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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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auf, Freundchen. Wir werden uns schon einigen. Wenn du satt bist, David, mein Junge, werde ich den Rest Hafersuppe aufessen.«
    Sobald er mich beiseite geschoben und mir den Löffel aus der Hand genommen hatte, fuhr er fort: »Hafersuppe ist gesund und schmeckt auch gut.«
    Er murmelte etwas wie ein Tischgebet und machte sich über die Schüssel her.
    »Ich kann mich besinnen«, sagte er, »daß dein Vater nie genug kriegen konnte – ein richtiger Nimmersatt. Ich hingegen habe stets nur in den Speisen herumgestochert.«
    Er trank einen Schluck Dünnbier, dabei erinnerte er sich anscheinend seiner Pflichten als Gastgeber, denn er sagte: »Wenn du Durst hast, ein Kübel mit Wasser steht hier gleich hinter der Tür.«
    Darauf antwortete ich gar nicht. Ich stand stocksteif da und musterte meinen Oheim mit Grimm im Herzen. Er hingegen aß wie ein Mensch, der keine Zeit hat, und warf hin und wieder ein Auge auf meine Schuhe und meine derben Strümpfe aus daheim gesponnener Wolle. Nur einmal, als er es wagte hochzusehen, begegneten sich unsere Blicke. Kein Dieb, der mit der Hand in eines anderen Tasche ertappt wird, hätte schuldbewußter aussehen können als Ohm Ebenezer. Das machte mich stutzig. Kam sein scheues Wesen etwa von einer zu langen Entwöhnung im Umgang mit Menschen, und würde er vielleicht, wenn ich mich um ihn bemühte, aufgeschlossener, ja, ein ganz anderer Mensch werden? Seine scharfe Stimme schreckte mich aus diesen Überlegungen auf.
    »Ist dein Vater schon lange tot?« fragte er.
    »Seit drei Wochen, Sir«, antwortete ich.
    »Er war ein verschlossener Mensch, mein Bruder Alexander, ein verschwiegener, stiller Mensch. Schon als Kind hat er sich kaum gemuckst. Von mir hat er wohl nicht oft gesprochen?«
    »Bis vorhin, als Ihr es mir mitteiltet, Sir, wußte ich überhaupt nicht, daß er einen Bruder hatte.«
    »Was du nicht sagst! Von den Shaws hast du wohl auch nichts gewußt, he?«
    »Nicht einmal den Namen, Sir.«
    »Na so was«, sagte er, »ein komischer Mann, dein Vater.«
    Bei alledem schien er über das eben Gehörte merkwürdig befriedigt. Ich wußte nicht, ob seine Zufriedenheit nur der Schweigsamkeit meines verstorbenen Vaters galt oder ob sonst etwas dahintersteckte. Offensichtlich legte sich seine anfängliche Abneigung gegen mich, die er mir so unverhohlen gezeigt hatte, sehr rasch. Er sprang auf, kam auf mich zu und gab mir einen herzhaften Klaps auf die Schulter.
    »Wir werden uns schon prächtig vertragen, Davie«, rief er. »Ich bin direkt froh, daß ich dich ins Haus gelassen habe. Und jetzt komm, ich zeige dir, wo du schlafen kannst.«
    Zu meiner Verwunderung zündete er weder eine Lampe noch eine Kerze an, sondern ging voraus, einen dunklen Gang entlang; schweratmend tastete er sich vorwärts, ein paar Stufen hinauf, und machte dann vor einer Tür halt, die er aufschloß. Ich folgte ihm auf den Fersen, denn ich war, so gut es ging, hinterdreingestolpert. Er ließ mich eintreten. Das sei mein Zimmer, sagte er. Ich tat, wie er geheißen, blieb aber nach ein paar Schritten stehen und bat um eine Kerze.
    »Ach Schnickschnack«, sagte Ohm Ebenezer, »der Mond scheint hell genug.«
    »Ich sehe weder Mond noch Sterne, es ist stockfinster, und ich kann nicht erkennen, wo das Bett steht«, widersprach ich.
    »Schnickschnack«, wiederholte er. »Ich schätze es nicht, wenn im Hause Licht angezündet wird, es könnte leicht Feuer ausbrechen, Davie, und davor habe ich große Angst.«
    Und ehe ich Zeit gehabt hatte, auf meiner Bitte zu beharren, hatte er die Tür von draußen hinter sich zugezogen, und ich hörte, wie er sie wieder verschloß.
    Ich wußte wahrhaftig nicht, ob ich darüber lachen oder weinen sollte. In der Stube war es feucht und finster wie in einem Brunnenschacht. Und das Bett, das ich schließlich doch fand, war so naß wie Torfmoor. Zum Glück hatte ich mein Bündel mitgenommen und konnte mich jetzt in mein Wollplaid einrollen. Im Windschutz der großen Bettstelle legte ich mich auf den Fußboden nieder und war rasch eingeschlafen.
    Beim ersten Tagesschein öffnete ich die Augen und entdeckte, daß ich in einem großen Raum lag, dessen Wände mit gepreßtem Leder tapeziert waren und in dem schöne Möbel mit gestickten Bezügen standen. Das Frühlicht flutete durch drei große Fenster herein. Vor zehn oder zwanzig Jahren mußte es denkbar angenehm gewesen sein, in diesem Zimmer zur Ruhe zu gehen oder darin aufzuwachen. Aber die Feuchtigkeit, der Schmutz, Mäuse und Spinnen und

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