sich ausgezeichneter Schnitte und angenehm dezenter Grau- und Blautöne bediente. Professor Lyall schätzte das.
    Madame Lefoux blickte von einem Hut aus smaragdgrüner Seide hoch, den sie gerade mit Satinröschen verzierte. »Ah, mit Ihnen möchte sie ebenfalls sprechen? Sehr gut. Vernünftig von ihr.«
    Trotz der ausgezeichneten Auswahl an Kopfputz befand sich keinerlei Kundschaft im Laden, vermutlich weil ein höfliches kleines Schild an der Eingangstür darauf hinwies, dass er im Augenblick für Besucher geschlossen war. Die Hüte waren wunderschön arrangiert, allerdings nicht auf Hutständern, sondern baumelnd an goldenen Ketten von der gewölbten Decke hoch über ihnen. Sie hingen auf unterschiedlicher Höhe, sodass man durch sie hindurchstreifen musste, um den Laden zu durchqueren, und sie schwankten leicht hin und her, als Professor Lyall ebendies tat.
    Professor Lyall nahm seinen Hut ab und machte eine Verbeugung. »Vor ein paar Stunden schickte sie mir eine Nachricht. Sie hat schon ihre vernünftigen Augenblicke, unsere Lady Maccon, nicht wahr?«
    »Und Sie haben auch den Bibliothekar von Woolsey mitgebracht?« Überrascht zog Madame Lefoux die perfekt gepflegten Augenbrauen hoch. »Das ist unerwartet.«
    Floote, der Professor Lyall von der Straße in den Laden gefolgt war, lüpfte den Hut auf eine Art und Weise, die milden Tadel ausdrücken sollte, was, wie Lyall annahm, daher rührte, dass er die Kleiderwahl der Französin nicht billigte und dies auch noch nie getan hatte.
    »Lady

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