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Entfuhrt

Entfuhrt

Titel: Entfuhrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koppel Hans
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lächelte.
    Nour schaute verständnislos.
    »Ich bin einfach nur glücklich«, sagte er.

51. KAPITEL
    Gösta ließ sich Zeit und zog sein ganzes Register. Ylvas Stöhnen und ihre Zuckungen wirkten fast schon übertrieben, aber Gösta hatte nichts einzuwenden. Anschließend lag er lange neben ihr und versuchte mit schweißbedeckter Brust, seine Atmung zu regulieren.
    »Du kannst das«, sagte er.
    »Danke.«
    »Geht’s dir gut?«
    »Ja, mir geht’s gut«, antwortete Ylva.
    »Mike und Sanna geht es auch gut«, meinte Gösta.
    Ylva antwortete nicht. Weder er noch Marianne erwähnten ihre Familie je zufällig. Sie bezweckten immer etwas damit.
    »Er ist jetzt mit Nour zusammen. Das weißt du. Ich habe ihn noch nie glücklicher erlebt. Sanna übrigens auch nicht. Niemand ist unersetzlich, am allerwenigsten du.«
    Ylva sagte nichts.
    »Du würdest ganz schön was anrichten, wenn du plötzlich an ihrer Tür klingeln würdest.«
    »Mir geht es gut hier«, meinte Ylva.

    »Allerdings, sehr gut sogar, angesichts der Tatsache, weshalb du hier bist.«
    »Mit dir«, sagte Ylva. »Es geht mir gut mit dir.«
    Gösta lachte, setzte sich auf die Bettkante und zog sich die Unterhose wieder an.
    »Marianne sagt, ich hätte jetzt genug Spaß gehabt.«
    »Ist sie eifersüchtig?«
    Gösta starrte sie an. Sie senkte den Blick.
    »Verzeih.«
    »Wir gehören nicht zusammen, du und ich. Du bist ein billiges Flittchen, und du kannst dankbar sein, dass ich herkomme und dich ficke. Das tue ich aus Güte, verstehst du?«
    »Ich weiß, danke. Verzeih.«
    »Deine tausend Nächte nähern sich dem Ende, diese Sache verkommt zur Routine. Wie sehr ich die Sache auch drehe und wende, du hast nur drei Löcher. Ich komme morgen wieder. Dann will ich überrascht werden, verstanden? Wenn dir das nicht gelingt, müssen wir eine Lösung finden.«

    Wie Ylva vermutet hatte, hatten Mikes spontaner Besuch und das Überreichen der Flasche Wein Gösta und Marianne nervös gemacht. Er war in ihre Privatsphäre eingedrungen, ein Zeichen dafür, dass sich die Umwelt näherte, die Schlinge sich zuzog. Als logische Konsequenz bedeutete das, dass sie sie loswerden mussten. Sie war zu
einer Belastung geworden. Ohne sie hatten sie nichts zu verbergen, ohne sie konnten sie wen sie wollten in ihr Zuhause einladen.
    Marianne wollte, dass sie es selbst tat. Als Buße. Gösta auch. So war ihr ursprünglicher Plan.
    Beide betonten, wie unhaltbar ihre Situation sei. Auch wenn sie am Leben blieb, hatte sie keine Zukunft. Sie war eine Hure und konnte nie etwas anderes werden.
    Sie hatten natürlich recht. Alle würden dieselbe Frage stellen: Warum bist du nicht geflohen? Warum hast du es nicht einmal versucht?
    Ylva dachte gar nicht daran, ihnen die Genugtuung zu schenken, dass sie sich das Leben nahm. Ganz davon abgesehen würde sie das nie schaffen. Sie hoffte, dass die beiden sie im Schlaf töten oder sie vergiften würden, sodass sie einfach einschliefe. Aber sie hätte gern gewusst, was sie anschließend mit ihr machen würden. Sie wollte begraben werden, damit Mike und Sanna Gewissheit hatten und die Zukunft in Angriff nehmen konnten.
    Wie gerne wäre sie ahnungslos gewesen. Aber es war zu offensichtlich. Gösta würde sie ein letztes Mal ficken. Sie könnte ihr Äußerstes geben und so ein paar Tage Aufschub gewinnen. Aber es würde nichts nützen. Nächstes Mal sollte er die leblose Fickpuppe bekommen, in die er sie verwandelt hatte.
    Erst wollte sie schlafen. Sie war müde und wollte die Träume genießen, die sie nicht einsperrten. Wenn sie erwachte, wollte sie sich an sie erinnern.

    Ylva kroch unter die Decke, streckte die Hand nach dem Schalter der Stehlampe aus und drückte.
    Es wurde schwarz.

52. KAPITEL
    Der Anruf kam. Calle Collin war nicht weiter erstaunt, er hatte ihn erwartet.
    Es war die Redaktionschefin des Familienjournals. Sie fragte, wie es ihm gehe und was in der Hauptstadt für Wetter sei. Das ganze unnötige Geschwätz, auf dem die Leute außerhalb von Stockholm bestanden.
    Komm zur Sache, dachte Calle, gib mir schon den Gnadenstoß.
    »Also«, meinte die Redaktionschefin schließlich.
    Endlich.
    »Ich habe mit dem Chefredakteur gesprochen, und wir haben die Sache eine Weile erörtert. Wir sind uns sehr einig. Das sind wir.«
    Nicht noch eine Runde. Konnte sie ihn nicht einfach zum Teufel wünschen, und das war es dann?
    »Also …«, begann die Redaktionschefin.
    Jetzt kam es. Calle schloss die Augen und hielt den Atem an. Bestenfalls würde er in

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