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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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besonders viele durchgebrannte Paare vorbei?“, erkundigte sich Venetia erstaunt.
    „Wegen des Gesetzes, mein Kind! Sie haben doch bestimmt schon von Gretna Green gehört. All die Paare, die dorthin wollen, reisen auf der North Road! “
    „Natürlich habe ich von Gretna Green gehört, aber das hier ist nicht Venetias Blick fiel durchs Fenster hinaus auf die schneebedeckte Straße. Sie hatten London auf der richtigen Straße verlassen. Aber als es immer kälter geworden und sie von Ravenscrofts seltsamem Benehmen abgelenkt gewesen war, hatte sie nicht mehr aufmerksam und lange genug aus dem Fenster gesehen, um zu bemerken, dass die vertraute Landschaft rechts und links der Straße zum Haus ihrer Großmutter nicht zu sehen gewesen war. Es war also tatsächlich möglich, dass sie in die North Road abgebogen waren. Aber warum?
    Und dann begriff Venetia, und plötzlich ergaben all die seltsamen Vorkommnisse einen Sinn. Sie waren überhaupt nicht auf dem Weg zu ihrer Großmutter! Stattdessen befanden sie sich auf der North Road, unterwegs nach Gretna Green. Sie war entführt worden - und zwar von Ravenscroft, unter allen Männern ausgerechnet von ihm!
    Venetias Knie wurden schwach. Zum Glück stand direkt hinter ihr eine Bank, auf die sie sich mit einem Ruck setzte, als ihre Beine unter ihr nachgaben.
    Mrs. Treadwell zog die Augenbrauen hoch. „Geht’s Ihnen gut, Miss?“
    Zwar öffnete Venetia den Mund zu einer Antwort, doch es gelang ihr nicht, ein paar sinnvolle Worte zu formen. Ihr Herzschlag klang wie Trommelwirbel in ihren Ohren, ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, und ihr wurde übel.
    „Sie sehn so blass aus. Geht’s Ihnen auch wirklich gut?“, erkundigte sich die Wirtin mit halb besorgter, halb misstrauischer Miene.
    Venetia zwang sich zum Sprechen. „Ich weiß nicht recht, mir ist plötzlich ein wenig schwindelig.“
    Die Frau des Gastwirts schnalzte mitfühlend mit der Zunge. „Sie sehn aus wie ein Geist, Miss ...“ Sie stockte und schaute Venetia mit ihren hellen Augen an. „Entschuldigen Sie. Ich habe Ihren Namen nicht verstanden?“
    Während die Wut durch ihre Adern raste, zwang sich Venetia zu einem dünnen Lächeln. „Tut mir leid, ich hätte mich vorstellen sollen. Ich bin Miss ..." Ein Name. Ich brauche einen Namen. „West“, fuhr sie hastig fort. „Mir ist immer noch eiskalt. Könnte ich noch etwas Tee haben?“
    „Natürlich! Ich werde laufen und frisches Wasser aufsetzen. Ich glaube ganz sicher, wenn Ihr Bruder kommt, wird er auch eine Tasse haben wollen.“
    Venetia hatte keinen anderen Gedanken, als Ravenscrofts ziemlich große Ohren abzuschneiden, aber sie murmelte zustimmend, als ihre Gastgeberin das Zimmer verließ. In selben Moment, in dem die Frau die Tür hinter sich schloss, sprang Venetia auf und begann wütend hin und her zu laufen. Verdammt noch mal, was dachte Ravenscroft sich eigentlich? Sie verspürte nicht den geringsten Wunsch zu heiraten, und er konnte doch nicht wirklich Vorhaben, sie zu zwingen. Dazu gab es überall zu viele Leute, die herbeieilen würden, um einer laut um Hilfe rufenden Frau beizustehen - und laut schreien würde sie, soviel stand fest.
    Nicht einmal Ravenscroft konnte so dumm sein. Sie lief auf und ab und wurde von Minute zu Minute wütender. Als sie vom Hof her Stimmen und Geräusche hörte, eilte sie ans Fenster und sah, wie ein wackeliger Karren vor das Haus fuhr. Mr. Treadwell, so dick eingemummelt, dass er doppelt so breit wie vorher war, thronte auf dem Vordersitz, neben sich den schwankenden, in sich zusammengesunkenen Ravenscroft. Der Stallknecht des Wirtes saß hinten zwischen dem Gepäck und hielt die Zügel eines hinkenden Kutschpferdes.
    Als sie Ravenscroft sah, ballte Venetia die Hände zu Fäusten. Sie eilte los, um die Vordertür zu öffnen, stellte aber fest, dass Mrs. Treadwell schon vor ihr durch den Flur lief.
    Die Wirtin riss die Tür in dem Moment auf, in dem Mr. Treadwell gerade Ravenscroft vom Karren half. Ravenscrofts Beine gaben unter ihm nach, als er von seinem Sitz stieg, aber glücklicherweise war Mr. Treadwell da, um ihn zu stützen. Wäre Venetia an seiner Stelle gewesen, hätte sie sich diese Mühe nicht gemacht.
    „Bring den jungen Mann her!“, befahl Mrs. Treadwell. Gehorsam zog ihr Mann Ravenscroft auf die Füße, um ihn dann halb ins Haus zu schieben und halb zu tragen.
    Sobald sie beide drinnen waren, beeilte sich Mrs. Treadwell, die Tür zu schließen, um die eisige Luft auszusperren. „Himmel,

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