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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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intelligent, geistreich, hatte ein enges Verhältnis zu seiner Familie und war von einer Ritterlichkeit, die aus einer anderen Zeit zu stammen schien - obwohl er eher gestorben wäre, als sich zu dieser Einstellung Frauen gegenüber zu bekennen. Am wichtigsten war ihr aber, was für ein wunderbarer Freund er war, der sich geduldig ihre Sorgen anhörte und sich rückhaltlos mit ihr über ihre Triumphe freute. Wenn sie vom Pferd fiel, war er sofort zur Stelle, um ihr wieder hinaufzuhelfen, ohne mit einem Wort zu erwähnen, welchem Fehler sie ihren Sturz zu verdanken hatte. Und wenn ihr auf dem Pferd ein besonders guter Sprung über eine Hürde gelang, war er der Erste, der ihr von ganzem Herzen gratulierte, eine seltene Eigenschaft bei Männern, wie sie herausgefunden hatte.
    Sie rollte sich auf die Seite und sah zur Decke hinauf, wo sie gedankenverloren einen Riss in Form eines Fragezeichens in dem dicken, weißen Putz bemerkte. Gregor und sie waren sehr erfolgreich darin gewesen, ihre Freundschaft aufrechtzuerhalten, was gar nicht so einfach war, angesichts von Gregors angeborener - wie sollte sie es nennen? - Sinnlichkeit.
    Als sie sich an den Blick erinnerte, den er ihr unten im Gastraum zugeworfen hatte, nickte sie. Oh ja, sie würde es auf jeden Fall Sinnlichkeit nennen! Nun, nachdem sie diesen Blick empfangen hatte, begriff sie endlich, warum sich so viele junge Frauen in London seinetwegen zum Narren gemacht hatten. Als er sie so angesehen hatte, hatte sie sich schön, verführerisch, leichtsinnig und ein bisschen wie betrunken von zu viel Punsch gefühlt. Und alles nur wegen eines einzigen, kurzen Blickes.
    Gregor besaß die Fähigkeit, Frauen zu faszinieren und zu bezaubern, ohne sich darum zu bemühen. Er war wie ein Rattenfänger, der die Frauen mit den unsichtbaren Fäden einer Melodie einfing, die so wirkungsvoll war, dass manch eine über den Rand der Klippe fiel, bevor sie überhaupt begriff, dass ihr Gefahr drohte. Wieder und wieder hatte Venetia erlebt, wie das geschah, und jedes Mal hatte sie über so viel Dummheit den Kopf geschüttelt. Nun aber verstand sie die anderen Frauen ein bisschen besser.
    Von draußen drang ein lauter Ruf in ihr Zimmer, dann hörte sie, wie der Riegel der Stalltür quietschend zurückgezogen wurde. Sie stand vom Bett auf, ging zum Fenster und zog den schweren Vorhang zurück. Als durch die nachlässig eingesetzten Fensterscheiben kalte Luft hereinwehte, erschauderte sie. Sie stürzte sich mit einer Hand aufs Fensterbrett und wischte mit der anderen die beschlagene Scheibe frei. Soeben traf Ravenscrofts Kutscher ein, der auf einem der Kutschpferde ritt und das andere am Zügel mit sich führte.
    Der Stallknecht des Gasthauses und Chambers, Gregors Reitknecht, der inzwischen ebenfalls eingetroffen war, kamen aus dem Stall, um dem neu Angekommenen mit den Pferden zu helfen. Gregor stand neben der riesigen Stalltür, bereit sie wieder zu schließen, sobald die anderen mit den Tieren im Gebäude waren. Der Schnee fiel in seine schwarzen Haare und blieb dort eine Weile weiß schimmernd liegen, bevor er schmolz. Sie fragte sich, wie es sich wohl anfühlen mochte, eine Schneeflocke zu sein und in seinem weichen Haar zu landen, genau über jener reizvollen Stelle, wo seine warme Haut im Kragen verschwand.
    Ein sanfter Schauer durchlief sie. Hör auf damit, befahl sie sich selbst energisch. Es ist nur Gregor.
    Aber „nur Gregor“ war durchaus ein lohnender Anblick. Er trug noch immer seinen Mantel, der jetzt allerdings nicht zugeknöpft war, als hätte er ihn nur rasch wieder übergeworfen. Unter dem offenen Mantel konnte sie seine dunkelblaue Jacke mit den Silberknöpfen sehen, sein schneeweißes Halstuch und die rote Weste mit den dunklen Knöpfen, die seine breite Brust eng umschmiegte. Seine engen schwarzen Reithosen betonten die muskulösen Schenkel, und seine Waden steckten in glänzenden schwarzen Stiefeln.
    Die Fensterscheibe beschlug von Venetias Atem, und sie musste ihren Ärmel benutzen, um sie abzuwischen. Diese Bewegung erregte Gregors Aufmerksamkeit. Er drehte sich um und sah hinauf zu ihrem Fenster.
    Als ihre Augen sich begegneten, erstarrte Venetia, plötzlich unfähig, sich zu bewegen. Ihr Herz schlug wie wild, in ihren Adern brodelte das Blut. Trotz der Kälte in der Nähe des Fensters brannte ihre Haut, und ihr Atem beschleunigte sich.
    Gregors Augen wurden dunkler, und seine Brauen zogen sich leicht zusammen. Obwohl ihr Herzschlag sich in ihren Ohren wie

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