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Entfuhrt

Entfuhrt

Titel: Entfuhrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koppel Hans
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wirklich schuldig wäre, hätte er mich nicht rausgeworfen. Dann wäre ihm jede Theorie recht gewesen, die von ihm wegführt.«
    Jörgens Frau erhob sich seufzend.
    »Ihr seid doch beide nicht mehr ganz dicht. Die einzige Gemeinsamkeit der Toten besteht darin, dass sie dieselbe Schule besucht haben.«
    »Die Viererbande«, sagte Jörgen.
    Seine Frau gab ihm einen Klaps auf den Kopf.
    »Hör schon auf«, sagte sie. »Du steckst sonst Calle noch damit an. Hört mal zu, ihr zwei. Ihr könnt so nicht weitermachen. Legt euch ein neues Hobby zu, Seitensprünge oder so.«
    »Ja. Irgendwas muss ich mir einfallen lassen«, meinte Calle. »Denn es sieht nicht so aus, als würde ich noch einmal einen Auftrag kriegen. So viel ist klar.«

    Es klopfte, und Ylva baute sich deutlich sichtbar mit den Händen auf dem Kopf auf. Die Tür wurde geöffnet. Es war Marianne. Ylva hatte das im Gefühl gehabt. Laut Monitor war es mitten am Tag, draußen war alles still. Gösta war bei der Arbeit.
    Marianne schloss die Tür hinter sich und ging ins Zimmer. Sie hatte einen Teller in der Hand.
    »Es ist was übrig geblieben«, sagte sie.
    Ylva trat einen Schritt auf sie zu.
    »Bleib stehen«, sagte Marianne und hob eine Hand.
    Ylva blieb stehen.
    »Sitz.«
    Ylva gehorchte.
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, kratzte Marianne die Reste vom Teller auf den Fußboden.
    »Findest du das nicht unwürdig?«, fragte sie.
    Ylva antwortete nicht.
    »Du bist ein Hund. Die Frage ist nur, was für einer. Ein kleiner Kläffer oder eher ein großes, hässliches Biest? Spielt keine Rolle, stinken tun sie alle. Du kostest uns einiges, das muss ich sagen. Elektrizität und Lebensmittel und was weiß ich nicht alles. Dabei bist du dieses Geld nicht wirklich wert. Ich finde, wir sind langsam am Ende des Weges angekommen. Bist du nicht meiner Meinung?«
    Ylva sah sie fragend an.
    »Jaja, braver Wauwau, verstehst genau, was das Frauchen meint. Du solltest es machen wie Annika. Das wäre das Beste. Ich meine, das hier ist doch kein Leben. Nicht für dich und auch für sonst niemanden. Und wir wissen
doch beide, dass du nichts Besseres verdient hast. Darin sind wir uns immerhin einig.«
    Marianne seufzte müde.
    »Denk darüber nach«, sagte sie.
    Sie ging zur Tür, schloss auf und drehte sich um.
    »Und wenn das Seil nicht taugt, besorg ich dir gern Tabletten.«
    Sie nickte in Richtung der Essensreste auf dem Fußboden.
    »Bitte schön. Friss.«

49. KAPITEL
    Mike rief an und bat, notfallmäßig einen Termin vereinbaren zu dürfen. Gösta nahm sich natürlich Zeit für ihn.
    »Erzählen Sie«, sagte er. Mike berichtete von dem rätselhaften Besuch.
    Gösta lächelte amüsiert, während Mike erzählte. Mike wurde sich immer unsicherer.
    »Was?«, sagte er und kam sich vor wie ein Kind, das von einem Erwachsenen gönnerhaft behandelt wird.
    »Ich dachte schon, es sei etwas Ernstes«, meinte Gösta.
    »Das ist verdammt noch mal ernst.«
    »Nein«, erwiderte Gösta. »Das ist nicht ernst. Wie geht es Nour?«
    »Gut. Was meinen Sie damit, dass es nicht ernst ist?«
    »Ich dachte schon, Sie hätten Liebeskummer«, meinte Gösta. »Worüber Sie da gerade reden, das erinnert mehr an eine Wespe bei einem Picknick. Irritierend und nervig, natürlich, aber dadurch ist das Picknick nicht kaputt.«
    Mike ließ sich beruhigen, nach einer Weile konnte er sogar darüber lachen.

    »Aber seltsam ist das schon, finden Sie nicht?«
    »Was? Dass irgendwelche Mitschüler an Krebs oder bei Autounfällen sterben? Sie haben doch selbst gesagt, dass Ylva sie nie auch nur mit einem Wort erwähnt hat. Das können kaum enge Freunde gewesen sein. Also, was haben wir? Drei Schüler einer relativ großen Schule, die in relativ jungen Jahren gestorben sind? Ich verstehe nicht, was daran merkwürdig sein soll.«
    »Sie sind in dieselbe Klasse gegangen«, sagte Mike. »Der Mann, der mich aufgesucht hat, auch.«
    Gösta sagte nichts.
    »Sollte ich mich an die Polizei wenden?«, fragte Mike.
    »Um was zu tun?«
    »Ihn anzeigen. Vielleicht belästigt er beim nächsten Mal Sanna!«
    Gösta schaute an die Decke, presste die Lippen zusammen und wiegte den Kopf hin und her, während er nachdachte.
    »Ich weiß nicht«, meinte er. »Glauben Sie, es besteht eine Gefahr?«
    »Nicht direkt«, meinte Mike. »Schwer zu sagen. Ich würde mir selbst nie verzeihen, wenn ihr etwas zustoßen sollte.«
    Gösta beugte sich über den Schreibtisch.
    »Wie hieß er, sagten Sie?«
    »Calle Collin.«
    »Haben Sie ihn

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