Entführung nach Dathomir
Seiten im Auge und blieb oft stehen, um den Kopf zu drehen und zu lauschen. Irgend etwas störte sie, ein Prickeln in ihrem Hinterkopf, eine Kälte, die sich in ihrer Magengrube festgesetzt hatte. Sie flüsterte den Erkennungszauber und spürte, wie sich überall in der Wildnis die Dunklen regten. Seit vier Jahren lebte sie schon in dieser Ödnis, und obwohl sie wußte, daß sie sich in gefährlicher Nähe des imperialen Gefängnisses befand, hatte sie noch nie zuvor die Regungen so vieler Nachtschwestern gespürt. Sie konzentrierte sich auf die Schwester, die ihr am nächsten war, und mußte all ihre Kräfte einsetzen, um nicht von ihr entdeckt zu werden.
Sie führte ihre Gefangenen den Hang hinauf zu einem Dickicht niedriger Bäume und kletterte auf einen Felsen, von dem aus sie ihren weiteren Weg überblicken konnte. Die Berge hier waren fast unpassierbar, und Teneniel wagte nicht, mit ihren Gefangenen die gefährlicheren Routen zu nehmen. Die Maschinen-Person würde es unter keinen Umständen schaffen, und die Männer konnten die Pässe nur bezwingen, wenn sie die Hände frei hatten. Teneniel sang erneut den Erkennungszauber. Auf drei Seiten konnte sie Nachtschwestern spüren – eine war zwei Kilometer weiter südlich, eine andere drei Kilometer westlich und die dritte einen Kilometer östlich, direkt vor ihnen. Im Norden waren die Berge unüberwindbar, sofern man den Levitationszauber nicht kannte, und Teneniel bezweifelte, daß sie die anderen dazu bringen konnte, sich von ihr levitieren zu lassen. Sie seufzte leise.
»Sie jagen uns, nicht wahr?« flüsterte der Hexer.
Teneniel nickte, während sie die Landschaft studierte. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Binde mich los«, drängte der Hexer. »Was immer auch da draußen ist, ich kann dir helfen.« Sie sah ihn zweifelnd an. Sie war noch nie einem Außenweltler begegnet, dem man trauen konnte. Aber wenn er nicht einmal wußte, was sie jagte, dann wußte er vielleicht auch nichts von den Nachtschwestern und ihren Lakaien vom imperialen Gefängnis. Oder vielleicht war er ein Verbündeter der Nachtschwestern und täuschte seine Unwissenheit nur vor.
»Wenn ich dich losbinde, versprichst du mir dann, nicht wegzulaufen?« fragte Teneniel. Nicht weit entfernt drehte der hübsche Sklave den Kopf und hörte ihnen zu.
»Was wirst du mit mir tun, wenn ich bei dir bleibe?« fragte der Hexer.
»Ich werde dich zu meinem Clan bringen«, sagte Teneniel ehrlich, »und alle meine Schwestern werden bezeugen, daß ich dich auf faire Weise gefangen habe. Sobald du als mein Besitz anerkannt bist, wirst du in meiner Hütte wohnen und Töchter mit mir zeugen. Bist du damit einverstanden?« Sie hielt den Atem an. Es war ein großzügiges Angebot.
»Ich kann dem nicht zustimmen«, erklärte der Hexer. »Ich kenne dich kaum.«
»Was?« rief Teneniel. »Bin ich so häßlich, daß du dich lieber von den Nachtschwestern fangen läßt? Willst du dich lieber mit einer von ihnen paaren und zusehen, wie deine Töchter ihre dunklen Zaubersprüche lernen?«
»Ich… ich weiß nicht, wer oder was die Nachtschwestern sind«, sagte der Hexer, aber seine blauen Augen waren vor Furcht geweitet und seine Stimme klang gepreßt.
»Du kannst ihre Nähe spüren, nicht wahr?« fragte Teneniel. »Genügt das nicht? Du wirst ein hervorragender Paarungspartner sein. Wer hat je von einer männlichen Hexe gehört? Ehe ich zulasse, daß du – daß auch nur einer von uns – in ihre Hände fällt, werde ich uns alle töten.« Sie zog einen ihrer Blaster.
Die kleine mechanische Person quietschte und ließ ihren kuppelförmigen Rumpf scheppernd rotieren. Ihr einziges blaues Auge huschte zwischen Teneniel und dem Hexer hin und her.
»Nein!« sagte der Hexer und nickte in Richtung seiner Freunde. »Sie sind es nicht, die die Nachtschwestern wollen, oder? Sie wollen dich und mich. Die Nachtschwestern werden von uns angezogen. Laß meine Freunde gehen. Die Nachtschwestern werden sich nicht um sie kümmern. Wir beide können ihnen entkommen!«
»Du willst mein Mann werden?« fragte Teneniel hoffnungsvoll. Der Hexer befeuchtete seine Lippen, sah sie an – nicht nur ihr Gesicht, auch ihren Körper, und Teneniel erkannte plötzlich, daß er sie anziehend fand. Eine warme Brise strich durch die Baumwipfel und ließ die Blätter flüstern.
»Vielleicht«, sagte der Hexer. »Aber ich werde mich zu nichts zwingen lassen. Ich bin nicht zu diesem Planeten gekommen, um mir eine Frau zu suchen. Ich
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