Entfuehrung nach Gretna Green
gerundeten Schultern. Ihren üppigen Brüsten. Plötzlich war ihm sehr heiß, und er ertappte sich dabei, wie er sich auf sie zubewegte.
Venetias Augen weiteten sich, ihre Haut überzog sich mit rosiger Farbe. „Gregor, was ..."
Ja, was? Erstaunt über sich selbst, blieb Gregor abrupt stehen. Verdammt noch mal, was tue ich hier? Zunächst ließ er sich dazu überreden, eine durchgebrannte Tochter nach Hause zurückzubringen, obwohl er es normalerweise ablehnte, sich als Retter in der Not zu betätigen, und nun betrachtete er die einzige Frau, von der er vernünftigerweise unter allen Umständen die Finger lassen sollte, mit begehrlichen Augen.
Gregor drehte sich auf dem Absatz um und griff nach seinem Mantel. „Es tut mir leid. Ich war nur ein wenig geistesabwesend, weil ich gerade über die Situation hier nachdachte.“ Während er seinen Mantel überwarf, mied er Venetias Blick. „Ich werde Ravenscroft in den Stall folgen und nachsehen, wie es den Pferden geht.“
Zögernd nickte sie ihm zu. Einen Moment lang hing sein Blick an ihr. An ihren Augen, die sich verdunkelt hatten, ihrer geröteten Haut und ihren vollen Brüsten, die sich gegen den dünnen Stoff ihres Kleides pressen und ...
„Ich bin gleich wieder zurück“, sagte er barsch, denn aus irgendeinem Grund war er wegen der seltsamen Richtung, die seine Gedanken genommen hatten, ebenso böse auf sie wie auf sich selber. „Bestell inzwischen das Abendessen. Ravenscroft und ich werden halb verhungert sein, wenn wir wieder ins Haus kommen.“
Damit verließ er das Zimmer, und als er hinaus in die eisige Luft trat, spürte er großer Erleichterung.
4. Kapitel
Man sagt, einst hätten die MacLeans versucht, ihren Fluch zum Segen aller zu nutzen und hätten es während einer furchtbaren Dürre auf die Ebenen regnen lassen. Doch es regnete neunundzwanzig Tage lang, und der Regen spülte alles hinweg, was die Dürre übrig gelassen hatte. So ist der Fluch: Niemals gibt er etwas, ohne auch etwas zu nehmen ...
... so sprach die alte Heilerin Nora von Loch Lomond in einer kalten Nacht zu ihren drei jungen Enkelinnen.
Mrs. Treadwell zog einen Schlüssel aus ihrer Schürzentasche und schloss die Tür gleich bei der Treppe auf. „Das ist also Ihres, Miss West! Das zweitbeste Zimmer im Haus.“ Mit großer Geste öffnete sie die Tür und machte den Weg ins Zimmer frei.
Venetia trug ihre Reisetasche und die Hutschachtel, die sie aus London mitgebracht hatte, in die Schlafkammer. Das Zimmer war recht klein. Neben dem Fenster, welches auf den Hof hinausführte, stand ein schiefes Bett. Der Farbton der blauen Gardinen passte zu dem der handgewebten Bettvorhänge und der großen Kissen, die das Bett schmückten. Ein einzelner Stuhl hatte seinen Platz neben dem Waschtisch, auf dem eine abgenutzte Kanne nebst Schüssel stand, beide mit blauen und gelben Blumen bemalt.
Alles in allem war das Zimmer hübscher, als Venetia es erwartet hatte. Das Federbett wirkte zwar klumpig, und bei offener Tür war ein leichter Zug vom Fenster her zu spüren, aber sie war sicher, es würde warm genug sein, und das war das Wichtigste. Sie setzte ihr Gepäck ab. „Es ist sehr schön“, lobte sie ihre Unterkunft.
Mrs. Treadwell strahlte. „Ich habe es selbst nach einem Bild eingerichtet, das ich in Ladies Grace gesehen habe. Sie wissen schon, das Magazin.“ Sie sah sich mit kritischem Blick um. „Natürlich konnte ich nicht ganz genau die Farbe hinbekommen, die die Vorhänge hatten, und das Bett ist nicht so breit wie das auf dem Bild. Aber es kommt der Sache ziemlich nahe.“ „Sind alle Räume hier im Gasthof so hübsch eingerichtet?“, erkundigte sich Venetia.
„Oh, das große Zimmer ist am allerschönsten! Mrs. Bloom und ihre Begleiterin schlafen dort. Sie sind sehr spät gestern Abend angekommen und haben sich deshalb heute am Tag zu einem kleinen Schläfchen hingelegt, sonst hätten Sie sie bei Ihrer Ankunft schon gesehen. Ich denke aber, Sie werden sie nachher beim Essen antreffen, denn Mrs. Bloom gehört nicht zu den Leuten, die Mahlzeiten auslassen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ Bedeutungsvoll blies Mrs. Treadwell ihre Wangen auf.
Venetia lächelte. „Und wie sieht es mit dem anderen Zimmer aus, über das wir gesprochen haben?“
„Nun, das ist ziemlich klein, besonders wenn zwei Herren darin schlafen sollen. Aber ich dachte doch, es ist am besten, Ihnen dieses Zimmer hier zu geben. Es ist wärmer, weil es direkt über dem Gastraum liegt. Wenn Sie die
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