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Entführung nach Dathomir

Entführung nach Dathomir

Titel: Entführung nach Dathomir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Wolverton
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evakuieren und zum Clan des Tobenden Flusses schicken. Wir sollten uns zurückziehen, wenn sie angreifen.«
    »Und das Schiff den Nachtschwestern überlassen?« fragte Tannath.
    »Ja«, erklärte eine andere. »Wenn Gethzerion den Planeten verläßt, sind wir sie los.«
    »Für wie lange?« fragte Schwester Azbeth. »Sie träumt von Macht und Ruhm. Sie wird nicht vergessen, daß wir ihre Feinde sind. Nein, sie wird uns jagen, bis sie uns alle getötet hat. So würden wir nichts gewinnen. Nein, wir müssen gegen sie kämpfen.«
    »Aber wenn wir fliehen…«, begann eine der Schwestern.
    »Dann würden uns die Nachtschwestern nur verfolgen und uns auf offenem Gelände angreifen, wo wir ihnen schutzlos ausgeliefert sind«, unterbrach Tannath. »Nein, wir müssen uns ihnen hier stellen, auf dem Singenden Berg, wo unsere Waffen und Befestigungsanlagen uns Vorteile verschaffen.«
    »Schwestern, ihr redet von Krieg«, sagte eine Hexe vom Rand des Kreises.
    »Haben wir denn eine Wahl?« fragte die alte Tannath.
    »Aber ich fürchte, daß wir diesen Krieg nicht gewinnen können«, sagte Augwynne.
    »Wenn wir nicht kämpfen, verlieren wir den Kampf auf jeden Fall«, erwiderte die Alte. »Ich für meinen Teil werde kämpfen. Wer macht mit?«
    Die alte Hexe sah sich im Raum um, und die Clanschwestern waren so still, daß nicht einmal ihre Atemzüge zu hören waren. Augwynne musterte die starren Gesichter, die ausdruckslosen Augen der Frauen, und sie konnte erkennen, daß sie diese Entscheidung am liebsten nicht getroffen hätten. Es war eine Entscheidung, die sie schon zu lange vor sich hergeschoben hatten.
    Schwester Shen gab ihrem Säugling die andere Brust und sagte: »Ich mache mit.« Aus dem Hintergrund des Raums riefen zwei weitere Hexen: »Ich mache mit«, und ihre leisen Stimmen waren wie die ersten Steine, die eine Lawine ankündigten, denn plötzlich sprangen ein Dutzend Frauen auf die Beine und riefen: »Ich, ich mache mit!«
    »Der Rat hat seine Entscheidung getroffen«, sagte Augwynne schließlich und bemühte sich vergeblich, ihre Erleichterung zu verbergen. Sie hatte gehofft, daß alle mitmachen würden, aber sie hatte sie nicht zum Märtyrertum zwingen wollen.
     
    Stunden später wurde Han vom fernen Donnergrollen im Mondlicht und dem Geruch eines süßen Parfüms geweckt. Das Feuer im Kamin war erloschen. Leia stand im Mondlicht auf der breiten Brüstung des Balkons und sah ihn durch das offene Fenster an. Ihre lange Robe reichte bis zum Steinboden und ihre Haare schimmerten im Mondlicht.
    »Han, komm her«, sagte sie. Ihre Stimme klang in dem stillen Raum unnatürlich laut und hallte in seinen Ohren, aber es war nicht unangenehm.
    Sie legte einen Finger an ihre Lippen und sah an der steil abfallenden Felswand hinunter. »Komm«, flüsterte sie.
    Han eilte nervös zu ihr. Leia wirkte so – ungezwungen, entspannt. Ganz anders als sonst. Er fragte sich, ob es nur an den im Dunkeln geweiteten Pupillen lag, daß ihre Augen so groß, so glänzend wirkten. Leia nahm seine Hand. Ihre kleinen Finger waren kalt und schwieliger, als er sie in Erinnerung hatte. Sie trat an den Rand der Brüstung. »Komm mit mir«, sagte sie etwas lauter. »Ich lasse dich nicht fallen.« Sie begann leise zu singen und sich hin und her zu wiegen, und es war, als würde sich eine warme Wolldecke über sein Bewußtsein senken und seine Gedanken verdunkeln. Sie machte einen weiteren Schritt und stand mitten in der Luft. Han hätte eigentlich verblüfft sein müssen, aber irgendwie kam es ihm völlig natürlich vor, daß Leia in der Luft stand. Er wollte ihr folgen, doch seine Kehle schnürte sich zusammen, sein Gesicht brannte und seine Knie zitterten.
    »Hab’ keine Angst«, flüsterte Leia. »Es ist nicht so tief, wie es aussieht. Ich werde nicht zulassen, daß dir etwas passiert.«
    Neue Kraft schien in Hans Knie zu fließen, und das Brennen seiner Wangen und Ohren ließ nach. Er machte einen vorsichtigen Schritt.
    Eine nur schemenhaft erkennbare, ganz in Tierhäute gekleidete Gestalt sprang aus der dunklen Türöffnung hinter ihm. Die Klinge eines Vibromessers zuckte durch die Luft und zerschnitt Leias Gesicht. Sie kreischte und stürzte, klammerte sich an Hans Handgelenk, zog ihn über den Rand.
    Plötzlich begriff Han, in welcher Gefahr er war. Er riß sich instinktiv los, als Leia kreischend dem zweihundert Meter tiefen Felsboden entgegenstürzte.
    Die schwarzgekleidete Gestalt zerrte Han von der Brüstung, zog einen Blaster und

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