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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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alles in der Welt ist los mit Ihnen?“
    Ravenscroft sank auf seinem Platz so kläglich in sich zusammen, dass sein Kinn auf seiner Brust lag, während er sich an den Ledergriff über der Tür klammerte. Trotz der Kälte standen ihm Schweißperlen auf der blassen Stirn.
    Venetia dachte nicht im Traum daran, Mitleid mit ihm zu haben. Vielleicht konnte sie fliehen, indem sie sich bei passender Gelegenheit aus der Tür fallen ließ. Sie zerrte den Ledervorhang beiseite und sah draußen nichts als blendend weißen Schnee, den der Wind vor sich her peitschte. Nur unter Schwierigkeiten erkannte sie die Umrisse einiger Bäume und Zäune, einen kleinen Gasthof und eine lange Steinmauer, bevor sie den Vorhang wieder schloss. Sie würde sich das Genick brechen, wenn sie tatsächlich versuchte, aus der Kutsche zu springen.
    Ihr blieb also nichts anderes übrig, als sich mit Ravenscroft und seinem immer seltsamer werdenden Benehmen auseinanderzusetzen. „Ich bitte Sie, Ravenscroft. Lassen Sie uns nur für einen Augenblick anhalten, damit wir Tee trinken und diese Angelegenheit wie zwei Erwachsene besprechen können, die Die Kutsche schleuderte zur Seite, schwankte einen Moment lang heftig und kippte schließlich um, wobei die ganze Welt unter ihnen wegzurutschen schien. Venetia knallte gegen Ravenscroft, der seinerseits gegen die Tür der Kutsche krachte. Es war ein Gefühl, als würden sie beide als ein Durcheinander aus Armen und Beinen auf der verriegelten Tür hängen, bis mit einem lauten Krachen irgendetwas zerbrach - und dann gab es nichts mehr als blendendes Weiß und eisigen Wind.
    Gregor drückte dem Gastwirt eine Münze in die ziemlich schmutzige Hand. „Wann haben Sie sie gesehen?“
    Beim Anblick der Goldmünze zwischen seinen dicken Fingern schien das Herz des Wirtes ein wenig schneller zu schlagen. Plötzlich empfand er es offenbar nicht mehr als allzu große Zumutung, im Schnee zu stehen und mit dem Fremden zu reden. ,,Is’ ’ne Stunde her, länger nich’.“
    Gregor lächelte grimmig. Er holte auf.
    Der Gastwirt schüttelte den Kopf. „Die Kutsche donnerte hier vorbei, als wär der Teufel mit allen Höllenhunden hinter ihr her. Und das in diesem Schnee! Wir ham alle hinterhergeguckt, als der Wagen hier in diesem Tempo vorbeigeschlittert is’.“
    „Die Kutsche hat nicht gehalten?“
    „Nich’ hier. Aber wenn ich wetten tät, würd ich sagen, sie ham beim White Swan in Tottingham gehalten. Beim Swan ham sie doppelt so viel Platz, um Pferde zum Wechseln unterzustellen, wie ich ihn hab.“
    Gregor schwang sich wieder auf den Rücken seines Pferdes. „Danke, guter Mann.“
    Der Gastwirt nickte und sah zu, wie Gregor sein Pferd wendete und in einem Tempo die Straße hinunterritt, das wesentlich schneller war, als es bei diesem Wetter vernünftig erschien. Die finstere Miene, mit der der Reiter nach der Kutsche gefragt, hatte nichts Gutes für die Reisenden in dem Wagen verheißen, und für einen Moment taten die Leute dem Wirt leid. Doch das Gewicht der Münze in seiner Tasche brachte ihn rasch wieder auf andere Gedanken, und er ging mit einem breiten Grinsen im Gesicht zurück in seinen Gasthof und rief nach seiner Frau, um ihr das neu erworbene Vermögen zu zeigen.
    Venetia lag auf dem Rücken und starrte hinauf in den wirbelnden Schnee, während ihr die eisigen Flocken kribbelnd auf Stirn und Wangen schmolzen. Sie fror eindeutig gerade ein, was vor allem daran lag, dass ihr bei ihrem Sturz auf den Boden ein Haufen Schnee hinten in die Kleidung gerutscht war. Vorsichtig bewegte sie ihre Arme und Beine und war erleichtert, als sie außer dem dumpfen Druck in ihrem Kopf und ein leichtes Ziehen im Rücken keine Schmerzen spürte.
    „Miss Oglivie?“
    Als Venetia sich umdrehte, sah sie in einiger Entfernung Ravenscroft stehen, der gerade damit beschäftigt war, Schnee aus einem seiner Ohren zu wischen. Hinter ihm lag die Kutsche auf der Seite. Sie war halb in den Straßengraben gerutscht, und eines der Räder war in tausend Stücke zerbrochen. Die Tür, gegen die Ravenscroft und sie gefallen waren, war aus der Verankerung gerissen und nirgends zu sehen, in der klaffenden Türöffnung häufte sich schmutziger Schnee.
    „Miss Oglivie ... Venetia ... sind Sie verletzt? Haben Sie sich ... “ Ravenscroft keuchte vor Anstrengung, während er sich durch eine Schneewehe zu ihr vorkämpfte.
    Mit seiner Hilfe stellte sich Venetia mühsam wieder auf die Füße. „Mir geht es gut, aber was ist mit den Pferden? Ist

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