Entführung nach Dathomir
Teneniel zu hören: »Die Natur steht auf ihrer Seite.« Und er wußte nicht, ob er unbewußt die Macht kontrollierte oder ob das Leben um ihn tatsächlich versuchte, ihn zu heilen, aber er sah überall um sich die Macht, und es fiel ihm leichter als je zuvor, nach ihr zu greifen.
Die Macht zu kontrollieren, die Macht zu benutzen, war kein so gewalttätiger Akt, wie er bisher geglaubt hatte. Sie war überall, verschwenderischer als der Regen oder die Luft, und sie bot sich selbst an. Er hatte gehofft, eines Tages ein Jedi-Meister zu werden, aber jetzt erkannte er, daß es Ebenen der Kontrolle gab, die seine Vorstellungskraft überstiegen, die er sich nie hatte erträumen lassen.
Die süße Macht durchflutete ihn, und er wußte nicht, ob er sie beherrschte oder sie ihn beherrschte. Er wußte nur, daß etwas Heilendes in seinem Kopf war und die geplatzten Blutgefäße schloß, und dann endete die Vision.
Lange Zeit blieb er mit geschlossenen Augen liegen, nicht in der Lage, mehr zu tun, als nur zu atmen, und ließ sich von der Macht stärken.
Leia rief seinen Namen, und Luke riß die Augen auf. Der Himmel war so tintenschwarz, als wäre eine vollkommene Nacht angebrochen. Der chaotische Schlachtenlärm war verstummt. Auf den Bergen konnte er Lichter sehen, Fackeln in den Händen von Dorfbewohnern, und eine Person mit einer Fackel in der Hand kam den schlüpfrigen Bergpfad herunter. Er glaubte, daß es Leia war. »Leia«, rief er. »Leia?«
Am Berghang hob der Fackelträger die Fackel hoch über den Kopf und spähte über den Klippenrand. »Luke?« rief Han. »Luke, bist du das?«
»Han«, rief Luke matt. Er sank zurück in die Finsternis, fühlte an seiner Seite das Lichtschwert und drückte mühsam den Schalter, in der Hoffnung, daß Han das Licht der Klinge sehen würde.
Ferne, undeutliche Stimmen wehten heran. Jemand packte ihn, schüttelte ihn. Helles Licht stach ihm in die Augen, und Han sagte: »Luke! Luke! Du lebst! Halte durch. Bleib ganz ruhig.«
Han setzte sich für einen Moment, hielt Lukes Hand, und Luke spürte Hans Entsetzen. »Hör zu, Alter«, sagte Han. »Ich muß gehen. Leia wartet oben auf dich. Paß gut auf sie auf. Bitte, paß auf sie auf.«
Han wollte sich von ihm lösen, und Luke spürte seine quälende Angst, seine Verzweiflung. »Han?« sagte Luke und umklammerte sein Handgelenk.
»Tut mir leid, Freund«, sagte Han. »Du bist diesmal nicht in der Verfassung, um mir zu helfen.« Han entzog sich ihm, und Luke hatte das Gefühl, von der Dunkelheit verschluckt zu werden.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit ergriff ihn jemand und hob ihn hoch. Luke öffnete mühsam die Augen, konnte sie aber nur einen Moment lang offen halten. Er war von Bauern umringt, einem Dutzend derber Bauern in schlichten Ledertuniken und mit hoch erhobenen Fackeln. »Bringt ihn weg von hier! Bringt ihn zurück zum Millennium Falken!«
Fragende Stimmen summten in seinem Kopf. »Ja, ja, der Falke ist mein Raumschiff«, erklärte Han. »Bringt ihn dorthin. Ich muß gehen!«
Dann hoben die Hände Luke hoch, und die Bauern trugen ihn davon, und Luke sank in einen tiefen Schlaf.
26
Isolder fand das Sensorfenster im obersten Raum der Festung, wo er es auch zurückgelassen hatte. Überall auf dem Boden lagen die Leichen der Nachtschwestern, und entweder das oder die völlige Dunkelheit zerrte an seinem Nervenkostüm.
Als er nach dem Fenster griff, hörte er in einer Ecke ein Rascheln, leuchtete mit der Taschenlampe in diese Richtung und zog gleichzeitig seinen Blaster. Es war Teneniel Djo, die da in der Dunkelheit saß. Sie sah ihn an und wandte sich dann ab. Ihre Wangen waren tränenfeucht.
»Bist du in Ordnung?« fragte Isolder. »Ich meine, fühlst du dich noch immer schwach? Kann ich irgend etwas für dich tun? Brauchst du etwas?«
»Mir geht es gut«, sagte Teneniel mit rauher Stimme. »Gut, glaube ich. Du fliegst bald weg?«
»Ja.« Isolder senkte die Taschenlampe, um ihr nicht direkt in die Augen zu leuchten. Er war über Hans Pläne nicht genau informiert, aber in dieser Situation gab es für sie nur eine vernünftige Entscheidung – und zwar, so schnell wie möglich von diesem Planeten zu verschwinden. Teneniel hatte ihren Helm und ihr exotisches Gewand abgelegt, trug nur Stiefel und eine schlichte Sommertunika aus orangenem Fell, wie sie sie auch bei ihrer ersten Begegnung angehabt hatte. Sie blickte hinauf zum Sternenlosen Himmel. Die Feuer im Tal waren erloschen, aber die flackernden Fackeln der
Weitere Kostenlose Bücher