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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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geworfen. Der Kerl bettelte geradezu darum, einen Dämpfer versetzt zu bekommen, und der arme Ravenscroft war zu dumm, um mehr zu tun, als ihm harmlose Antworten zu geben.
    „Nein, bis jetzt habe ich noch nichts geschrieben“, erwiderte er. „Aber ich habe bereits einige Notizen.“ Ravenscroft schob die Hand in seine Jackentasche und beförderte einen zerknitterten Zettel ans Licht. Er strich ihn glatt und fuhr fort: „Ich habe bereits zweien meiner Figuren Namen gegeben und beschlossen, meine Reisen in Italien als Grundlage der Handlung zu verwenden.“
    „Ein der Bildung dienliches Buch also. Es handelt von der Geschichte eines Landes. Sehr gut“, stellte Gregor fest.
    „Wie bitte? Oh nein! Es soll ein Kriminalroman werden. Irgendeine Art von Mord ist geschehen - bis jetzt habe ich noch nicht beschlossen, wer oder auf welche Art -, und ein junger Mann wird des Verbrechens beschuldigt. Natürlich ist er unschuldig, doch das muss er beweisen, sonst wird er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen.“
    Gregor zog die Brauen hoch. „Lassen Sie mich raten. Dieser junge Mann - hat er in etwa Ihr Alter?“
    „Warum? Ja.“
    „Und in etwa Ihre Größe? Und Ihre Haarfarbe?“
    „Ja! Wie konnten Sie das wissen?“
    „Ich hatte nur Glück beim Raten“, erklärte Gregor mit einem strahlenden Lächeln.
    „Sehr viel Glück!“, bestätigte Ravenscroft. „Ich denke schon seit drei Jahren darüber nach, diesen Roman zu schreiben. Ich bin sicher, ich kann es, wenn ich die Zeit dazu habe.“
    „Zeit, die die liebliche Miss Venetia Ihnen verschaffen wird, wenn Sie erst einmal als Ihre Hausmagd arbeitet.“ Ravenscroft wirkte erschrocken. „Niemals würde ich Venetia als meine Hausmagd ansehen.“
    „Ich bin froh, das zu hören“, erklärte Venetia trocken. „Ich und meine geröteten, rauen Waschfrauenhände werden es Ihnen danken.“
    Ravenscroft griff nach einer dieser Hände, hob sie an seine Wange und schaute Venetia dabei unverwandt an. „Venetia, Sie sind die schönste Frau der Welt, innerlich und äußerlich. Ich hoffe, Sie wissen, dass ich mich Ihnen gegenüber niemals geringschätzig verhalten oder äußern würde.“
    Bis zu diesem Augenblick hatte sich Gregor über jede Äußerung, die über die Lippen des Knäbleins gekommen war, amüsiert. Aber die unverhohlene Bewunderung, die in Ravenscrofts Augen zu sehen war, als er Venetias Hand an seine Wange presste, versetzte Gregor einen ungewohnten, einen teuflisch schmerzhaften Stich.
    Es war ein höchst seltsames Gefühl, das von einer Sekunde auf die andere seine Erheiterung verschwinden ließ. Venetia hätte auf derartige Vertraulichkeiten verärgert reagieren müssen. Sie hätte über die Vorschläge, die der Dummkopf gemacht hatte, entrüstet sein müssen.
    Stattdessen seufzte sie, verzog die Lippen zu einem zurück-haltenden Lächeln und tätschelte die Wange des unverschämten Knaben. „Oh, Ravenscroft, Sie sind so jung. Das vergesse ich immer wieder.“
    Diese Bemerkung konnte schwerlich als Kompliment ausgelegt werden, doch sie ermutigte den Dummkopf nur noch mehr. Ravenscroft besaß die Verwegenheit - die Dreistigkeit, um es genau zu sagen -, ihre Finger an seine Lippen zu ziehen und ihr einen Kuss auf die Handfläche zu drücken.

Gregors Geduld hatte ein Ende. „Venetia'.“
    Erstaunt musterte Venetia Gregors zornige Miene. Sein Blick, der zwischen ihrem Gesicht und ihrer Hand hin- und herwanderte, war finster wie eine Gewitterwolke. Sie sah auf ihre Hand hinab, die Ravenscroft fast ehrfürchtig hielt. Es war unschicklich, so dazusitzen, aber die ganze Situation an sich war so ungehörig, dass es als wahrlich kleine Sünde erschien, Ravenscroft zu gestatten, ihre Hand zu halten.
    Ravenscroft, der nicht ahnte, in welcher Gefahr er sich befand, lächelte Gregor an. „Ist sie nicht ein Engel?“
    Venetia spürte, wie ihre Wangen anfingen zu brennen und entzog Ravenscroft hastig ihre Hand, was nicht so einfach war, weil er sie fest umklammert hielt. „Nun ja, nachdem alles gesagt wurde, was gesagt werden musste, sollten wir versuchen, einen Weg aus dieser Misere zu finden.“
    „Immerhin“, stellte Gregor in scharfem Ton fest, „gibst du endlich zu, dass dies eine Misere ist.“
    Sie streifte ihn mit einem strengen Blick. „Ich gebe gar nichts zu. Abgesehen vielleicht von der Tatsache, dass die momentanen Umstände nicht meinen Wünschen und Vorstellungen entsprechen.“
    „Ich werde Sie heiraten“, erklärte Ravenscroft schlicht.

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